Verantwortlicher Redakteur: Markus Meister
Heute freuen wir uns über ein FN-Vorstandsinterview mit dem Finanzvorstand der OSRAM Licht AG (WKN LED400, ISIN DE000LED4000, Aktien-Kürzel OSR), Herrn Dr. Klaus Patzak, auf FinanzNachrichten.de. Die OSRAM Licht AG mit Sitz in München und aktuell mehr als 35.000 Mitarbeitern wurde bereits vor einem knappen Jahrhundert im Jahr 1919 als OSRAM G.m.b.H. KG gegründet und ist mittlerweile neben dem niederländischen Philips-Konzern, Panasonicund General Electric einer der drei weltweit führenden Leuchtmittelhersteller. In knapp 40 Werken weltweit produziert das allbekannte Unternehmen Leuchtmittel aller Art für den professionellen wie heimischen Einsatz. Daneben deckt OSRAM die gesamte Wertschöpfungskette seiner Branche beispielweise mit Leuchten oder intelligenten Licht-Lösungen ab. OSRAM war von 1978 bis zum Börsengang am 8. Juli diesen Jahres ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Siemens AG, die nun nur noch einen Anteil von 17 % an der neu geschaffenen OSRAM Licht AG hält.
OSRAM erzielte im Geschäftsjahr 2011/2012 (1.10.2011 bis 30.09.2012) einen Umsatz in Höhe von 5,4 Mrd. Euro und ein positives EBITA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen) von 53 Mio. Euro, während unterm Strich noch ein Verlust in Höhe von -378 Mio. Euro verzeichnet wurde. Dieser Fehlbetrag war massiven Restrukturierungs- und Einmalaufwendungen geschuldet, die der Vorstand vor dem geplanten Börsengang veranlasst hatte. Der Konzern hat jedoch bereits jüngst für 2013 eine Rückkehr in die Gewinnzone angekündigt. Auf Quartalsbasis betrachtet, sank der Umsatz zwischen Anfang April und Ende Juni im Vergleich zum Vorjahr um -2 % auf ca. 1,28 Mrd. Euro, während das EBITA hingegen gleichzeitig deutlich von 6 Mio. Euro auf 22 Mio. Euro gesteigert werden konnte. Insgesamt liegt der Gewinn mit ca. 14 Mio. Euro im Dreimonatszeitraum aber dennoch -75 % unter dem von positiven Steuereffekten begünstigten Vorjahresergebnis von fast 55 Mio. Euro.
Die aktuellen Kursziele der Analysten zeichnen für die OSRAM-Aktie, die vom Ausgabekurs 24 Euro am 7. Juli mit inzwischen knapp +30 % Kursgewinn auf derzeit rund 31 Euro äusserst stark in ihr erstes Börsenjahr gestartet ist, erstaunlicherweise doch ein recht gemischtes Prognosebild (Chart). HSBC beispielsweise empfiehlt OSRAM mit einem Kursziel von 40 Euro zum Kauf, während Société Générale eine der Banken ist, deren Analysten die faire Bewertung deutlich niedriger sehen und zum Verkauf raten. Das erste Kursziel der französischen Bank in Höhe von 24 Euro soll nun in einer nicht öffentlich zugänglichen Studie nach Unternehmensangaben am 1. August auf mittlerweile 26 Euro angehoben worden sein. Das bislang im TecDAX notierte Unternehmen wird nun per 23.9. in den MDAX aufgenommen und könnte mit aktuell bereits 3,2 Mrd. Euro Marktkapitalisierung bei weiterhin guter Kursentwicklung langfristig möglicherweise sogar in den DAX-Index aufsteigen. Dort bringt beispielsweise die K+S AG derzeit gerade noch ca. 3,6 Mrd. Euro auf die Börsenwaage. Wir haben aufgrund dieser interessanten Entwicklungen Dr. Klaus Patzak, dem Finanzvorstand des Leuchtmittelherstellers, einige Fragen zur aktuellen Geschäftsentwicklung gestellt.
FinanzNachrichten.de
Sehr geehrter Herr Dr. Patzak, viele Leser werden den Markennamen OSRAM gedanklich vor allem mit Glühbirnen in den typischen weiss-orangen Verpackungen verknüpfen. Als weltweit führendes Unternehmen im Bereich Leuchtmittel wurde OSRAM erst vor wenigen Wochen von der langjährigen Muttergesellschaft Siemens sehr erfolgreich an der Börse platziert. Können Sie uns das global tätige Unternehmen mit eigenen Worten etwas genauer beschreiben?
