Verantwortlicher Redakteur: Markus Meister
Heute freuen wir uns über ein FN-Vorstandsinterview mit dem Vorstandsvorsitzenden der AURELIUS AG (WKN A0JK2A, ISIN DE000A0JK2A8, Aktien-Kürzel AR4), Herrn Dr. Dirk Markus, auf FinanzNachrichten.de. Der im noblen Münchner Vorort Grünwald beheimatete Beteiligunskonzern AURELIUS AG ist auf die Übernahme von Unternehmen mit Entwicklungspotenzial durch operative Begleitung spezialisiert. Das Unternehmen hält in seinem aktuellen Unternehmensportfolio 18 Beteiligungen mit insgesamt rund 12.000 Mitarbeitern. Darunter sind seit 2008 der Spirituosenhersteller Berentzen sowie die vom Autozulieferer Bosch übernommene traditionsreiche Autoradio-Tochter Blaupunkt. 2010 übernahm die AURELIUS AG auch 95 % der durch das 'Traumschiff' MS Deutschland bekannten Reederei Peter Deilmann.
Der AURELIUS-Konzern erzielte im Geschäftsjahr 2012 einen Umsatzzuwachs von +9 % auf 1,38 Mrd. Euro (Vorjahr: 1,26 Mrd. Euro), während das vom Konzern in den Vordergrund gestellte operative Ergebnis auf EBITDA-Basis deutlich stärker um +28 % auf +114 Mio. Euro (Vorjahr: +89 Mio. Euro) stieg. Das Konzernergebnis lag nach einem Verlust von -64 Mio. Euro im Jahr 2011 im vergangenen Geschäftsjahr bei +90 Mio. Euro. Im ersten Halbjahr 2013 legte der Umsatz um ein Drittel auf ca. 759 Mio. Euro (Vorjahr: 571 Mio. Euro) zu, während das operative EBITDA von +36 Mio. Euro auf knapp +49 Mio. Euro zulegte. Gleichzeitig ging das Konzernergebnis von +16 Mio. Euro im Vorjahr auf +0,2 Mio. Euro zurück.
Das Eigenkapital der Firma lag Ende 2008 bei 141,5 Mio. Euro und stieg bis zum 30.06.2013 auf 312,1 Mio. Euro an. Bei 28,8 Mio. Aktien ist der Buchwert je Aktie also seit 2008 splitbereinigt von 4,91 Euro auf 10,83 Euro angestiegen. Durch eine im Juli abgeschlossene Kapitalerhöhung, bei der ca. 2,9 Mio. neue Aktien zu je 20 Euro platziert werden konnten, wurden dem Unternehmen nochmal 57,6 Mio. Euro in die Kasse gespült. Da der Ausgabepreis der neuen Aktien fast doppelt so hoch lag wie der bisherige Buchwert je Aktie, haben sich Eigenkapital und Buchwert je Aktie (natürlich ohne Berücksichtigung der noch nicht veröffentlichten 9-Monats-Zahlen, die am 14.11. veröffentlicht werden sollen) mittlerweile auf schätzungsweise etwa 369,7 Mio. Euro bzw. 11,67 Euro je Aktie erhöht.
Auf FinanzNachrichten.de haben wir nur eine Analyse zum Unternehmen. Berenberg Research stufte die Aktie Mitte August aufgrund der starken Kursanstiege von 'Buy' auf 'Hold' zurück. Das Kursziel sehen die Experten dabei etwas unter dem aktuellen Aktienkurs bei 23 Euro. Die Mittelstandsholding sei nach dem ersten Halbjahr aber auf einem guten Weg ihre Ziele für 2013 zu erreichen.
Nicht öffentlich zugänglichen Kaufempfehlungen von Hauck & Aufhäuser (Update vom 10. Oktober 2013) sowie Close Brothers Seydler (Update vom 19. August 2013) sehen nach Unternehmensangaben Kursziele von 28 Euro bzw. 24 Euro (siehe Tabelle).
Seit Anfang 2009 befindet sich die Aktie in einem langfristigen, recht steilen Aufwärtstrend und hat sich mittlerweile seit dem Tief bei ca. 2,30 Euro mehr als verzehnfachen können. Derzeit wird die Aktie somit bereits mit mehr als dem 2-fachen Buchwert bewertet, sodass dem Unternehmen am Markt offenbar zukünftig ein glänzendes Ertragspotenzial zugetraut wird. Wir haben das offenbar sehr erfolgreiche, aber lediglich im Freiverkehr notierte, Unternehmen unter anderem auch deshalb etwas näher angesehen und dem Firmenchef Dirk Markus einige Fragen zur aktuellen Geschäftsentwicklung gestellt.
FinanzNachrichten.de
Sehr geehrter Herr Markus, Sie sind einer der Gründer, Grossaktionär und Vorstandsvorsitzender der AURELIUS AG, die als Beteiligungsgesellschaft mittlerweile ca. 20 Beteiligungen hält, darunter bekannte Marken wie Berentzen oder Blaupunkt. Im Stile eines Warren Buffet kaufen Sie günstige Qualitätsunternehmen aus verschiedensten Branchen, meist mit Sanierungsbedarf oder operativem Verbesserungspotenzial. Können Sie uns ihren Konzern, den Sie kürzlich als 'Poliklinik für Unternehmen' bezeichnet haben und die Geschäftsstrategie mit eigenen Worten etwas genauer beschreiben?
