Verantwortlicher Redakteur: Markus Meister
Heute freuen wir uns über ein FN-Vorstandsinterview mit dem Vorstandsvorsitzenden der JENOPTIK AG (WKN 622910, ISIN DE0006229107, Aktien-Kürzel JEN), Herrn Dr. Michael Mertin, auf FinanzNachrichten.de. Die Geschichte der JENOPTIK AG, die sich auf optische Technologien spezialisiert hat, geht bis ins Jahr 1846 zurück, als Carl Zeiss eine optische Werkstatt eröffnete. Nach der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 ging aus dem zu DDR-Zeiten staatlichen Kombinat VEB Carl Zeiss Jena die heutige JENOPTIK AG hervor. Der Börsengang erfolgte im Jahr 1998. Mit inzwischen rund 3.300 Mitarbeitern gehört das Unternehmen mit seinen Segmenten Laser & Optische Systeme, Messtechnik sowie Verteidigung & Zivile Systeme zu den Weltmarktführern der Photonikbranche.
Der JENOPTIK-Konzern erzielte im Geschäftsjahr 2012 einen Umsatzzuwachs von rund +8 % auf 585 Mio. Euro (Vorjahr: 543 Mio. Euro), während das Konzern-Ergebnis auf EBIT-Basis etwas stärker um +11,5 % auf 55 Mio. Euro (Vorjahr: 49 Mio. Euro) stieg. Im ersten Halbjahr 2013 stagnierte der Umsatz bei ca. 284 Mio. Euro auf Vorjahresniveau, während das EBIT von 26 Mio. Euro auf 23,5 Mio. Euro etwas zurückging. Beim Auftragseingang zeichnet sich jedoch schon wieder ein etwas positiverer Trend ab, denn diese Kennzahl konnte in den Monaten April bis Juni 2013 um knapp +13 % auf 151 Mio. Euro zulegen (Vorjahreszeitraum: 134 Mio. Euro).
Die aktuellen Kursziele der Analysten liegen zwischen 8,40 und 13,50 Euro. Der aktuelle Aktienkurs von JENOPTIK bei ca. 11 Euro. Warburg Research empfiehlt mit die Aktie mit Kursziel 13,50 Euro zum Kauf, während die Commerzbank den fairen Wert zwar bei 8,40 Euro sieht, aber dennoch eine Empfehlung zum Halten der Aktie abgibt. Eine explizite Verkaufsempfehlung konnten wir trotz der recht verhaltenen Kursziele, die teilweise unter dem aktuellen Aktienkurs liegen, nicht ausmachen. Seit Anfang 2009 befindet sich die Aktie in einem langfristigen Aufwärtstrend und hat mittlerweile ein Acht-Jahreshoch erreicht. Wir haben das im TecDAX notierte Unternehmen unter anderem auch deshalb etwas näher angesehen und dem Firmenchef Michael Mertin einige Fragen zur aktuellen Geschäftsentwicklung gestellt.
FinanzNachrichten.de
Sehr geehrter Herr Dr. Mertin, bei JENOPTIK denken die meisten Anleger schon aufgrund des Namens vermutlich an Präzisionsoptiken oder optische Technologien. Ihr Konzern ist jedoch neben dem Bereich Laser & Optische Systeme auch in Geschäftsfeldern wie Industrielle Messtechnik, Verkehrssicherheit, sowie Verteidigung & Zivile Systeme tätig. Können Sie uns Ihr Unternehmen und das Tätigkeitsspektrum etwas genauer beschreiben?
MICHAEL MERTIN:
JENOPTIK ist ein internationaler Optoelektronik-Konzern mit Hauptsitz in Jena und weiteren Standorten in Deutschland und weltweit. Die Basis unseres Geschäfts sind die optischen Technologien, international auch Photonik genannt. Sie sind wichtige Wachstumstreiber für viele Branchen, die wir adressieren, zum Beispiel die Halbleiter- und Automobilindustrie und die Medizintechnik. JENOPTIK nutzt die photonischen Technologien in allen Konzernbereichen.