KLAUS PATZAK:
OSRAM ist einer der weltweit führenden Lichtkonzerne und die Marke schon seit über 100 Jahren ein Synonym für Licht. Glühlampen machen heute nur noch einen sehr geringen Teil unseres Umsatzes aus. Deswegen ist OSRAM auch schon seit Jahren für viele andere Anwendungsbereiche bekannt: Wir sind international führend im Bereich Automobilbeleuchtung. Auch im Sport ist unsere Technik prominent vertreten, bei der letzten Fussball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine beispielsweise in jedem zweiten Stadion. In Brasilien bei der Fussball-WM wird es sich ähnlich verhalten. Als integrierter Lichtkonzern decken wir heute das gesamte Spektrum des Lichts ab. Dazu gehören LED-Komponenten, Lampen, komplette Leuchten, Licht-Management-Systeme und umfassende Beleuchtungslösungen.
FN:
Wie verteilt sich der Umsatz auf die Geschäftsbereiche und welches sind für Sie die wichtigsten Märkte?
KLAUS PATZAK:
Grob gesagt, gliedern wir unser Geschäft in 3 Bereiche: Das sind zum einen Spezialbeleuchtungen, worunter im Besonderen die schon erwähnte Automobilbeleuchtung fällt, zum anderen Optische Halbleiterkomponenten, sogenannte LEDs. Das weite Feld der Allgemeinbeleuchtung haben wir gemäss unserer Aufstellung entlang der gesamten Wertschöpfungskette nochmals in vier Business Units unterteilt, von denen das Lampengeschäft die Grösste ist. Im jüngsten Quartal haben wir aus Konzernsicht bereits mehr als 30 % unseres Umsatzes mit halbleiterbasierten Produkten erzielt, also LED oder auch 'SSL' genannt für Solid State Lighting. Zum Ende des Geschäftsjahres 2012 lagen wir bei 25 %. Sie sehen, wie dynamisch die Entwicklung in den letzten drei Quartalen war. Wir gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung mit steigender Akzeptanz der LED-Technologie in der Allgemeinbeleuchtung fortsetzt. Aus regionaler Sicht wird Asien der Wachstumsmotor des Lichtmarktes sein.
FN:
OSRAM baut derzeit angesichts der tiefgreifenden Umbrüche im Lichtmarkt rund 8.000 Stellen ab und verkauft oder schliesst Produktionsstätten traditioneller Lampen. Auf der anderen Seite wird die Entwicklung der Leuchtdioden-Technik mit grossen Investitionen vorangetrieben. Das Geschäft mit LED macht, wie Sie sagten, inzwischen bereits mehr als 30 % des Umsatzes aus. Können Sie unseren Lesern bitte die Veränderungen im Branchenumfeld darstellen und wie sich diese sich auf das Unternehmen OSRAM auswirken?
KLAUS PATZAK:
Durch den Wandel von analogem zu LED-basiertem, digitalem Licht befindet sich die Branche im stärksten Umbruch seit Erfindung der Glühlampe. Dies hat eine ganze Reihe von Auswirkungen: Innovationszyklen verkürzen sich von Jahren auf Monate, neue Wettbewerber kommen auf den Markt, der Wettbewerb verschärft sich. Gab es früher einige wenige Anbieter, so gibt es nun hunderte im LED-Bereich tätige Unternehmen, vielfach aus Asien und ursprünglich nicht aus der Lichtindustrie stammend. Die Zahl der Wettbewerber unserer Sparte für LED-Komponenten beispielsweise hat sich zwischen 2002 und 2012 in etwa verzwanzigfacht. Zudem übersteigen LED-Produkte die Lebensdauer von traditionellen Leuchtmitteln um ein Vielfaches. Das führt zu einer schrittweisen Verschiebung weg vom Ersatzgeschäft hin zu Erstausrüstung und komplexeren Lichtlösungen. Mit unserem Umbauprogramm stellen wir uns auf den Wandel ein, um ihn zu gestalten und vom künftigen Wachstum zu profitieren.
FN:
Wie verläuft dieses Umbauprogramm und welche Ziele möchten Sie damit letztendlich erreichen?