DIRK MARKUS:
Mit heute achtzehn Beteiligungen, einem annualisierten Umsatz von ca. 1,8 Mrd. Euro und gruppenweit 12.000 Mitarbeitern sind wir die wohl grösste deutsche notierte Beteiligungsgesellschaft. Wir übernehmen Unternehmen in Umbruch- und Sondersituationen, deren Zukunftsfähigkeit, Arbeitsplätze und Marktposition wir durch aktive operative und finanzielle Unterstützung sichern und langfristig weiterentwickeln.
Die AURELIUS AG ist in den letzten Jahren sehr erfolgreich tätig gewesen. Mit einer derzeitigen Marktkapitalisierung von über 700 Mio. Euro konnten wir den Unternehmenswert in den letzten vier Jahren mehr als verzehnfachen. Dieser aussergewöhnliche Erfolg beruht auf zwei entscheidenden Fähigkeiten. Dies sind unsere Investitionskriterien, sowie die Fähigkeit bei erkrankten Unternehmen die richtige Therapie umzusetzen. Wir akquirieren Unternehmen, die wir aufgrund von Managementfehlern in der Vergangenheit, operativen Schwächen oder kurzfristigen Marktverwerfungen zu günstigen Konditionen erwerben können. Mit unseren erfahrenen Teams gehen wir dann direkt ins Management vor Ort und sorgen für eine nachhaltige Gesundung und langfristiges Wachstum.
FN:
Welches sind aktuell die aus Ihrer Sicht wichtigsten und am Wert gemessen aussichtsreichsten Beteiligungen der oft auch als Mittelstandsholding beschriebenen AURELIUS AG?
DIRK MARKUS:
Der Bereich Spezialchemie sowie die IT-Beratung und unser Bildungsbereich entwickeln sich aktuell sehr erfreulich. Alle diese Bereiche zeichnen sich durch einen langfristig steigenden Bedarf aus. Unsere Töchter ISOCHEM, Framochem, Calachem und Briar Chemicals konzentrieren sich innerhalb der Spezialchemie auf die Marktsegmente Gesundheit und Agrarchemie. Durch den Anstieg der Lebenserwartung, sowie die weitere Zunahme der Weltbevölkerung wird die Nachfrage in beiden Märkten weiter überproportional wachsen. Dasselbe gilt für die IT-Beratung und Bildung. Immer komplexere Geschäftsabläufe und damit steigende Anforderungen an Mitarbeiter sorgen für eine langfristig wachsende Nachfrage und einen zunehmenden Bedarf an Dienstleistungen in diesem Bereich.
FN:
AURELIUS wurde erst 2006 gegründet, erzielte aber schon 2012 einen Jahresumsatz in Höhe von 1.276 Mio. Euro (GJ 2011: 864 Mio. Euro) und einen Gewinn in Höhe von 90 Mio. Euro (GJ 2011: -64 Mio. Euro). Im ersten Halbjahr 2013 wurde der Umsatz um +33 % auf 759 Mio. Euro (1. HJ 2012: 571 Mio. Euro) gesteigert, während das Konzernergebnis im gleichen Zeitraum allerdings von 16 Mio. Euro auf 0,2 Mio. Euro schmolz. Können Sie für uns zum einen auf das recht beeindruckende Wachstum seit dem Börsengang und zum anderen auf die starken Ergebnisschwankungen näher eingehen?
DIRK MARKUS:
Auf annualisierter Basis lagen wir im ersten Halbjahr 2013 bereits bei 1,65 Mrd. Euro Umsatz und planen bald die 2-Mrd.-Euro Marke zu erreichen. Der Schlüssel zu diesem Erfolg liegt in unserer Akquisitionspolitik. Wir kaufen zu oftmals übersichtlichen Kaufpreisen Unternehmen mit erheblichem Verbesserungspotenzial. Wenn der Kaufpreis geringer als das Eigenkapital der übernommenen Gesellschaft ist, entsteht ein sogenannter 'Bargain Purchase' der direkt als sonstiger betrieblicher Ertrag zu verbuchen ist. Unser Verdienst speist sich somit aus drei Ergebnisquellen: dem guten und günstigen Einkauf der sich in diesem Bargain Purchase widerspiegelt, den operativen Gewinnen unserer Töchter und Veräusserungsgewinnen beim Verkauf von Beteiligungen.
FN:
Die Gewinne bei Ihrer Firma stammen ja (wie bei den meisten Beteiligungsfirmen) vermutlich in erster Linie aus eigenkapitalwirksamen Aufwertungen des Beteiligungsansatzes und weniger aus Unternehmensverkäufen oder Gewinnen, die im operativen Geschäft erzielt werden und konsolidiert werden. Können Sie bitte näher darauf eingehen mit welchem Bewertungsansatz Ihre nicht börsennotierten Beteiligungen bilanziert werden und wie oft und wer einen neuen aktuellen Wert testiert? Welche aktuellen Bewertungskurse haben Sie bei börsennotierten Beteiligungen (z.B. den Berentzen-Aktien)?
