Karlsruhe (ots) - Es ist noch gar nicht so lange her, da erschienen in der politischen Publizistik Bücher, die den angeblich unaufhaltsamen Aufstieg der Piraten zu einer relevanten Kraft in der Politik schilderten. Doch der Vorschusskredit wurde zu schnell erteilt: Noch innerhalb Jahresfrist erschienen Bücher, die den Abstieg der Piratenpartei schilderten, deren Querelen, deren Weg ins Aus. Von den Höhenflügen in den Umfragen ist gar nichts geblieben, das Ergebnis am Sonntag war desaströs, die Partei droht zertrümmert zu werden. Nun geht auch der Vorsitzende Schlömer, der so manchem Parteimitglied das liebste Mobbing-Objekt war. Das Ende eines einst hoffnungsvollen Parteigründungsobjekts ist eingeleitet, auch die vier Landtagsfraktionen werden nach den nächsten anstehenden Wahlen bald Geschichte sein. Woran hat es gelegen? Die Piraten stürzten zu diesem Moment in den Umfragen ab, wo ihr politisches Personal der größeren Öffentlichkeit bekannt wurde. Mit zunehmender Verstörung reagierten die Wahlbürger auf diese Mischung von Dilettantismus, Überforderung und gelegentlich wunderlichen Gestalten. Jeder Talkshow-Auftritt des einstigen politischen Geschäftsführers Johannes Ponader kostete beispielsweise Umfrageprozente. Auch die Kernbotschaft der Partei schlug nicht durch. Der (Irr-)Glaube an das Internet als angeblich herrschaftsfreiem Raum, als Ersatzreligion und Demokratiebeförderer trug zwar die Piratenbewegung in eine Begeisterungswoge, scheiterte aber an der Realität. So führte die NSA-Spähaffäre nicht zu einem Wiederaufstieg als moderne Bürgerrechtsbewegung, sondern dokumentierte erneut das Unvermögen der Partei, am Diskurs relevant teilzunehmen.
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