KLAUS PATZAK:
Der laufende Konzernumbau soll OSRAM fit für den Lichtmarkt der Zukunft machen. Dieser wird zukünftig aufgrund der LED-Technologie eine viel stärkere Dynamik haben, als der von relativ wenigen Spielern dominierte Lichtmarkt der Vergangenheit. Unsere Ziele sind klar definiert: Wir wollen profitabel wachsen und ab dem Geschäftsjahr 2015 über den Zyklus hinweg eine durchschnittliche EBITA-Marge von mindestens 8 % erreichen. Der Umbau selbst schreitet gut voran. Im Hinblick auf die kumulierten Bruttoeinsparungen von rund einer Milliarde Euro von 2013 bis 2015 lagen wir per Ende Juni über den eigenen Planungen und hatten nach drei Quartalen bereits knapp ein Drittel erreicht. Unser Unternehmensprogramm 'OSRAM Push' ist aber mehr als ein reines Kostensenkungsprogramm. Wir adressieren alle Hebel der Wertsteigerung auf der Faktorseite genauso wie auf der Umsatzseite, wo wir den Umsatzanteil mit neuen Produkten kontinuierlich steigern. Gleichzeitig erhöhen wir massiv die Transparenz in den Finanzzahlen und kaskadieren die finanziellen Ziele in die Organisation.
FN:
Der Umsatz schrumpfte in der Zeit zwischen Anfang April und Ende Juni um -2 % auf knapp 1,3 Mrd. Euro, während der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (EBITA) im dritten Quartal deutlich von 6 Mio. Euro im Vorjahr auf 22 Mio. Euro gesteigert wurde. Unterm Strich wurde jedoch mit ca. 14 Mio. Euro rund drei Viertel weniger verdient als im Vorjahr. Da Sie im Rahmen der Veröffentlichung sogar Ihre Prognose fürs Gesamtjahr anheben konnten, dürften Sie als CFO dennoch recht zufrieden sein mit den Zahlen. Was waren die Hauptgründe für die solide Entwicklung?
KLAUS PATZAK:
Der Umsatz ist vor allem wegen eines Basiseffekts in Zusammenhang mit dem Ausstieg aus Joint Ventures in Japan gesunken. Auf vergleichbarer Basis, also unter Ausklammerung von Portfolio- und Währungseffekten, ist der Umsatz im letzten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um +2 % gewachsen. Das EBITA bereinigt um Sondereffekte - und hier vornehmlich Transformationskosten aus dem Umbau - kletterte um beträchtliche +27 %. Hier sehen wir bereits daraus resultierende positive Effekte. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind - zurück zu profitablem Wachstum.
FN:
Die Aktie hat sich ja nach dem Börsengang mit rund 30 % Kursplus bereits hervorragend entwickelt. Zwar dürfen Sie zur Aktienkursentwicklung wohl sicher keine Einschätzung abgeben, aber welche fundamentalen Faktoren könnten aus Ihrer Sicht zukünftig einen weiteren deutlichen Anstieg des Unternehmenswerts für die Aktionäre ermöglichen?
KLAUS PATZAK:
Wir haben in den ersten zwei Wochen der Börsennotitz einen kumulierten Umsatz von rund 60 % des Free Floats gehabt. Mit der Entwicklung seit dem 8. Juli bin ich insgesamt zufrieden, wenngleich es natürlich nur ein sehr kurzer Betrachtungszeitraum ist. Unser Hauptaugenmerk gilt aber weiterhin dem operativen Geschäft, aber da sind wir noch nicht am Ziel. Unser Umbau ist ja noch nicht abgeschlossen, obwohl wir im dritten Geschäftsquartal mit unseren Einsparbestrebungen über Plan lagen. Unsere Ansprüche sind, wie gesagt, klar definiert: Profitables Wachstum und ab 2015 eine branchenübliche Marge.
FN:
Sollte für das laufende Geschäftsjahr 2013 ein Gewinn erzielt werden, dürfen die Aktionäre dann mit einer ersten Dividende rechnen? Als Grossunternehmen haben Sie sicher eine konkrete Dividendenpolitik festgelegt, sprich den Anteil der Gewinne, der zukünftig an die Anleger ausgeschüttet wird - also beispielsweise 50 % oder 60 % des Jahresergebnisses. Wie sieht Ihre Dividendenstrategie denn konkret aus?