DIRK MARKUS:
Auf Konzernebene gibt es aufgrund der Konsolidierung unserer Tochterunternehmen keine bilanzierten Beteiligungsbuchwerte. Eine für Private Equity typische 'net asset value-Bewertung' wird bei AURELIUS nicht durchgeführt. In den Einzelabschlüssen kann es ggf. zu Abwertungen bei den Beteiligungsbuchwerten kommen. Die Eigenkapital-Entwicklung wird im Wesentlichen beeinflusst durch die Ergebnisentwicklung, 2012 zum Beispiel rund 90 Mio. Euro Gewinn.
FN:
Der Aktienkurs der AURELIUS AG hat sich seit dem Börsengang 2006 steil nach oben entwickelt. Von splitbereinigten Kursen deutlich unter einem Euro ging es im Laufe der Jahre bis an das vor wenigen Tagen erzielte Allzeithoch von rund 27 Euro heran, sodass Sie eigentlich nur glückliche Aktionäre haben dürften. Wie möchten Sie trotz des fantastischen Kursanstiegs und einer Bewertung zum gut 2fachen Buchwert zukünftig noch eine weitere deutliche Steigerung des Unternehmenswerts für die Aktionäre herausholen?
DIRK MARKUS:
Indem wir auf Experimente verzichten und genau so weiter machen wie bisher. Dadurch werden wir dann hoffentlich auch zukünftig weiter steigende Gewinne, Dividenden und Kurse sehen. Dabei helfen auch Skaleneffekte. Durch unsere mittlerweile erreichte Grösse sind wir in der Lage, grössere Übernahmen zu stemmen, ohne das Gesamtrisiko von AURELIUS zu steigern. Beim Verkauf von neu ausgerichteten Töchtern können wir oftmals Erlöse erzielen, die gerechnet auf die Investitionssumme prozentual genauso hoch sind wie bisher, jedoch zu einem deutlich höheren Kapitalzufluss führen.
FN:
Die Aktie der AURELIUS AG notiert im Freiverkehr (Open Market). Sieht man sich die aktuelle Marktkapitalisierung von deutlich über 700 Mio. Euro an, so könnte Ihr Unternehmen durchaus auch im MDAX gelistet sein. In der Regel billigt der Markt Index-Unternehmen ja auch eine etwas höhere Bewertung zu. Weshalb also weiterhin 'nur' der relativ wenig regulierte Freiverkehr? Können Sie sich mittel- oder langfristig auch etwas mehr Transparenz und einen Segmentwechsel vorstellen, so dass die Aktie auch mehr in den Fokus institutioneller Anleger kommt?
DIRK MARKUS:
Wir kommunizieren heute schon sehr transparent. Die Notierung im Freiverkehr hat der Entwicklung unserer Anteilsscheine, wie man an der Verzehnfachung des Aktienkurses sieht, keinen Abbruch getan. Wir konzentrieren uns auf unser Geschäft und wollen damit für einen weiteren Anstieg des Unternehmenswertes sorgen.
FN:
Der DAX oder auch die US-Börsen notieren ja aktuell nahe an ihren Allzeithochs. Vorausgesetzt das Börsenklima bleibt freundlich genug für IPOs, so wäre doch bestimmt auch ein Börsengang für die ein oder andere profitable Tochtergesellschaft eine interessante Exit-Möglichkeit?
DIRK MARKUS:
Ja, ein Börsengang ist immer eine interessante Exit-Option. Da wir unsere Konzernunternehmen mit eigenen Mitteln übernehmen unterliegen wir aber keinem Exit-Zwang und trennen uns nur von unseren Töchtern, wenn dies die beste Option für unsere Aktionäre, das Unternehmen und deren Mitarbeiter ist. Aus diesem Grund bevorzugen wir tendenziell direkte Verkäufe von Tochterunternehmen an strategische Käufer.
FN:
Sie haben in diesem Jahr die Dividende für das Geschäftsjahr 2012 auf splitbereinigt 1,37 Euro gut verdoppelt, da Sie die Aktionäre an den Gewinnen aus Unternehmensverkäufen beteiligen. Kurz darauf haben Sie jedoch einen Betrag, der nicht wesentlich über der Ausschüttungssumme liegt, über eine Kapitalerhöhung wieder eingesammelt. Warum haben Sie die Dividende nicht einfach für ein Jahr gestrichen oder stark reduziert?
DIRK MARKUS:
Seit vielen Jahren versprechen und praktizieren wir eine attraktive Dividendenpolitik. Das bedeutet konkret, dass es neben jährlich steigenden Basisdividenden in Jahren mit attraktiven Verkäufen Sonderausschüttungen gibt. Gerade in Zeiten einer Nullzinspolitik der Notenbanken ist dies ein wichtiges Entscheidungskriterium für den Kauf unserer Aktie. Und an diese Zusage halten wir uns auch und haben daher auch für 2012 attraktive Basis- und Sonderdividenden ausgeschüttet.
Andererseits ist der Markt für Unternehmenstransaktionen in unserer Nische 'Umbruch- und Sondersituationen' so gut wie lange nicht mehr. Viele Konzerne trennen sich von lukrativen Randbereichen, weil sie nicht mehr zum Kerngeschäft passen. Im Mittelstand stehen wir vor einem Generationswechsel. Für AURELIUS das ideale Marktumfeld, um durch Zukäufe weiter zu wachsen und unser langfristiges Ziel von 5 Mrd. Euro Umsatz auf Konzernebene schneller als geplant zu erreichen. Dafür haben wir die Kapitalerhöhung gemacht und durch sie eine gute Basis für das weitere Wachstum gelegt.
