Karlsruhe (ots) - Während in Berlin gegen das PKK-Verbot demonstriert wird, zeigen Türken und Kurden im türkischen Kurdengebiet, dass die Zeit über die Rebellen hinweggegangen ist. Fast 30 Jahre nach dem Beginn des PKK-Aufstandes gibt es jetzt einen breiten Konsens darüber, dass ein friedliches Zusammenleben erreichbar ist. Der türkische Ministerpräsident Erdogan, zuletzt noch wegen erzkonservativer Kritik an Studenten-WGs unter Beschuss, zeigt die andere Seite seines politischen Charakters: Er tut eben alles, um Wahlen zu gewinnen. In einer Woche beglückt er islamisch-konservative Wähler mit Forderungen nach einem Verbot des nicht-ehelichen Zusammenlebens junger Leute, in der nächsten geht er auf die Kurden zu. Mit der Kurdeninitiative will Erdogan Stimmen im Kurdengebiet sammeln und die PKK-nahe Kurdenpartei BDP alt aussehen lassen. Doch die Taktik legt ihn inhaltlich fest. Und wenn seine Glaubwürdigkeit erst einmal verspielt ist, kann er die friedliche Beilegung des Kurdenkonflikts in seiner Regierungszeit vergessen. Die türkischen Nationalisten sprechen angesichts von Erdogans Offerte an die Kurden schon von Landesverrat, doch es ist unwahrscheinlich, dass sie damit viele Wähler gewinnen: Nach so vielen Jahren Krieg haben sowohl Türken als auch Kurden genug von der Gewalt.
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