KLAUS PATZAK:
Wir haben im Rahmen unseres Börsengangs kommuniziert, dass die Aktionäre wegen des laufenden Konzernumbaus nicht mit einer Dividende für 2013 rechnen sollen. Dies ist auch jetzt noch der aktuelle Stand.
Generell wollen wir aber 30 bis 50 % unseres Gewinns an die Aktionäre ausschütten, wobei Dividendenzahlungen natürlich mit einer langfristigen und nachhaltigen Geschäftsentwicklung im Einklang stehen müssen.
FN:
Sind grössere Übernahmen oder Beteiligungen derzeit ein Thema?
KLAUS PATZAK:
Wir planen derzeit keine grossen Übernahmen. Der Fokus liegt auf der Abarbeitung unseres Unternehmensprogramms OSRAM Push. Ausserdem müssen die bisherigen Akquisitionen zunächst sichtbare Fortschritte zeigen.
FN:
Was sind aus Ihrer Sicht weitere spannende, aussichtsreichste Zukunftsthemen, Entwicklungen und Trends für OSRAM?
KLAUS PATZAK:
Das digitale Licht verändert die Lichtwelt und eröffnet neue Chancen. Mit führenden Positionen in einzelnen Geschäften haben wir gute Voraussetzungen in einem attraktiven Markt, der in Zukunft viel mehr Möglichkeiten als Lumen pro Watt oder Dollar aufweist.
Ein Zusammenspiel aus Themen wie Licht, Lebensqualität und damit auch Gesundheit, werden an Bedeutung zunehmen. Wir werden neue Anwendungen sehen, wie die Steuerung verschiedenster Geräte mittels Gesten. In all diesen Anwendungen spielen OSRAM-Produkte eine wichtige Rolle. Connected bzw. Smart Light, also die Verbindung von Licht und Daten, wird ein Thema. Aber auch am Know-how rund um die nächste Beleuchtungstechnologie arbeiten wir bereits seit längerem: Die organischen Leuchtdioden oder kurz OLED. Flächenlicht, das beispielweise flexibel in einen Autohimmel integriert werden kann oder als Vorhang Räume illuminieren könnte.
FN:
Herr Dr. Patzak, wir bedanken uns herzlich für das interessante Interview!
Heute freuen wir uns über ein FN-Vorstandsinterview mit dem Finanzvorstand der OSRAM Licht AG (WKN LED400, ISIN DE000LED4000, Aktien-Kürzel OSR), Herrn Dr. Klaus Patzak, auf FinanzNachrichten.de. Die OSRAM Licht AG mit Sitz in München und aktuell mehr als 35.000 Mitarbeitern wurde bereits vor einem knappen Jahrhundert im Jahr 1919 als OSRAM G.m.b.H. KG gegründet und ist mittlerweile neben dem niederländischen Philips-Konzern, Panasonicund General Electric einer der drei weltweit führenden Leuchtmittelhersteller. In knapp 40 Werken weltweit produziert das allbekannte Unternehmen Leuchtmittel aller Art für den professionellen wie heimischen Einsatz. Daneben deckt OSRAM die gesamte Wertschöpfungskette seiner Branche beispielweise mit Leuchten oder intelligenten Licht-Lösungen ab. OSRAM war von 1978 bis zum Börsengang am 8. Juli diesen Jahres ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Siemens AG, die nun nur noch einen Anteil von 17 % an der neu geschaffenen OSRAM Licht AG hält.
OSRAM erzielte im Geschäftsjahr 2011/2012 (1.10.2011 bis 30.09.2012) einen Umsatz in Höhe von 5,4 Mrd. Euro und ein positives EBITA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen) von 53 Mio. Euro, während unterm Strich noch ein Verlust in Höhe von -378 Mio. Euro verzeichnet wurde. Dieser Fehlbetrag war massiven Restrukturierungs- und Einmalaufwendungen geschuldet, die der Vorstand vor dem geplanten Börsengang veranlasst hatte. Der Konzern hat jedoch bereits jüngst für 2013 eine Rückkehr in die Gewinnzone angekündigt. Auf Quartalsbasis betrachtet, sank der Umsatz zwischen Anfang April und Ende Juni im Vergleich zum Vorjahr um -2 % auf ca. 1,28 Mrd. Euro, während das EBITA hingegen gleichzeitig deutlich von 6 Mio. Euro auf 22 Mio. Euro gesteigert werden konnte. Insgesamt liegt der Gewinn mit ca. 14 Mio. Euro im Dreimonatszeitraum aber dennoch -75 % unter dem von positiven Steuereffekten begünstigten Vorjahresergebnis von fast 55 Mio. Euro.