FN:
Sie arbeiten also demnach gerade an weiteren Übernahmen. Machen Ihnen die gestiegenen Bewertungen durch die lockere Geldpolitik der Zentralbanken das Leben hier mittlerweile nicht etwas schwerer? Für Exits hingegen sollte das Umfeld ja ganz gut sein oder wie sehen Sie das?
DIRK MARKUS:
Unsere Pipeline ist derzeit randvoll. Wir sind sowohl auf der Kauf- als auch auf der Verkaufsseite mit zahlreichen Projekten beschäftigt. Wir haben uns in den letzten Jahren vor allem bei Grosskonzernen als erfolgreicher und verlässlicher Partner für Konzernabspaltungen fest etabliert und davon profitieren wir heute.
FN:
Kürzlich haben Sie ihrer Mehrheitsbeteiligung MS Deutschland GmbH mit insgesamt rund 10 Mio. Euro ausgeholfen, wobei Sie zum einen auf die Rückzahlung eines 5-Mio.-Euro-Darlehens verzichtet und zum anderen eine neue 5-Mio.-Euro-Kreditlinie zur Verfügung gestellt haben. Zuletzt hatte die enttäuschende Geschäftsentwicklung des als 'Traumschiff' bekannten Kreuzfahrtschiffs eine Ratingabstufung um gleich vier Stufen zur Folge. Die erst vor knapp einem Jahr emittierte Anleihe des Unternehmens (WKN A1RE7V, ISIN DE000A1RE7V0) wurde dadurch ins Trudeln gebracht und auch die erste Zinszahlung schien in Gefahr zu sein. Mit einer aktuellen Rendite von ca. 18 % und einem Kurs von 68 % scheint der Markt, wie auch einige Kritiker, die Besicherung bzw. die komplette Rückzahlung dieser Anleihe im Jahr 2017 zumindest als fraglich anzusehen. Wie riskant sehen Sie ihr Investment bzw. auch die Anleihe, die sich ja nicht unbeträchtlich in Privatanlegerhand befindet?
DIRK MARKUS:
Diese Anleihe ist durch das Schiff abgesichert, was am Markt für diese Anleihen eher die Ausnahme denn die Regel ist. Laut Wertgutachten ist das Schiff sogar mehr wert als das ausstehende Anleihevolumen. Der starke Abschlag resultiert meiner Ansicht nach aus der derzeit unruhigen Geschäftssituation sowie Sonderfaktoren wie dem Bürgerkrieg in Syrien und den Unruhen in Ägypten.
FN:
Mit dem 'Wertgutachten' meinen Sie die 3 Seiten 'Kurzwertgutachten', die im Anleihenprospekt zu finden sind und auf denen gut ein Jahr nach der Besichtigung dann ein geschätzter 'Marktwert von 100 Mio. US-Dollar' testiert wurde. Wenn Sie davon überzeugt sind, dass das Schiff diesen Wert hat und somit mehr wert ist als die damit verbundenen Verbindlichkeiten, wäre es für Sie ja ein gutes Geschäft, wenn Sie bei aktuellen Anleihenkursen um die 68 % (= Rendite von ca. 18 % p.a.) Anleihen von MS Deutschland kaufen würden. Machen Sie das derzeit (worauf man aufgrund der niedrigen Anleihenkurse nicht schliessen kann) und falls nicht, warum nicht?
DIRK MARKUS:
Dies ist nicht Bestandteil unseres Geschäftsmodells. Der AURELIUS Konzern ist auf die Übernahme von Unternehmen mit Entwicklungspotenzial durch operative Begleitung spezialisiert. Wir übernehmen Unternehmen, deren Zukunftsfähigkeit, Arbeitsplätze und Marktposition wir durch aktive operative und finanzielle Unterstützung sichern und langfristig weiterentwickeln. Diesem Ansatz folgend haben wir die MS Deutschland Beteiligungsgesellschaft mbH im September mit einem umfassenden Finanzpaket von 10 Mio. Euro ausgestattet.
FN:
Wie vorhin erwähnt, hatten Sie als ehrgeiziges 5-Jahres-Ziel ausgegeben, als einer der grössten deutschen Mischkonzerne rund 5 Mrd. Euro Umsatz erreichen zu wollen. Wie sehen Ihre etwas kurzfristigeren Planzahlen, also für das laufende Jahr 2013 und auch das kommende Jahr 2014 in Sachen Umsatz und Gewinn aus?
DIRK MARKUS:
Fünf Mrd. Umsatz in den kommenden Jahren halte ich für realistisch. Unser Konzernumsatz hat sich seit 2007 versechsfacht und wir werden auch künftig sportliches Wachstum sehen. Genaue Umsatzzuwächse zu prognostizieren ist aber schwierig, da sie stark von zukünftigen Zukäufen beeinflusst werden.
Auf der Ergebnisseite gehen wir davon aus, das operative Ergebnis im Durchschnitt der nächsten Jahre weiter deutlich zu steigern und auch weiterhin attraktive Bargain Purchases vereinnahmen zu können.
FN:
Herr Markus, wir bedanken uns herzlich für das interessante Interview!
