Düsseldorf (ots) - Auf Augenhöhe mit der Kanzlerin zu sein, endlich wahrgenommen zu werden als kompetenter Herausforderer - das sollte das TV-Duell für den bislang durch Missgeschicke und Dünnhäutigkeiten aufgefallenen SPD-Kanzlerkandidaten bringen. Und: Peer Steinbrück nutzte die Chance. Souverän, ruhig, nur gelegentlich bissig, schaffte es der Sozialdemokrat, die zunächst ungewohnt fahrige und angestrengt wirkende Kanzlerin in die Ecke zu treiben. Auch wenn Angela Merkel im Verlauf des Duells besser, weil angriffslustiger und präziser wurde, dürfte Steinbrück vor allem bei der eigenen Wählerschaft gepunktet haben. Die wichtigsten sozialdemokratischen Botschaften brachte der SPD-Mann geschickt immer wieder unter. Das Gefühl, es lohnt sich, noch einmal zu kämpfen, konnte Steinbrück seinen nach einem Aufbruchssignal lechzenden Mitstreitern deutlich besser vermitteln als die Kanzlerin, deren durchwachsener Auftritt nicht unbedingt zu einem Weckruf im Wahlkampf an die eigene Mannschaft geriet. Einen überraschenden Punkt über die eigene Klientel hinaus setzte der Merkel-Herausforderer aber nicht. Die Kanzlerin ließ - ganz Staatsfrau - die Steinbrück-Attacken an sich abprallen. "Nicht dauernd das Land so schlecht malen", das war ihr wichtigster Punkt. Für die Mitte der Gesellschaft, einst von Peer Steinbrück als zentrale Zielgruppe für die SPD auserkoren, setzte die Amtsinhaberin die unüberhörbare Botschaft: keine höheren Steuern in schwierigen Zeiten. Fazit: Das Duell endet mit einem kraftvollen Unentschieden. Und damit heißt der heimliche Gewinner Peer Steinbrück. Denn die amtierenden Bundeskanzler haben in der Geschichte des Fernsehwettstreits immer mehr zu verlieren gehabt, müssen sie doch ihrer Führungsrolle gerecht werden. Für Steinbrück war es wichtig, dass Merkel vor einem Millionenpublikum seinen Argumenten nicht mehr ausweichen konnte. Damit hat er der schwächelnden SPD-Kampagne wieder ein bisschen Wind unter die Segel gepustet. Dass der Merkel-Herausforderer in einem 90-Minuten-Talk, in dem das Format ein hastiges Themen-Hopping bedingt, den massiven Popularitätsvorsprung der Kanzlerin wettmachen könnte, davon war selbst bei der SPD keiner ausgegangen. Auch fehlte Steinbrück das emotionale Überraschungsmoment, das Kanzler Gerhard Schröder im TV-Duell 2005 mit seiner spontanen Liebeserklärung an seine Frau gelang. Aber zeigen, dass die SPD im Wahlkampf sich noch nicht aufgegeben hat - das konnte Peer Steinbrück gestern wohl. Und das hat er getan.
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