Das beginnt mit Präzisionsoptiken und optoelektronischen Systemen für die Chipfertigung, Bildverarbeitung oder LED-Beleuchtung. Unsere Laser werden in der Medizintechnik, die Laseranlagen in der Materialbearbeitung eingesetzt, um zum Beispiel in der Automobilproduktion Metallteile dreidimensional zu schneiden und zu schweissen. Mit unserer industriellen Messtechnik unterstützen wir die Fertigung von effizienteren Motoren, mit denen der Kraftstoffverbrauch von Fahrzeugen reduziert wird. Im Bereich der Verkehrssicherheit bieten wir Systeme und Dienstleistungen, die den Strassenverkehr weltweit sicherer machen und helfen, die Unfallzahlen zu senken. Im Bereich Verteidigung & Zivile Systeme werden unter anderem Energie- und Antriebssysteme für Fahrzeuge, Flugzeugausrüstung sowie Infrarotkameras entwickelt und produziert. Letztere werden zum Beispiel auch von Rettungskräften eingesetzt.
FN:
Wie verteilt sich der Umsatz in etwa auf die einzelnen Geschäftsfelder und welche Länder sind neben Deutschland die Hauptabsatzmärkte?
MICHAEL MERTIN:
Der Konzernumsatz ist etwa gleich auf unsere drei Segmente Laser & Optische Systeme, Messtechnik sowie Verteidigung & Zivile Systeme verteilt. Der Auslandsanteil steigt kontinuierlich, im ersten Halbjahr 2013 erzielten wir bereits rund 65 % unseres Umsatzes im Ausland. Etwa 30 % der Erlöse kamen aus unseren Wachstumsregionen Amerika und Asien/Pazifik. Diese beiden Regionen sollen bis zum Jahr 2017 einen Umsatzanteil von mehr als 40 % ausmachen.
FN:
Lange Zeit war die Geschäftsentwicklung von JENOPTIK eher durchwachsen und unbeständig. In den letzten Jahren jedoch läuft es insgesamt besser und solider, was sich auch im Aktienkurs widerspiegelt. Was sind die Gründe für die positiven Veränderungen?
MICHAEL MERTIN:
Wir haben JENOPTIK in den letzten Jahren strategisch und organisatorisch neu ausgerichtet und konzentrieren uns nun stärker auf unsere Kernkompetenzen. Eine wesentliche strategische Stossrichtung ist die Internationalisierung des Konzerns, vor allem in Amerika und Asien. Dort bauen wir gezielt eigene Vertriebs- und Servicestrukturen auf, um näher an den Märkten und unseren Kunden zu sein. Positive Effekte erzielen wir auch, weil wir unseren Kunden anstelle von Komponenten verstärkt integrierte Systeme anbieten, gezielt Projekte mit Schlüsselkunden entwickeln und unsere Kostenstrukturen und Prozesse in allen Bereichen des Unternehmens - sowohl im operativen Geschäft als auch im kaufmännischen Bereich - konsequent und stetig verbessern.
FN:
Während der Umsatz im Geschäftsjahr 2012 um +7,7 % auf 585 Mio. Euro (Vorjahr: 543,3 Mio. Euro) stieg und das EBIT um +11,5 % auf 54,8 Mio. Euro (Vorjahr: 49,2 Mio. Euro) zulegte, gab es nun im ersten Halbjahr 2013 keine Umsatzsteigerung zu vermelden. Der Umsatz lag mit 283,6 Mio. Euro minimal unter dem Vorjahreswert von 283,8 Mio. Euro. Das EBIT sank in den ersten sechs Monaten um -9,6 % auf 23,5 Mio. Euro (Vorjahr 26,0 Mio. Euro). Welche Bereiche sind verantwortlich für die schwächere Entwicklung und wackelt nun die Jahresprognose?