Heute freuen wir uns über ein FN-Vorstandsinterview mit dem Vorstandsvorsitzenden der AURELIUS AG (WKN A0JK2A, ISIN DE000A0JK2A8, Aktien-Kürzel AR4), Herrn Dr. Dirk Markus, auf FinanzNachrichten.de. Der im noblen Münchner Vorort Grünwald beheimatete Beteiligunskonzern AURELIUS AG ist auf die Übernahme von Unternehmen mit Entwicklungspotenzial durch operative Begleitung spezialisiert. Das Unternehmen hält in seinem aktuellen Unternehmensportfolio 18 Beteiligungen mit insgesamt rund 12.000 Mitarbeitern. Darunter sind seit 2008 der Spirituosenhersteller Berentzen sowie die vom Autozulieferer Bosch übernommene traditionsreiche Autoradio-Tochter Blaupunkt. 2010 übernahm die AURELIUS AG auch 95 % der durch das 'Traumschiff' MS Deutschland bekannten Reederei Peter Deilmann.
Der AURELIUS-Konzern erzielte im Geschäftsjahr 2012 einen Umsatzzuwachs von +9 % auf 1,38 Mrd. Euro (Vorjahr: 1,26 Mrd. Euro), während das vom Konzern in den Vordergrund gestellte operative Ergebnis auf EBITDA-Basis deutlich stärker um +28 % auf +114 Mio. Euro (Vorjahr: +89 Mio. Euro) stieg. Das Konzernergebnis lag nach einem Verlust von -64 Mio. Euro im Jahr 2011 im vergangenen Geschäftsjahr bei +90 Mio. Euro. Im ersten Halbjahr 2013 legte der Umsatz um ein Drittel auf ca. 759 Mio. Euro (Vorjahr: 571 Mio. Euro) zu, während das operative EBITDA von +36 Mio. Euro auf knapp +49 Mio. Euro zulegte. Gleichzeitig ging das Konzernergebnis von +16 Mio. Euro im Vorjahr auf +0,2 Mio. Euro zurück.
Das Eigenkapital der Firma lag Ende 2008 bei 141,5 Mio. Euro und stieg bis zum 30.06.2013 auf 312,1 Mio. Euro an. Bei 28,8 Mio. Aktien ist der Buchwert je Aktie also seit 2008 splitbereinigt von 4,91 Euro auf 10,83 Euro angestiegen. Durch eine im Juli abgeschlossene Kapitalerhöhung, bei der ca. 2,9 Mio. neue Aktien zu je 20 Euro platziert werden konnten, wurden dem Unternehmen nochmal 57,6 Mio. Euro in die Kasse gespült. Da der Ausgabepreis der neuen Aktien fast doppelt so hoch lag wie der bisherige Buchwert je Aktie, haben sich Eigenkapital und Buchwert je Aktie (natürlich ohne Berücksichtigung der noch nicht veröffentlichten 9-Monats-Zahlen, die am 14.11. veröffentlicht werden sollen) mittlerweile auf schätzungsweise etwa 369,7 Mio. Euro bzw. 11,67 Euro je Aktie erhöht.
Auf FinanzNachrichten.de haben wir nur eine Analyse zum Unternehmen. Berenberg Research stufte die Aktie Mitte August aufgrund der starken Kursanstiege von 'Buy' auf 'Hold' zurück. Das Kursziel sehen die Experten dabei etwas unter dem aktuellen Aktienkurs bei 23 Euro. Die Mittelstandsholding sei nach dem ersten Halbjahr aber auf einem guten Weg ihre Ziele für 2013 zu erreichen.
Nicht öffentlich zugänglichen Kaufempfehlungen von Hauck & Aufhäuser (Update vom 10. Oktober 2013) sowie Close Brothers Seydler (Update vom 19. August 2013) sehen nach Unternehmensangaben Kursziele von 28 Euro bzw. 24 Euro (siehe Tabelle).
Seit Anfang 2009 befindet sich die Aktie in einem langfristigen, recht steilen Aufwärtstrend und hat sich mittlerweile seit dem Tief bei ca. 2,30 Euro mehr als verzehnfachen können. Derzeit wird die Aktie somit bereits mit mehr als dem 2-fachen Buchwert bewertet, sodass dem Unternehmen am Markt offenbar zukünftig ein glänzendes Ertragspotenzial zugetraut wird. Wir haben das offenbar sehr erfolgreiche, aber lediglich im Freiverkehr notierte, Unternehmen unter anderem auch deshalb etwas näher angesehen und dem Firmenchef Dirk Markus einige Fragen zur aktuellen Geschäftsentwicklung gestellt.
FinanzNachrichten.de
Sehr geehrter Herr Markus, Sie sind einer der Gründer, Grossaktionär und Vorstandsvorsitzender der AURELIUS AG, die als Beteiligungsgesellschaft mittlerweile ca. 20 Beteiligungen hält, darunter bekannte Marken wie Berentzen oder Blaupunkt. Im Stile eines Warren Buffet kaufen Sie günstige Qualitätsunternehmen aus verschiedensten Branchen, meist mit Sanierungsbedarf oder operativem Verbesserungspotenzial. Können Sie uns ihren Konzern, den Sie kürzlich als 'Poliklinik für Unternehmen' bezeichnet haben und die Geschäftsstrategie mit eigenen Worten etwas genauer beschreiben?
