Berlin (ots) - Auf Mitleid dürfen sie nicht hoffen.
Immobilienmakler genießen den zweifelhaften Ruf, anstrengungslos Geld
für wenig Leistung zu kassieren. Kaum eine Berufsgruppe hat
niedrigere Sympathiewerte. Wer also den Vermittlern ans Geld will,
darf auf Wohlwollen des Wahlvolks zählen. Weil das so ist, muss der
Senat bei einem seiner jüngsten Vorhaben auch nicht befürchten, dass
die Berliner wieder ihrer neuen Lust am Volksbegehren frönen werden.
Mit Zustimmung, Schadenfreude, bestenfalls Schulterzucken dürften die
meisten in der Stadt zur Kenntnis nehmen, dass die Provision des
Makler gedeckelt werden soll. Beim Verkauf einer Immobilie soll der
Vermittler höchstens fünf Prozent der Kaufsumme kassieren dürfen -
bisher sind es sechs (die Mehrwertsteuer kommt noch obendrauf).
Soziale Härtefälle würden dadurch nicht entstehen, Nebenkosten bei
Wohnungs- und Grundstückgeschäften sinken. Wo ist also das Problem?
Was Finanzsenator Ulrich Nußbaum erdacht hat und Justizsenator Thomas
Heilmann nun rechtlich prüft, ist allzu wohlfeil. Im Grunde macht die
Politik genau das, was sie Maklern vorwirft: Sie kassiert recht
ungeniert im Immobilien-Wunderland Berlin, wo derzeit noch die
kühnsten Ertragsprognosen übertroffen werden. Mit dem Beginn des
kommenden Jahres steigt die Grunderwerbsteuer von fünf auf sechs
Prozent. Das ist dann zweithöchster Wert aller Bundesländer und
bereits die zweite Erhöhung in Berlin seit Frühjahr 2012.
Gleichzeitig werden Makler vom Senat dafür gescholten, dass sie in
Berlin so viel kassieren wie nirgendwo sonst. Ihnen soll in dem
Moment eine Preisbremse verordnet werden, in dem der Senat sie löst.
Glaubwürdig ist das alles nicht. Dass der Maklerverband RDM jetzt
schäumt und juristischen Truppen gegen die Landesregierung in
Stellung bringt, ist nachvollziehbar. Gleichwohl wirkt der Ton
übertrieben schrill. Von "Unfug" und "bodenloser Unverschämtheit" ist
in einem Brief an Justizsenator Heilmann die Rede. Gleichzeitig wird
um die Existenz kleiner Maklerbüros gebarmt. Wer das liest, sollte
sich eine Zahl in Erinnerung rufen. In den vergangenen sechs Jahren
schnellte die Zahl der Makler in Berlin von knapp 800 auf über 1300
hoch. Sind sie alle in die Stadt geeilt, weil ihre Kollegen der
vielen Arbeit nicht mehr Herr wurden? Oder ging es dem einen oder
anderen möglicherweise doch vor allem darum, anstrengungsfrei am
Berliner Immobilienmarkt mitzuverdienen? Für einen guten
Marktüberblick braucht man im Internetzeitalter selten einen Makler.
Sind da sechs Prozent Provision beim Kauf und zwei Nettokaltmieten
bei Vermietung wirklich gerechtfertigt? Viele Menschen in der Stadt
rechnen und grübeln derzeit, ob sie den Kauf einer Wohnung oder eines
Baugrundstück finanziell stemmen können. Nebenkosten für Notare,
Makler und Abgaben sind ein hoher Teil der gesamten
Finanzierungslast. Das Gebaren vieler Makler ist häufig ein Ärgernis.
Gleiches gilt für Politiker, die allzu beherzt bei Steuern und
Abgaben zulangen.
Originaltext: BERLINER MORGENPOST
Digitale Medienmappe: http://www.presseportal.ch/de/pm/100050382
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Kontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de
Immobilienmakler genießen den zweifelhaften Ruf, anstrengungslos Geld
für wenig Leistung zu kassieren. Kaum eine Berufsgruppe hat
niedrigere Sympathiewerte. Wer also den Vermittlern ans Geld will,
darf auf Wohlwollen des Wahlvolks zählen. Weil das so ist, muss der
Senat bei einem seiner jüngsten Vorhaben auch nicht befürchten, dass
die Berliner wieder ihrer neuen Lust am Volksbegehren frönen werden.
Mit Zustimmung, Schadenfreude, bestenfalls Schulterzucken dürften die
meisten in der Stadt zur Kenntnis nehmen, dass die Provision des
Makler gedeckelt werden soll. Beim Verkauf einer Immobilie soll der
Vermittler höchstens fünf Prozent der Kaufsumme kassieren dürfen -
bisher sind es sechs (die Mehrwertsteuer kommt noch obendrauf).
Soziale Härtefälle würden dadurch nicht entstehen, Nebenkosten bei
Wohnungs- und Grundstückgeschäften sinken. Wo ist also das Problem?
Was Finanzsenator Ulrich Nußbaum erdacht hat und Justizsenator Thomas
Heilmann nun rechtlich prüft, ist allzu wohlfeil. Im Grunde macht die
Politik genau das, was sie Maklern vorwirft: Sie kassiert recht
ungeniert im Immobilien-Wunderland Berlin, wo derzeit noch die
kühnsten Ertragsprognosen übertroffen werden. Mit dem Beginn des
kommenden Jahres steigt die Grunderwerbsteuer von fünf auf sechs
Prozent. Das ist dann zweithöchster Wert aller Bundesländer und
bereits die zweite Erhöhung in Berlin seit Frühjahr 2012.
Gleichzeitig werden Makler vom Senat dafür gescholten, dass sie in
Berlin so viel kassieren wie nirgendwo sonst. Ihnen soll in dem
Moment eine Preisbremse verordnet werden, in dem der Senat sie löst.
Glaubwürdig ist das alles nicht. Dass der Maklerverband RDM jetzt
schäumt und juristischen Truppen gegen die Landesregierung in
Stellung bringt, ist nachvollziehbar. Gleichwohl wirkt der Ton
übertrieben schrill. Von "Unfug" und "bodenloser Unverschämtheit" ist
in einem Brief an Justizsenator Heilmann die Rede. Gleichzeitig wird
um die Existenz kleiner Maklerbüros gebarmt. Wer das liest, sollte
sich eine Zahl in Erinnerung rufen. In den vergangenen sechs Jahren
schnellte die Zahl der Makler in Berlin von knapp 800 auf über 1300
hoch. Sind sie alle in die Stadt geeilt, weil ihre Kollegen der
vielen Arbeit nicht mehr Herr wurden? Oder ging es dem einen oder
anderen möglicherweise doch vor allem darum, anstrengungsfrei am
Berliner Immobilienmarkt mitzuverdienen? Für einen guten
Marktüberblick braucht man im Internetzeitalter selten einen Makler.
Sind da sechs Prozent Provision beim Kauf und zwei Nettokaltmieten
bei Vermietung wirklich gerechtfertigt? Viele Menschen in der Stadt
rechnen und grübeln derzeit, ob sie den Kauf einer Wohnung oder eines
Baugrundstück finanziell stemmen können. Nebenkosten für Notare,
Makler und Abgaben sind ein hoher Teil der gesamten
Finanzierungslast. Das Gebaren vieler Makler ist häufig ein Ärgernis.
Gleiches gilt für Politiker, die allzu beherzt bei Steuern und
Abgaben zulangen.
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