Rückblick
Der September widerlegte diesmal seinen Ruf als der mit Abstand schlechteste Börsenmonat im Jahr. An den Weltbörsen kam es allgemein zu Index-Verbesserungen, die teilweise sogar sehr beeindruckend waren. Rohstoffe standen dagegen unter einem spürbaren Verkaufsdruck, wobei Silber am schlechtesten abschloss (roter Pfeil) und damit auch das Schlusslicht seit Jahresbeginn weiterhin bleibt (roter Pfeil).
Der Gewinner im September war die Wiener Börse (ATX) mit einem doppelstelligen Anstieg, was auch zum ersten Platz im dritten Quartal entscheidend beitrug (grüne Pfeile). Allerdings ist das Plus seit Jahresbeginn mit rund 5% relativ bescheiden im Vergleich zu anderen Börsenplätzen. Der amerikanische Freiverkehrsmarkt ((NASDAQ) liegt mit einem Plus von über 25% seit Januar weit vorn (grüner Pfeil).
Das dritte Quartal war insgesamt für alle Kategorien in der obigen Tabelle erfolgreich; es gab keine Minus-Zahlen. Der Dow Jones wies mit einem Plus von 1,5% zwar den geringsten Anstieg auf, jedoch ist sein bisheriges Jahresplus von 15% alles andere als niedrig.
Die vergangene Woche begann mit einem deutlichen Verkaufsdruck, der den gesamten Wochenverlauf belastete. Selbst der Tagespreis am Freitag beim Platin (grüner Pfeil) konnte das schlechteste Wochenminus (roter Pfeil) nicht verhindern. Während die Wiener Börse am Freitag hinten lag (roter Pfeil) erzielte Texas-Öl den Wochensieg (grüner Pfeil), was jedoch meine allgemeine Zurückhaltung gegenüber Öl nicht verändert.
Ausblick
Der Ausgabenstopp der US-Regierung dauert inzwischen eine Woche, ohne dass ein Ende dieses politischen Engpasses zu erkennen ist. Das neue Haushaltsjahr 2014 begann am 1. Oktober vergangene Woche. Da bisher jedoch kein Haushaltsplan im Kongress verabschiedet wurde, ist die Regierung auf temporäre Zustimmungen (continuing resolutions) von Seiten des Kongresses angewiesen, um seine Ausgaben zu finanzieren. Diese Zustimmung wollen die Republikaner, die im Repräsentantenhaus die Mehrheit haben, mit gewissen politischen Zugeständnissen verbinden. Dies lehnt Präsident Obama strikt ab.
Inzwischen sind rund eine Million Angestellte der Regierung im unbezahlten Zwangsurlaub. Das letzte Mal passierte dies 1996 vor 17 Jahren unter Präsident Clinton. Es dauerte damals etliche Wochen, bis es zu einer Einigung mit den Republikanern kam.
Diesmal wird die Situation noch verschärft durch das gleichzeitige Erreichen der Verschuldungsgrenze um den 17. Oktober. Bei einer Nicht-Anhebung der Verschuldungshöhe durch den Kongress kann Amerika seine Zinsverpflichtungen bei der Defizit-Finanzierung nicht mehr bedienen. Damit wäre die Bonitaet des Landes stark gefährdet. Eine solche Gefahr hat es in dieser Form noch nie gegeben.
Die Auswirkungen einer solchen politischen Patt-Situation auf die globalen Finanzmärkte wäre unter Umständen katastrophaler, als vor fünf Jahren die Investment-Bank Lehman Brothers pleite ging und damit die Finanzwelt am Rande einer "Todesspirale" stand.
Nach wie vor glaube ich nicht, daß es zu einer solchen "Katastrophe" kommen wird, da dies weder politisch noch wirtschaftlich Sinn macht. Die Frage ist, wer verliert die Nerven zuerst, die Republikaner oder das Weiße Haus? Ich setze auf die Republikaner.
Der momentane Verkaufsdruck wird noch solange anhalten, bis sich ein Kompromiss abzeichnet. Die Börsen können dabei noch bis zu 5% einbüssen. Dies wäre dann eine klare Kaufgelegenheit und quasi ein Weihnachtsbummel im Oktober. Auf der Hotline diskutiere ich diese "surrealistische" Situation täglich im Detail mit spezifischen Empfehlungen.
Einen Ausgabestopp der US-Regierung gab es bisher 17 Mal und dauerte im Durchschnitt eine knappe Woche. Im Monat davor agierte die Börse meist etwas nervös, was im obigen Schaubild als 'Angstphase' markiert ist. Mit Beginn des Ausgabe-Einschränkungen verbesserte sich jedoch die Börse in den folgenden drei Monaten um über 2% im Durchschnitt.
Diesmal ist die Ausgangsbasis etwas anders. Der September brachte entgegen seinem negativen Image gute Indexgewinne. Seit dem Ausgabestopp bewegte sich Wall Street bis zum 4. Oktober seitwaerts. Am Freitag kam es zu einem Anstieg, obwohl es wegen der Ausgabekürzungen keine monatlichen Arbeitsmarkt-Daten gab. Dies zeigt, dass kurzfristige Daten keinen entscheidenden Einfluss auf das Börsengeschehen haben, sondern primär von den Medien 'dramatisiert' werden.
Die nächsten Tage werden zeigen, wie nervös Börsianer in Bezug auf die Verschuldungshöhe sind. Dies kostet sicherlich etwas Schweiß, aber mit einem Blutbad rechne ich nicht.
Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf meiner Hotline. Mein nächster Blog erscheint Mitte Oktober.
© 2013 Heiko Thieme