MICHAEL MERTIN:
Wir haben unsere Jahresprognose mehrfach bestätigt: Für 2013 rechnen wir mit einem leichten Umsatzplus von bis zu 5 % und einem Konzern-EBIT zwischen 50 und 55 Mio. Euro vor Kosten für Projekte zur Konzernentwicklung wie unseren JOE- oder Go Lean-Programmen. Unser Geschäft ist in nahezu allen Bereichen durch Projektgeschäfte geprägt und unterliegt daher gewissen Schwankungen, so dass die Quartale nicht durchgehend vergleichbar sind.
In den ersten Monaten dieses Jahres haben wir die Schwäche des Halbleitermarktes zu spüren bekommen, jedoch konnten wir im zweiten Quartal hier erste positive Signale verzeichnen. Wir gehen davon aus, dass die Geschäfte im zweiten Halbjahr weiter anziehen werden. Besonders gut läuft es derzeit schon im Segment Messtechnik, sowie in unserer Wachstumsregion Amerika. Hier zahlt sich unsere Internationalisierungsstrategie aus.
FN:
Im April 2013 haben Sie sich eine Kreditlinie über 120 Mio. Euro gesichert. In welche Bereiche investiert JENOPTIK diese Mittel, um weiterhin oder wieder stetig wachsen zu können? Was sind aus Ihrer Sicht spannende, aussichtsreiche Zukunftsthemen, Entwicklungen und Trends für JENOPTIK?
MICHAEL MERTIN:
Der Konsortialkredit über 120 Mio. Euro dient der Absicherung unseres mittelfristigen Wachstumskurses über Konjunkturzyklen hinweg. Wir werden in diesem Jahr bis zu 40 Mio. Euro investieren, zum Beispiel in unsere Fertigungskapazitäten im Bereich der Optischen Systeme. Darüber hinaus investieren wir in den Ausbau unserer Vertriebsstrukturen und in Projekte für harmonisierte und exzellente Prozesse, sowohl im operativen als auch im kaufmännischen Bereich.
Um weiter profitabel wachsen zu können, setzen wir zudem auf die weltweiten Megatrends Energieeffizienz, Sicherheit, Gesundheit, Mobilität und Digitalisierung der Welt. Das sind zukunftsweisende Themen, die wir mit unseren Produkten unterstützen und von denen wir auch profitieren. Wir stellen so die Weichen für nachhaltiges profitables Wachstum auf dem internationalen Markt.
FN:
Sind Übernahmen oder grössere Beteiligungen an Mitbewerbern derzeit ein Thema?
MICHAEL MERTIN:
Ja, aber aufgrund der niedrigen Zinsen sind die Preise für Übernahmekandidaten momentan im Allgemeinen nicht attraktiv. Ausserdem muss eine Akquisition sinnvoll in unser Portfolio passen, wie zum Beispiel unser letzter Unternehmenskauf: Anfang dieses Jahres haben wir ein australisches Verkehrssicherheitsunternehmen, welches vorher unser Vertriebspartner war, zu 100 % übernommen.
FN:
Der Aktienkurs der JENOPTIK AG hat sich seit Anfang 2012 mit ca. +130 % bereits äusserst positiv entwickelt. Ein Grund hierfür war, neben dem freundlichen Börsenumfeld, sicherlich die gute Geschäftsentwicklung des Jahres 2012. Zwar dürfen Sie zur Aktienkursentwicklung wohl keine Einschätzung abgeben, aber welche fundamentalen Faktoren könnten aus Ihrer Sicht zukünftig einen weiteren deutlichen Anstieg des Unternehmenswerts für die Aktionäre ermöglichen?
MICHAEL MERTIN:
Der Kapitalmarkt hat das Vertrauen in das Unternehmen und die Mitarbeiter zurückgewonnen. Unsere Strategie ist nachvollziehbar, erprobt und nachhaltig stabil. Als fundamentale Faktoren für unseren Erfolg und Unternehmenswert sehe ich vor allem die bereits genannten Megatrends, an denen wir uns orientieren und die wir mit zukunftsweisenden optischen Technologien unterstützen können. Licht ist ein entscheidender Faktor für Innovation und Fortschritt, weit über die Lasertechnik und PCs hinaus. Wie die Studie 'Harnessing Light' bereits Ende der 1990er Jahre prognostiziert hat, ist das 21. Jahrhundert das Jahrhundert des Photons. Mit photonischen Technologien können Sie die Effizienz in vielen Bereichen erhöhen, zum Beispiel in der Medizintechnik und in den Life Sciences, in der industriellen Fertigung und in den Bereichen Mobilität und Energie.
