Bielefeld (ots) - Das war es also, das »große« TV-Duell. Mehr als zehn Millionen Zuschauer haben die durchaus unterhaltsame, bisweilen sogar spannende Polit-Show verfolgt. Aber wirklich viel Neues haben wir nicht erfahren zu den Themen Steuern, Finanzkrise, Mietpreisbremse, Energiewende und Mindestlohn. Und einen eindeutigen Sieger hat dieses TV-Duell auch nicht hervorgebracht. Angesichts der hohen Einschaltquoten war es das politische Fernsehereignis dieses Sommers. Betrachtet man jedoch den Erkenntnisgewinn, stellt sich schnell Ernüchterung ein. So richtig fesselnd wie ein guter »Tatort« war dieses Duell gewiss nicht - zu starr ist das Sendeformat, zu sehr waren Merkel und Steinbrück darauf bedacht, bloß nichts Falsches zu sagen. Trotz Kontroversen spürte man zudem ihren gegenseitigen Respekt voreinander. So kam es, wie man es vermutet hatte. Angela Merkel pries ihre Regierungsarbeit an, stellte die gute Situation Deutschlands heraus. Und Peer Steinbrück kämpfte zwar, hat es aber auch diesmal nicht hinreichend geschafft, Sympathiepunkte zu sammeln. Dabei hätte er diese so bitter nötig gehabt. Für den SPD-Kandidaten war das Zusammentreffen mit der Bundeskanzlerin die letzte Chance, die Stimmung im Land noch zu drehen. Aber Peer Steinbrück hat sie nicht nutzen können. Das liegt aber nicht nur an ihm selbst, sondern auch an den strikten Vorgaben dieses TV-Formats und nicht zuletzt an seiner Gegnerin. Niemand hat wohl ernsthaft gedacht, Angela Merkel würde derart patzen, dass ihr Umfrage- und Sympathievorsprung in nur 90 Minuten verspielt wird? Dafür ist sie nach acht Jahren als Kanzlerin viel zu clever und erfahren. Wer hat sich nun besser geschlagen? Das TV-Duell hat gezeigt, dass Peer Steinbrück lernfähig ist. Er wirkte nicht mehr so arrogant und fahrig, wie zuletzt so häufig vor laufenden Kameras. Der Herausforderer hat Fachkenntnis bewiesen. Aber wirklich authentisch war Steinbrück auch diesmal nicht. Sein Problem ist nach wie vor, dass Partei und Person nicht zusammenpassen. Zudem sind die Deutschen für seinen Kurs der »klaren Kante« nicht zu haben. Außerdem kommt es gerade im Fernsehen nicht nur darauf an, was man sagt, sondern wie man es sagt. Angela Merkel hat sich sachlich gegeben, ohne zu begeistern. Nüchtern hat sie ihre Politik erklärt. So kennen die Menschen sie und so mögen sie die allermeisten - mit all ihren Stärken, aber auch Schwächen. Gut ist, dass das TV-Duell nicht so zäh verlaufen ist wie der großkoalitionäre Kaffeeklatsch zwischen Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier vor vier Jahren. Keine Frage: Das Duell war keine Sensation, aber hat die Wahl am 22. September ins Bewusstsein gerückt. Vor allem: Es war Wahlkampf - wenigstens für 90 Minuten.
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