Von Ian Talley und Jeffrey Sparshott
Die USA haben in ihrem halbjährlichen Devisenbericht ungewöhnlich scharfe Kritik an der deutschen Wirtschaftspolitik geübt. Das exportgetriebene Wachstum Deutschlands führe zu Problemen für die Eurozone und die Weltwirtschaft, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des US-Finanzministeriums.
Darin rangiert Deutschland nun vor der traditionellen Zielscheibe der US-Kritik, China, und dem jüngsten "Problemfall" Japan. Das zeigt, wie groß die Bedenken der USA wegen der deutschen Wirtschaftspolitik sind. Sie drängen nunmehr sogar die Angst vor der Entwicklung von Yuan und Yen in den Hintergrund.
Die Abhängigkeit Deutschlands von Exporten und seine nur geringfügig wachsende heimische Nachfrage behinderten eine Rückkehr zu ausgewogenen Verhältnissen - und das zu Zeiten, in denen viele andere europäische Staaten sich unter Druck sähen, die heimische Nachfrage und ihre Importe zu drosseln, so der Bericht. Die Folge seien deflationäre Tendenzen, die die Eurozone ebenso beträfen wie die Weltwirtschaft.
Bei der deutschen Botschaft in Washington war zunächst niemand für einen Kommentar zu erreichen.
Der halbjährliche Devisenbericht dient dazu sicherzustellen, dass keiner der wichtigen Handelspartner der USA über seine Währungspolitik Wettbewerbsvorteile vor den USA erlangt und so der US-Wirtschaft schadet. Solche Vorteile könnte sich ein Land verschaffen, indem es seine Währung niedrig hält und somit Produkte günstiger herstellen und billiger ins Ausland verkaufen kann.
Das US-Finanzministerium bekräftigte seine Bedenken mit Blick auf die Währungspolitik von China, Japan und Südkorea. Devisenmanipulation warf das Ministerium keinem Land vor.
Allerdings müsse China es zulassen, dass der Yuan aufwerte. Die chinesische Währung sei "signifikant unterbewertet", hieß es. Und obwohl die USA und Japan sich offenbar an die jüngsten internationalen Devisenvereinbarungen halten, wird das Ministerium die japanische Währungspolitik nach eigenen Angaben genau im Auge behalten. Südkorea wurde dazu aufgefordert, seine Interventionen am Devisenmarkt einzuschränken.
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October 30, 2013 18:04 ET (22:04 GMT)
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