Ein weiterer wesentlicher Faktor für unseren Unternehmenswert ist die Internationalisierung: JENOPTIK profitiert von der weltweiten Präsenz. Hier hatten wir Nachholbedarf. Unser Ziel bleibt, bis 2017 mehr als 40 % des Umsatzes in Amerika und Asien/Pazifik zu erzielen. Das stellen wir trotz der aktuellen Konjunkturschwäche in China auch nicht in Frage. Das ist eine wichtige Grundlage für unseren nachhaltig profitablen Wachstumskurs und für eine mögliche weitere Steigerung des Aktienkurses.
FN:
Apropos Aktie. Für das vergangene Geschäftsjahr 2012 hat es ja mit 0,18 Euro je Anteilsschein gemessen am erzielten Jahresergebnis in Höhe von 0,80 Euro (fortgeführter Geschäftsbereich) 'nur' eine Ausschüttung in Höhe von 22,5 % gegeben. Wie sieht die Dividendenpolitik der JENOPTIK AG aus? Kann in Zukunft vielleicht auch einmal mit einer grösseren Ausschüttungsquote gerechnet werden?
MICHAEL MERTIN:
JENOPTIK erwirtschaftet im operativen Geschäft seit einigen Jahren stabile Mittelzuflüsse und ist somit nachhaltig cash-positiv. Umsatz und Ergebnis konnten in dieser Zeit ebenfalls deutlich gesteigert werden. An diesem Erfolg wollen wir unsere Aktionäre angemessen beteiligen, und natürlich soll das auch in Zukunft so sein.
Aufgrund der sehr guten Geschäftsentwicklung 2012 haben wir die Dividende im Vergleich zum Vorjahr von 0,15 Euro auf 0,18 Euro pro Anteilsschein erhöht. Die Dividendensumme betrug 10,3 Mio. Euro und entspricht damit einer Ausschüttungsquote von 23,6 % bezogen auf unseren Free Cashflow. Wichtig bleibt für uns jedoch auch die Finanzierung unseres künftigen organischen Wachstums sowie von Akquisitionen - auch im Interesse unserer Aktionäre.
FN:
Sie halten ja auch Aktien der JENOPTIK AG richtig?
MICHAEL MERTIN:
Ja, das stimmt. Wie Sie unserem Geschäftsbericht entnehmen können, erhalte ich einen wesentlichen Teil meiner variablen Vergütung über virtuelle Aktien, die mit einer Haltezeit von vier Jahren verbunden sind. Insofern bin ich in erheblichem Masse auch über die Entwicklung unseres Aktienkurses und deren Nachhaltigkeit incentiviert.
FN:
Für das Gesamtjahr 2013 erwarten Sie einen Umsatzzuwachs von bis zu +5 % und ein EBIT zwischen 50 und 55 Mio. Euro vor den Kosten für Projekte der Konzernentwicklung. Gibt es denn auch für das Geschäftsjahr 2014 schon konkrete Umsatz- und Ergebnisziele oder zumindest einen ungefähren Korridor?
MICHAEL MERTIN:
Für konkrete Prognosen warten wir die nächsten Monate ab, um die Entwicklung in unseren Zielmärkten besser einschätzen zu können, insbesondere im Halbleitermarkt und der Automobilindustrie. Wir gehen davon aus, dass wir auch 2014 den Umsatz und das Ergebnis weiter steigern können. Bis 2017 wollen wir - ohne grössere Akquisitionen - einen Umsatz von rund 800 Mio. Euro und eine EBIT-Marge von 9 bis 10 % über den Zyklus erwirtschaften.
FN:
Herr Mertin, wir bedanken uns herzlich für das interessante Interview!