DIRK MARKUS:
Mit heute achtzehn Beteiligungen, einem annualisierten Umsatz von ca. 1,8 Mrd. Euro und gruppenweit 12.000 Mitarbeitern sind wir die wohl grösste deutsche notierte Beteiligungsgesellschaft. Wir übernehmen Unternehmen in Umbruch- und Sondersituationen, deren Zukunftsfähigkeit, Arbeitsplätze und Marktposition wir durch aktive operative und finanzielle Unterstützung sichern und langfristig weiterentwickeln.
Die AURELIUS AG ist in den letzten Jahren sehr erfolgreich tätig gewesen. Mit einer derzeitigen Marktkapitalisierung von über 700 Mio. Euro konnten wir den Unternehmenswert in den letzten vier Jahren mehr als verzehnfachen. Dieser aussergewöhnliche Erfolg beruht auf zwei entscheidenden Fähigkeiten. Dies sind unsere Investitionskriterien, sowie die Fähigkeit bei erkrankten Unternehmen die richtige Therapie umzusetzen. Wir akquirieren Unternehmen, die wir aufgrund von Managementfehlern in der Vergangenheit, operativen Schwächen oder kurzfristigen Marktverwerfungen zu günstigen Konditionen erwerben können. Mit unseren erfahrenen Teams gehen wir dann direkt ins Management vor Ort und sorgen für eine nachhaltige Gesundung und langfristiges Wachstum.
FN:
Welches sind aktuell die aus Ihrer Sicht wichtigsten und am Wert gemessen aussichtsreichsten Beteiligungen der oft auch als Mittelstandsholding beschriebenen AURELIUS AG?
DIRK MARKUS:
Der Bereich Spezialchemie sowie die IT-Beratung und unser Bildungsbereich entwickeln sich aktuell sehr erfreulich. Alle diese Bereiche zeichnen sich durch einen langfristig steigenden Bedarf aus. Unsere Töchter ISOCHEM, Framochem, Calachem und Briar Chemicals konzentrieren sich innerhalb der Spezialchemie auf die Marktsegmente Gesundheit und Agrarchemie. Durch den Anstieg der Lebenserwartung, sowie die weitere Zunahme der Weltbevölkerung wird die Nachfrage in beiden Märkten weiter überproportional wachsen. Dasselbe gilt für die IT-Beratung und Bildung. Immer komplexere Geschäftsabläufe und damit steigende Anforderungen an Mitarbeiter sorgen für eine langfristig wachsende Nachfrage und einen zunehmenden Bedarf an Dienstleistungen in diesem Bereich.
FN:
AURELIUS wurde erst 2006 gegründet, erzielte aber schon 2012 einen Jahresumsatz in Höhe von 1.276 Mio. Euro (GJ 2011: 864 Mio. Euro) und einen Gewinn in Höhe von 90 Mio. Euro (GJ 2011: -64 Mio. Euro). Im ersten Halbjahr 2013 wurde der Umsatz um +33 % auf 759 Mio. Euro (1. HJ 2012: 571 Mio. Euro) gesteigert, während das Konzernergebnis im gleichen Zeitraum allerdings von 16 Mio. Euro auf 0,2 Mio. Euro schmolz. Können Sie für uns zum einen auf das recht beeindruckende Wachstum seit dem Börsengang und zum anderen auf die starken Ergebnisschwankungen näher eingehen?
DIRK MARKUS:
Auf annualisierter Basis lagen wir im ersten Halbjahr 2013 bereits bei 1,65 Mrd. Euro Umsatz und planen bald die 2-Mrd.-Euro Marke zu erreichen. Der Schlüssel zu diesem Erfolg liegt in unserer Akquisitionspolitik. Wir kaufen zu oftmals übersichtlichen Kaufpreisen Unternehmen mit erheblichem Verbesserungspotenzial. Wenn der Kaufpreis geringer als das Eigenkapital der übernommenen Gesellschaft ist, entsteht ein sogenannter 'Bargain Purchase' der direkt als sonstiger betrieblicher Ertrag zu verbuchen ist. Unser Verdienst speist sich somit aus drei Ergebnisquellen: dem guten und günstigen Einkauf der sich in diesem Bargain Purchase widerspiegelt, den operativen Gewinnen unserer Töchter und Veräusserungsgewinnen beim Verkauf von Beteiligungen.
FN:
Die Gewinne bei Ihrer Firma stammen ja (wie bei den meisten Beteiligungsfirmen) vermutlich in erster Linie aus eigenkapitalwirksamen Aufwertungen des Beteiligungsansatzes und weniger aus Unternehmensverkäufen oder Gewinnen, die im operativen Geschäft erzielt werden und konsolidiert werden. Können Sie bitte näher darauf eingehen mit welchem Bewertungsansatz Ihre nicht börsennotierten Beteiligungen bilanziert werden und wie oft und wer einen neuen aktuellen Wert testiert? Welche aktuellen Bewertungskurse haben Sie bei börsennotierten Beteiligungen (z.B. den Berentzen-Aktien)?