Die aktuellen Kursziele der Analysten zeichnen für die OSRAM-Aktie, die vom Ausgabekurs 24 Euro am 7. Juli mit inzwischen knapp +30 % Kursgewinn auf derzeit rund 31 Euro äusserst stark in ihr erstes Börsenjahr gestartet ist, erstaunlicherweise doch ein recht gemischtes Prognosebild (Chart). HSBC beispielsweise empfiehlt OSRAM mit einem Kursziel von 40 Euro zum Kauf, während Société Générale eine der Banken ist, deren Analysten die faire Bewertung deutlich niedriger sehen und zum Verkauf raten. Das erste Kursziel der französischen Bank in Höhe von 24 Euro soll nun in einer nicht öffentlich zugänglichen Studie nach Unternehmensangaben am 1. August auf mittlerweile 26 Euro angehoben worden sein. Das bislang im TecDAX notierte Unternehmen wird nun per 23.9. in den MDAX aufgenommen und könnte mit aktuell bereits 3,2 Mrd. Euro Marktkapitalisierung bei weiterhin guter Kursentwicklung langfristig möglicherweise sogar in den DAX-Index aufsteigen. Dort bringt beispielsweise die K+S AG derzeit gerade noch ca. 3,6 Mrd. Euro auf die Börsenwaage. Wir haben aufgrund dieser interessanten Entwicklungen Dr. Klaus Patzak, dem Finanzvorstand des Leuchtmittelherstellers, einige Fragen zur aktuellen Geschäftsentwicklung gestellt.
FinanzNachrichten.de
Sehr geehrter Herr Dr. Patzak, viele Leser werden den Markennamen OSRAM gedanklich vor allem mit Glühbirnen in den typischen weiss-orangen Verpackungen verknüpfen. Als weltweit führendes Unternehmen im Bereich Leuchtmittel wurde OSRAM erst vor wenigen Wochen von der langjährigen Muttergesellschaft Siemens sehr erfolgreich an der Börse platziert. Können Sie uns das global tätige Unternehmen mit eigenen Worten etwas genauer beschreiben?
KLAUS PATZAK:
OSRAM ist einer der weltweit führenden Lichtkonzerne und die Marke schon seit über 100 Jahren ein Synonym für Licht. Glühlampen machen heute nur noch einen sehr geringen Teil unseres Umsatzes aus. Deswegen ist OSRAM auch schon seit Jahren für viele andere Anwendungsbereiche bekannt: Wir sind international führend im Bereich Automobilbeleuchtung. Auch im Sport ist unsere Technik prominent vertreten, bei der letzten Fussball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine beispielsweise in jedem zweiten Stadion. In Brasilien bei der Fussball-WM wird es sich ähnlich verhalten. Als integrierter Lichtkonzern decken wir heute das gesamte Spektrum des Lichts ab. Dazu gehören LED-Komponenten, Lampen, komplette Leuchten, Licht-Management-Systeme und umfassende Beleuchtungslösungen.
FN:
Wie verteilt sich der Umsatz auf die Geschäftsbereiche und welches sind für Sie die wichtigsten Märkte?
KLAUS PATZAK:
Grob gesagt, gliedern wir unser Geschäft in 3 Bereiche: Das sind zum einen Spezialbeleuchtungen, worunter im Besonderen die schon erwähnte Automobilbeleuchtung fällt, zum anderen Optische Halbleiterkomponenten, sogenannte LEDs. Das weite Feld der Allgemeinbeleuchtung haben wir gemäss unserer Aufstellung entlang der gesamten Wertschöpfungskette nochmals in vier Business Units unterteilt, von denen das Lampengeschäft die Grösste ist. Im jüngsten Quartal haben wir aus Konzernsicht bereits mehr als 30 % unseres Umsatzes mit halbleiterbasierten Produkten erzielt, also LED oder auch 'SSL' genannt für Solid State Lighting. Zum Ende des Geschäftsjahres 2012 lagen wir bei 25 %. Sie sehen, wie dynamisch die Entwicklung in den letzten drei Quartalen war. Wir gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung mit steigender Akzeptanz der LED-Technologie in der Allgemeinbeleuchtung fortsetzt. Aus regionaler Sicht wird Asien der Wachstumsmotor des Lichtmarktes sein.