Heute freuen wir uns über ein FN-Vorstandsinterview mit dem Vorstandsvorsitzenden der JENOPTIK AG (WKN 622910, ISIN DE0006229107, Aktien-Kürzel JEN), Herrn Dr. Michael Mertin, auf FinanzNachrichten.de. Die Geschichte der JENOPTIK AG, die sich auf optische Technologien spezialisiert hat, geht bis ins Jahr 1846 zurück, als Carl Zeiss eine optische Werkstatt eröffnete. Nach der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 ging aus dem zu DDR-Zeiten staatlichen Kombinat VEB Carl Zeiss Jena die heutige JENOPTIK AG hervor. Der Börsengang erfolgte im Jahr 1998. Mit inzwischen rund 3.300 Mitarbeitern gehört das Unternehmen mit seinen Segmenten Laser & Optische Systeme, Messtechnik sowie Verteidigung & Zivile Systeme zu den Weltmarktführern der Photonikbranche.
Der JENOPTIK-Konzern erzielte im Geschäftsjahr 2012 einen Umsatzzuwachs von rund +8 % auf 585 Mio. Euro (Vorjahr: 543 Mio. Euro), während das Konzern-Ergebnis auf EBIT-Basis etwas stärker um +11,5 % auf 55 Mio. Euro (Vorjahr: 49 Mio. Euro) stieg. Im ersten Halbjahr 2013 stagnierte der Umsatz bei ca. 284 Mio. Euro auf Vorjahresniveau, während das EBIT von 26 Mio. Euro auf 23,5 Mio. Euro etwas zurückging. Beim Auftragseingang zeichnet sich jedoch schon wieder ein etwas positiverer Trend ab, denn diese Kennzahl konnte in den Monaten April bis Juni 2013 um knapp +13 % auf 151 Mio. Euro zulegen (Vorjahreszeitraum: 134 Mio. Euro).
Die aktuellen Kursziele der Analysten liegen zwischen 8,40 und 13,50 Euro. Der aktuelle Aktienkurs von JENOPTIK bei ca. 11 Euro. Warburg Research empfiehlt mit die Aktie mit Kursziel 13,50 Euro zum Kauf, während die Commerzbank den fairen Wert zwar bei 8,40 Euro sieht, aber dennoch eine Empfehlung zum Halten der Aktie abgibt. Eine explizite Verkaufsempfehlung konnten wir trotz der recht verhaltenen Kursziele, die teilweise unter dem aktuellen Aktienkurs liegen, nicht ausmachen. Seit Anfang 2009 befindet sich die Aktie in einem langfristigen Aufwärtstrend und hat mittlerweile ein Acht-Jahreshoch erreicht. Wir haben das im TecDAX notierte Unternehmen unter anderem auch deshalb etwas näher angesehen und dem Firmenchef Michael Mertin einige Fragen zur aktuellen Geschäftsentwicklung gestellt.
FinanzNachrichten.de
Sehr geehrter Herr Dr. Mertin, bei JENOPTIK denken die meisten Anleger schon aufgrund des Namens vermutlich an Präzisionsoptiken oder optische Technologien. Ihr Konzern ist jedoch neben dem Bereich Laser & Optische Systeme auch in Geschäftsfeldern wie Industrielle Messtechnik, Verkehrssicherheit, sowie Verteidigung & Zivile Systeme tätig. Können Sie uns Ihr Unternehmen und das Tätigkeitsspektrum etwas genauer beschreiben?
MICHAEL MERTIN:
JENOPTIK ist ein internationaler Optoelektronik-Konzern mit Hauptsitz in Jena und weiteren Standorten in Deutschland und weltweit. Die Basis unseres Geschäfts sind die optischen Technologien, international auch Photonik genannt. Sie sind wichtige Wachstumstreiber für viele Branchen, die wir adressieren, zum Beispiel die Halbleiter- und Automobilindustrie und die Medizintechnik. JENOPTIK nutzt die photonischen Technologien in allen Konzernbereichen.