DIRK MARKUS:
Auf Konzernebene gibt es aufgrund der Konsolidierung unserer Tochterunternehmen keine bilanzierten Beteiligungsbuchwerte. Eine für Private Equity typische 'net asset value-Bewertung' wird bei AURELIUS nicht durchgeführt. In den Einzelabschlüssen kann es ggf. zu Abwertungen bei den Beteiligungsbuchwerten kommen. Die Eigenkapital-Entwicklung wird im Wesentlichen beeinflusst durch die Ergebnisentwicklung, 2012 zum Beispiel rund 90 Mio. Euro Gewinn.
FN:
Der Aktienkurs der AURELIUS AG hat sich seit dem Börsengang 2006 steil nach oben entwickelt. Von splitbereinigten Kursen deutlich unter einem Euro ging es im Laufe der Jahre bis an das vor wenigen Tagen erzielte Allzeithoch von rund 27 Euro heran, sodass Sie eigentlich nur glückliche Aktionäre haben dürften. Wie möchten Sie trotz des fantastischen Kursanstiegs und einer Bewertung zum gut 2fachen Buchwert zukünftig noch eine weitere deutliche Steigerung des Unternehmenswerts für die Aktionäre herausholen?
DIRK MARKUS:
Indem wir auf Experimente verzichten und genau so weiter machen wie bisher. Dadurch werden wir dann hoffentlich auch zukünftig weiter steigende Gewinne, Dividenden und Kurse sehen. Dabei helfen auch Skaleneffekte. Durch unsere mittlerweile erreichte Grösse sind wir in der Lage, grössere Übernahmen zu stemmen, ohne das Gesamtrisiko von AURELIUS zu steigern. Beim Verkauf von neu ausgerichteten Töchtern können wir oftmals Erlöse erzielen, die gerechnet auf die Investitionssumme prozentual genauso hoch sind wie bisher, jedoch zu einem deutlich höheren Kapitalzufluss führen.
FN:
Die Aktie der AURELIUS AG notiert im Freiverkehr (Open Market). Sieht man sich die aktuelle Marktkapitalisierung von deutlich über 700 Mio. Euro an, so könnte Ihr Unternehmen durchaus auch im MDAX gelistet sein. In der Regel billigt der Markt Index-Unternehmen ja auch eine etwas höhere Bewertung zu. Weshalb also weiterhin 'nur' der relativ wenig regulierte Freiverkehr? Können Sie sich mittel- oder langfristig auch etwas mehr Transparenz und einen Segmentwechsel vorstellen, so dass die Aktie auch mehr in den Fokus institutioneller Anleger kommt?
DIRK MARKUS:
Wir kommunizieren heute schon sehr transparent. Die Notierung im Freiverkehr hat der Entwicklung unserer Anteilsscheine, wie man an der Verzehnfachung des Aktienkurses sieht, keinen Abbruch getan. Wir konzentrieren uns auf unser Geschäft und wollen damit für einen weiteren Anstieg des Unternehmenswertes sorgen.
FN:
Der DAX oder auch die US-Börsen notieren ja aktuell nahe an ihren Allzeithochs. Vorausgesetzt das Börsenklima bleibt freundlich genug für IPOs, so wäre doch bestimmt auch ein Börsengang für die ein oder andere profitable Tochtergesellschaft eine interessante Exit-Möglichkeit?
DIRK MARKUS:
Ja, ein Börsengang ist immer eine interessante Exit-Option. Da wir unsere Konzernunternehmen mit eigenen Mitteln übernehmen unterliegen wir aber keinem Exit-Zwang und trennen uns nur von unseren Töchtern, wenn dies die beste Option für unsere Aktionäre, das Unternehmen und deren Mitarbeiter ist. Aus diesem Grund bevorzugen wir tendenziell direkte Verkäufe von Tochterunternehmen an strategische Käufer.
FN:
Sie haben in diesem Jahr die Dividende für das Geschäftsjahr 2012 auf splitbereinigt 1,37 Euro gut verdoppelt, da Sie die Aktionäre an den Gewinnen aus Unternehmensverkäufen beteiligen. Kurz darauf haben Sie jedoch einen Betrag, der nicht wesentlich über der Ausschüttungssumme liegt, über eine Kapitalerhöhung wieder eingesammelt. Warum haben Sie die Dividende nicht einfach für ein Jahr gestrichen oder stark reduziert?
DIRK MARKUS:
Seit vielen Jahren versprechen und praktizieren wir eine attraktive Dividendenpolitik. Das bedeutet konkret, dass es neben jährlich steigenden Basisdividenden in Jahren mit attraktiven Verkäufen Sonderausschüttungen gibt. Gerade in Zeiten einer Nullzinspolitik der Notenbanken ist dies ein wichtiges Entscheidungskriterium für den Kauf unserer Aktie. Und an diese Zusage halten wir uns auch und haben daher auch für 2012 attraktive Basis- und Sonderdividenden ausgeschüttet.
Andererseits ist der Markt für Unternehmenstransaktionen in unserer Nische 'Umbruch- und Sondersituationen' so gut wie lange nicht mehr. Viele Konzerne trennen sich von lukrativen Randbereichen, weil sie nicht mehr zum Kerngeschäft passen. Im Mittelstand stehen wir vor einem Generationswechsel. Für AURELIUS das ideale Marktumfeld, um durch Zukäufe weiter zu wachsen und unser langfristiges Ziel von 5 Mrd. Euro Umsatz auf Konzernebene schneller als geplant zu erreichen. Dafür haben wir die Kapitalerhöhung gemacht und durch sie eine gute Basis für das weitere Wachstum gelegt.