FN:
OSRAM baut derzeit angesichts der tiefgreifenden Umbrüche im Lichtmarkt rund 8.000 Stellen ab und verkauft oder schliesst Produktionsstätten traditioneller Lampen. Auf der anderen Seite wird die Entwicklung der Leuchtdioden-Technik mit grossen Investitionen vorangetrieben. Das Geschäft mit LED macht, wie Sie sagten, inzwischen bereits mehr als 30 % des Umsatzes aus. Können Sie unseren Lesern bitte die Veränderungen im Branchenumfeld darstellen und wie sich diese sich auf das Unternehmen OSRAM auswirken?
KLAUS PATZAK:
Durch den Wandel von analogem zu LED-basiertem, digitalem Licht befindet sich die Branche im stärksten Umbruch seit Erfindung der Glühlampe. Dies hat eine ganze Reihe von Auswirkungen: Innovationszyklen verkürzen sich von Jahren auf Monate, neue Wettbewerber kommen auf den Markt, der Wettbewerb verschärft sich. Gab es früher einige wenige Anbieter, so gibt es nun hunderte im LED-Bereich tätige Unternehmen, vielfach aus Asien und ursprünglich nicht aus der Lichtindustrie stammend. Die Zahl der Wettbewerber unserer Sparte für LED-Komponenten beispielsweise hat sich zwischen 2002 und 2012 in etwa verzwanzigfacht. Zudem übersteigen LED-Produkte die Lebensdauer von traditionellen Leuchtmitteln um ein Vielfaches. Das führt zu einer schrittweisen Verschiebung weg vom Ersatzgeschäft hin zu Erstausrüstung und komplexeren Lichtlösungen. Mit unserem Umbauprogramm stellen wir uns auf den Wandel ein, um ihn zu gestalten und vom künftigen Wachstum zu profitieren.
FN:
Wie verläuft dieses Umbauprogramm und welche Ziele möchten Sie damit letztendlich erreichen?
KLAUS PATZAK:
Der laufende Konzernumbau soll OSRAM fit für den Lichtmarkt der Zukunft machen. Dieser wird zukünftig aufgrund der LED-Technologie eine viel stärkere Dynamik haben, als der von relativ wenigen Spielern dominierte Lichtmarkt der Vergangenheit. Unsere Ziele sind klar definiert: Wir wollen profitabel wachsen und ab dem Geschäftsjahr 2015 über den Zyklus hinweg eine durchschnittliche EBITA-Marge von mindestens 8 % erreichen. Der Umbau selbst schreitet gut voran. Im Hinblick auf die kumulierten Bruttoeinsparungen von rund einer Milliarde Euro von 2013 bis 2015 lagen wir per Ende Juni über den eigenen Planungen und hatten nach drei Quartalen bereits knapp ein Drittel erreicht. Unser Unternehmensprogramm 'OSRAM Push' ist aber mehr als ein reines Kostensenkungsprogramm. Wir adressieren alle Hebel der Wertsteigerung auf der Faktorseite genauso wie auf der Umsatzseite, wo wir den Umsatzanteil mit neuen Produkten kontinuierlich steigern. Gleichzeitig erhöhen wir massiv die Transparenz in den Finanzzahlen und kaskadieren die finanziellen Ziele in die Organisation.
FN:
Der Umsatz schrumpfte in der Zeit zwischen Anfang April und Ende Juni um -2 % auf knapp 1,3 Mrd. Euro, während der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (EBITA) im dritten Quartal deutlich von 6 Mio. Euro im Vorjahr auf 22 Mio. Euro gesteigert wurde. Unterm Strich wurde jedoch mit ca. 14 Mio. Euro rund drei Viertel weniger verdient als im Vorjahr. Da Sie im Rahmen der Veröffentlichung sogar Ihre Prognose fürs Gesamtjahr anheben konnten, dürften Sie als CFO dennoch recht zufrieden sein mit den Zahlen. Was waren die Hauptgründe für die solide Entwicklung?