Das beginnt mit Präzisionsoptiken und optoelektronischen Systemen für die Chipfertigung, Bildverarbeitung oder LED-Beleuchtung. Unsere Laser werden in der Medizintechnik, die Laseranlagen in der Materialbearbeitung eingesetzt, um zum Beispiel in der Automobilproduktion Metallteile dreidimensional zu schneiden und zu schweissen. Mit unserer industriellen Messtechnik unterstützen wir die Fertigung von effizienteren Motoren, mit denen der Kraftstoffverbrauch von Fahrzeugen reduziert wird. Im Bereich der Verkehrssicherheit bieten wir Systeme und Dienstleistungen, die den Strassenverkehr weltweit sicherer machen und helfen, die Unfallzahlen zu senken. Im Bereich Verteidigung & Zivile Systeme werden unter anderem Energie- und Antriebssysteme für Fahrzeuge, Flugzeugausrüstung sowie Infrarotkameras entwickelt und produziert. Letztere werden zum Beispiel auch von Rettungskräften eingesetzt.
FN:
Wie verteilt sich der Umsatz in etwa auf die einzelnen Geschäftsfelder und welche Länder sind neben Deutschland die Hauptabsatzmärkte?
MICHAEL MERTIN:
Der Konzernumsatz ist etwa gleich auf unsere drei Segmente Laser & Optische Systeme, Messtechnik sowie Verteidigung & Zivile Systeme verteilt. Der Auslandsanteil steigt kontinuierlich, im ersten Halbjahr 2013 erzielten wir bereits rund 65 % unseres Umsatzes im Ausland. Etwa 30 % der Erlöse kamen aus unseren Wachstumsregionen Amerika und Asien/Pazifik. Diese beiden Regionen sollen bis zum Jahr 2017 einen Umsatzanteil von mehr als 40 % ausmachen.
FN:
Lange Zeit war die Geschäftsentwicklung von JENOPTIK eher durchwachsen und unbeständig. In den letzten Jahren jedoch läuft es insgesamt besser und solider, was sich auch im Aktienkurs widerspiegelt. Was sind die Gründe für die positiven Veränderungen?
MICHAEL MERTIN:
Wir haben JENOPTIK in den letzten Jahren strategisch und organisatorisch neu ausgerichtet und konzentrieren uns nun stärker auf unsere Kernkompetenzen. Eine wesentliche strategische Stossrichtung ist die Internationalisierung des Konzerns, vor allem in Amerika und Asien. Dort bauen wir gezielt eigene Vertriebs- und Servicestrukturen auf, um näher an den Märkten und unseren Kunden zu sein. Positive Effekte erzielen wir auch, weil wir unseren Kunden anstelle von Komponenten verstärkt integrierte Systeme anbieten, gezielt Projekte mit Schlüsselkunden entwickeln und unsere Kostenstrukturen und Prozesse in allen Bereichen des Unternehmens - sowohl im operativen Geschäft als auch im kaufmännischen Bereich - konsequent und stetig verbessern.
FN:
Während der Umsatz im Geschäftsjahr 2012 um +7,7 % auf 585 Mio. Euro (Vorjahr: 543,3 Mio. Euro) stieg und das EBIT um +11,5 % auf 54,8 Mio. Euro (Vorjahr: 49,2 Mio. Euro) zulegte, gab es nun im ersten Halbjahr 2013 keine Umsatzsteigerung zu vermelden. Der Umsatz lag mit 283,6 Mio. Euro minimal unter dem Vorjahreswert von 283,8 Mio. Euro. Das EBIT sank in den ersten sechs Monaten um -9,6 % auf 23,5 Mio. Euro (Vorjahr 26,0 Mio. Euro). Welche Bereiche sind verantwortlich für die schwächere Entwicklung und wackelt nun die Jahresprognose?