FN:
Sie arbeiten also demnach gerade an weiteren Übernahmen. Machen Ihnen die gestiegenen Bewertungen durch die lockere Geldpolitik der Zentralbanken das Leben hier mittlerweile nicht etwas schwerer? Für Exits hingegen sollte das Umfeld ja ganz gut sein oder wie sehen Sie das?
DIRK MARKUS:
Unsere Pipeline ist derzeit randvoll. Wir sind sowohl auf der Kauf- als auch auf der Verkaufsseite mit zahlreichen Projekten beschäftigt. Wir haben uns in den letzten Jahren vor allem bei Grosskonzernen als erfolgreicher und verlässlicher Partner für Konzernabspaltungen fest etabliert und davon profitieren wir heute.
FN:
Kürzlich haben Sie ihrer Mehrheitsbeteiligung MS Deutschland GmbH mit insgesamt rund 10 Mio. Euro ausgeholfen, wobei Sie zum einen auf die Rückzahlung eines 5-Mio.-Euro-Darlehens verzichtet und zum anderen eine neue 5-Mio.-Euro-Kreditlinie zur Verfügung gestellt haben. Zuletzt hatte die enttäuschende Geschäftsentwicklung des als 'Traumschiff' bekannten Kreuzfahrtschiffs eine Ratingabstufung um gleich vier Stufen zur Folge. Die erst vor knapp einem Jahr emittierte Anleihe des Unternehmens (WKN A1RE7V, ISIN DE000A1RE7V0) wurde dadurch ins Trudeln gebracht und auch die erste Zinszahlung schien in Gefahr zu sein. Mit einer aktuellen Rendite von ca. 18 % und einem Kurs von 68 % scheint der Markt, wie auch einige Kritiker, die Besicherung bzw. die komplette Rückzahlung dieser Anleihe im Jahr 2017 zumindest als fraglich anzusehen. Wie riskant sehen Sie ihr Investment bzw. auch die Anleihe, die sich ja nicht unbeträchtlich in Privatanlegerhand befindet?
DIRK MARKUS:
Diese Anleihe ist durch das Schiff abgesichert, was am Markt für diese Anleihen eher die Ausnahme denn die Regel ist. Laut Wertgutachten ist das Schiff sogar mehr wert als das ausstehende Anleihevolumen. Der starke Abschlag resultiert meiner Ansicht nach aus der derzeit unruhigen Geschäftssituation sowie Sonderfaktoren wie dem Bürgerkrieg in Syrien und den Unruhen in Ägypten.
FN:
Mit dem 'Wertgutachten' meinen Sie die 3 Seiten 'Kurzwertgutachten', die im Anleihenprospekt zu finden sind und auf denen gut ein Jahr nach der Besichtigung dann ein geschätzter 'Marktwert von 100 Mio. US-Dollar' testiert wurde. Wenn Sie davon überzeugt sind, dass das Schiff diesen Wert hat und somit mehr wert ist als die damit verbundenen Verbindlichkeiten, wäre es für Sie ja ein gutes Geschäft, wenn Sie bei aktuellen Anleihenkursen um die 68 % (= Rendite von ca. 18 % p.a.) Anleihen von MS Deutschland kaufen würden. Machen Sie das derzeit (worauf man aufgrund der niedrigen Anleihenkurse nicht schliessen kann) und falls nicht, warum nicht?
DIRK MARKUS:
Dies ist nicht Bestandteil unseres Geschäftsmodells. Der AURELIUS Konzern ist auf die Übernahme von Unternehmen mit Entwicklungspotenzial durch operative Begleitung spezialisiert. Wir übernehmen Unternehmen, deren Zukunftsfähigkeit, Arbeitsplätze und Marktposition wir durch aktive operative und finanzielle Unterstützung sichern und langfristig weiterentwickeln. Diesem Ansatz folgend haben wir die MS Deutschland Beteiligungsgesellschaft mbH im September mit einem umfassenden Finanzpaket von 10 Mio. Euro ausgestattet.
FN:
Wie vorhin erwähnt, hatten Sie als ehrgeiziges 5-Jahres-Ziel ausgegeben, als einer der grössten deutschen Mischkonzerne rund 5 Mrd. Euro Umsatz erreichen zu wollen. Wie sehen Ihre etwas kurzfristigeren Planzahlen, also für das laufende Jahr 2013 und auch das kommende Jahr 2014 in Sachen Umsatz und Gewinn aus?
DIRK MARKUS:
Fünf Mrd. Umsatz in den kommenden Jahren halte ich für realistisch. Unser Konzernumsatz hat sich seit 2007 versechsfacht und wir werden auch künftig sportliches Wachstum sehen. Genaue Umsatzzuwächse zu prognostizieren ist aber schwierig, da sie stark von zukünftigen Zukäufen beeinflusst werden.
Auf der Ergebnisseite gehen wir davon aus, das operative Ergebnis im Durchschnitt der nächsten Jahre weiter deutlich zu steigern und auch weiterhin attraktive Bargain Purchases vereinnahmen zu können.
FN:
Herr Markus, wir bedanken uns herzlich für das interessante Interview!
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