KLAUS PATZAK:
Der Umsatz ist vor allem wegen eines Basiseffekts in Zusammenhang mit dem Ausstieg aus Joint Ventures in Japan gesunken. Auf vergleichbarer Basis, also unter Ausklammerung von Portfolio- und Währungseffekten, ist der Umsatz im letzten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um +2 % gewachsen. Das EBITA bereinigt um Sondereffekte - und hier vornehmlich Transformationskosten aus dem Umbau - kletterte um beträchtliche +27 %. Hier sehen wir bereits daraus resultierende positive Effekte. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind - zurück zu profitablem Wachstum.
FN:
Die Aktie hat sich ja nach dem Börsengang mit rund 30 % Kursplus bereits hervorragend entwickelt. Zwar dürfen Sie zur Aktienkursentwicklung wohl sicher keine Einschätzung abgeben, aber welche fundamentalen Faktoren könnten aus Ihrer Sicht zukünftig einen weiteren deutlichen Anstieg des Unternehmenswerts für die Aktionäre ermöglichen?
KLAUS PATZAK:
Wir haben in den ersten zwei Wochen der Börsennotitz einen kumulierten Umsatz von rund 60 % des Free Floats gehabt. Mit der Entwicklung seit dem 8. Juli bin ich insgesamt zufrieden, wenngleich es natürlich nur ein sehr kurzer Betrachtungszeitraum ist. Unser Hauptaugenmerk gilt aber weiterhin dem operativen Geschäft, aber da sind wir noch nicht am Ziel. Unser Umbau ist ja noch nicht abgeschlossen, obwohl wir im dritten Geschäftsquartal mit unseren Einsparbestrebungen über Plan lagen. Unsere Ansprüche sind, wie gesagt, klar definiert: Profitables Wachstum und ab 2015 eine branchenübliche Marge.
FN:
Sollte für das laufende Geschäftsjahr 2013 ein Gewinn erzielt werden, dürfen die Aktionäre dann mit einer ersten Dividende rechnen? Als Grossunternehmen haben Sie sicher eine konkrete Dividendenpolitik festgelegt, sprich den Anteil der Gewinne, der zukünftig an die Anleger ausgeschüttet wird - also beispielsweise 50 % oder 60 % des Jahresergebnisses. Wie sieht Ihre Dividendenstrategie denn konkret aus?
KLAUS PATZAK:
Wir haben im Rahmen unseres Börsengangs kommuniziert, dass die Aktionäre wegen des laufenden Konzernumbaus nicht mit einer Dividende für 2013 rechnen sollen. Dies ist auch jetzt noch der aktuelle Stand.
Generell wollen wir aber 30 bis 50 % unseres Gewinns an die Aktionäre ausschütten, wobei Dividendenzahlungen natürlich mit einer langfristigen und nachhaltigen Geschäftsentwicklung im Einklang stehen müssen.
FN:
Sind grössere Übernahmen oder Beteiligungen derzeit ein Thema?
KLAUS PATZAK:
Wir planen derzeit keine grossen Übernahmen. Der Fokus liegt auf der Abarbeitung unseres Unternehmensprogramms OSRAM Push. Ausserdem müssen die bisherigen Akquisitionen zunächst sichtbare Fortschritte zeigen.
FN:
Was sind aus Ihrer Sicht weitere spannende, aussichtsreichste Zukunftsthemen, Entwicklungen und Trends für OSRAM?
KLAUS PATZAK:
Das digitale Licht verändert die Lichtwelt und eröffnet neue Chancen. Mit führenden Positionen in einzelnen Geschäften haben wir gute Voraussetzungen in einem attraktiven Markt, der in Zukunft viel mehr Möglichkeiten als Lumen pro Watt oder Dollar aufweist.
Ein Zusammenspiel aus Themen wie Licht, Lebensqualität und damit auch Gesundheit, werden an Bedeutung zunehmen. Wir werden neue Anwendungen sehen, wie die Steuerung verschiedenster Geräte mittels Gesten. In all diesen Anwendungen spielen OSRAM-Produkte eine wichtige Rolle. Connected bzw. Smart Light, also die Verbindung von Licht und Daten, wird ein Thema. Aber auch am Know-how rund um die nächste Beleuchtungstechnologie arbeiten wir bereits seit längerem: Die organischen Leuchtdioden oder kurz OLED. Flächenlicht, das beispielweise flexibel in einen Autohimmel integriert werden kann oder als Vorhang Räume illuminieren könnte.
FN:
Herr Dr. Patzak, wir bedanken uns herzlich für das interessante Interview!
© 2013 FN