MICHAEL MERTIN:
Wir haben unsere Jahresprognose mehrfach bestätigt: Für 2013 rechnen wir mit einem leichten Umsatzplus von bis zu 5 % und einem Konzern-EBIT zwischen 50 und 55 Mio. Euro vor Kosten für Projekte zur Konzernentwicklung wie unseren JOE- oder Go Lean-Programmen. Unser Geschäft ist in nahezu allen Bereichen durch Projektgeschäfte geprägt und unterliegt daher gewissen Schwankungen, so dass die Quartale nicht durchgehend vergleichbar sind.
In den ersten Monaten dieses Jahres haben wir die Schwäche des Halbleitermarktes zu spüren bekommen, jedoch konnten wir im zweiten Quartal hier erste positive Signale verzeichnen. Wir gehen davon aus, dass die Geschäfte im zweiten Halbjahr weiter anziehen werden. Besonders gut läuft es derzeit schon im Segment Messtechnik, sowie in unserer Wachstumsregion Amerika. Hier zahlt sich unsere Internationalisierungsstrategie aus.
FN:
Im April 2013 haben Sie sich eine Kreditlinie über 120 Mio. Euro gesichert. In welche Bereiche investiert JENOPTIK diese Mittel, um weiterhin oder wieder stetig wachsen zu können? Was sind aus Ihrer Sicht spannende, aussichtsreiche Zukunftsthemen, Entwicklungen und Trends für JENOPTIK?
MICHAEL MERTIN:
Der Konsortialkredit über 120 Mio. Euro dient der Absicherung unseres mittelfristigen Wachstumskurses über Konjunkturzyklen hinweg. Wir werden in diesem Jahr bis zu 40 Mio. Euro investieren, zum Beispiel in unsere Fertigungskapazitäten im Bereich der Optischen Systeme. Darüber hinaus investieren wir in den Ausbau unserer Vertriebsstrukturen und in Projekte für harmonisierte und exzellente Prozesse, sowohl im operativen als auch im kaufmännischen Bereich.
Um weiter profitabel wachsen zu können, setzen wir zudem auf die weltweiten Megatrends Energieeffizienz, Sicherheit, Gesundheit, Mobilität und Digitalisierung der Welt. Das sind zukunftsweisende Themen, die wir mit unseren Produkten unterstützen und von denen wir auch profitieren. Wir stellen so die Weichen für nachhaltiges profitables Wachstum auf dem internationalen Markt.
FN:
Sind Übernahmen oder grössere Beteiligungen an Mitbewerbern derzeit ein Thema?
MICHAEL MERTIN:
Ja, aber aufgrund der niedrigen Zinsen sind die Preise für Übernahmekandidaten momentan im Allgemeinen nicht attraktiv. Ausserdem muss eine Akquisition sinnvoll in unser Portfolio passen, wie zum Beispiel unser letzter Unternehmenskauf: Anfang dieses Jahres haben wir ein australisches Verkehrssicherheitsunternehmen, welches vorher unser Vertriebspartner war, zu 100 % übernommen.
FN:
Der Aktienkurs der JENOPTIK AG hat sich seit Anfang 2012 mit ca. +130 % bereits äusserst positiv entwickelt. Ein Grund hierfür war, neben dem freundlichen Börsenumfeld, sicherlich die gute Geschäftsentwicklung des Jahres 2012. Zwar dürfen Sie zur Aktienkursentwicklung wohl keine Einschätzung abgeben, aber welche fundamentalen Faktoren könnten aus Ihrer Sicht zukünftig einen weiteren deutlichen Anstieg des Unternehmenswerts für die Aktionäre ermöglichen?
MICHAEL MERTIN:
Der Kapitalmarkt hat das Vertrauen in das Unternehmen und die Mitarbeiter zurückgewonnen. Unsere Strategie ist nachvollziehbar, erprobt und nachhaltig stabil. Als fundamentale Faktoren für unseren Erfolg und Unternehmenswert sehe ich vor allem die bereits genannten Megatrends, an denen wir uns orientieren und die wir mit zukunftsweisenden optischen Technologien unterstützen können. Licht ist ein entscheidender Faktor für Innovation und Fortschritt, weit über die Lasertechnik und PCs hinaus. Wie die Studie 'Harnessing Light' bereits Ende der 1990er Jahre prognostiziert hat, ist das 21. Jahrhundert das Jahrhundert des Photons. Mit photonischen Technologien können Sie die Effizienz in vielen Bereichen erhöhen, zum Beispiel in der Medizintechnik und in den Life Sciences, in der industriellen Fertigung und in den Bereichen Mobilität und Energie.
Ein weiterer wesentlicher Faktor für unseren Unternehmenswert ist die Internationalisierung: JENOPTIK profitiert von der weltweiten Präsenz. Hier hatten wir Nachholbedarf. Unser Ziel bleibt, bis 2017 mehr als 40 % des Umsatzes in Amerika und Asien/Pazifik zu erzielen. Das stellen wir trotz der aktuellen Konjunkturschwäche in China auch nicht in Frage. Das ist eine wichtige Grundlage für unseren nachhaltig profitablen Wachstumskurs und für eine mögliche weitere Steigerung des Aktienkurses.
FN:
Apropos Aktie. Für das vergangene Geschäftsjahr 2012 hat es ja mit 0,18 Euro je Anteilsschein gemessen am erzielten Jahresergebnis in Höhe von 0,80 Euro (fortgeführter Geschäftsbereich) 'nur' eine Ausschüttung in Höhe von 22,5 % gegeben. Wie sieht die Dividendenpolitik der JENOPTIK AG aus? Kann in Zukunft vielleicht auch einmal mit einer grösseren Ausschüttungsquote gerechnet werden?
MICHAEL MERTIN:
JENOPTIK erwirtschaftet im operativen Geschäft seit einigen Jahren stabile Mittelzuflüsse und ist somit nachhaltig cash-positiv. Umsatz und Ergebnis konnten in dieser Zeit ebenfalls deutlich gesteigert werden. An diesem Erfolg wollen wir unsere Aktionäre angemessen beteiligen, und natürlich soll das auch in Zukunft so sein.
Aufgrund der sehr guten Geschäftsentwicklung 2012 haben wir die Dividende im Vergleich zum Vorjahr von 0,15 Euro auf 0,18 Euro pro Anteilsschein erhöht. Die Dividendensumme betrug 10,3 Mio. Euro und entspricht damit einer Ausschüttungsquote von 23,6 % bezogen auf unseren Free Cashflow. Wichtig bleibt für uns jedoch auch die Finanzierung unseres künftigen organischen Wachstums sowie von Akquisitionen - auch im Interesse unserer Aktionäre.
FN:
Sie halten ja auch Aktien der JENOPTIK AG richtig?
MICHAEL MERTIN:
Ja, das stimmt. Wie Sie unserem Geschäftsbericht entnehmen können, erhalte ich einen wesentlichen Teil meiner variablen Vergütung über virtuelle Aktien, die mit einer Haltezeit von vier Jahren verbunden sind. Insofern bin ich in erheblichem Masse auch über die Entwicklung unseres Aktienkurses und deren Nachhaltigkeit incentiviert.
FN:
Für das Gesamtjahr 2013 erwarten Sie einen Umsatzzuwachs von bis zu +5 % und ein EBIT zwischen 50 und 55 Mio. Euro vor den Kosten für Projekte der Konzernentwicklung. Gibt es denn auch für das Geschäftsjahr 2014 schon konkrete Umsatz- und Ergebnisziele oder zumindest einen ungefähren Korridor?
MICHAEL MERTIN:
Für konkrete Prognosen warten wir die nächsten Monate ab, um die Entwicklung in unseren Zielmärkten besser einschätzen zu können, insbesondere im Halbleitermarkt und der Automobilindustrie. Wir gehen davon aus, dass wir auch 2014 den Umsatz und das Ergebnis weiter steigern können. Bis 2017 wollen wir - ohne grössere Akquisitionen - einen Umsatz von rund 800 Mio. Euro und eine EBIT-Marge von 9 bis 10 % über den Zyklus erwirtschaften.
FN:
Herr Mertin, wir bedanken uns herzlich für das interessante Interview!
© 2013 FN