Karlsruhe (ots) - Mit dem Attribut "historisch" gilt es stets vorsichtig umzugehen, erst recht, wenn eine Vereinbarung mit einem Regime betroffen ist, das über ein Jahrzehnt der Welt mehr als einmal eine Nase gedreht hat. Ob die Einigung im Dauerzwist um das iranische Atomwaffenprogramm wirklich nachhaltig ist, das wird sich im Idealfall in den kommenden sechs Monaten zeigen - möglicherweise nach neuen Ernüchterungen. Zweifel gegenüber dem Erfolg sind angebracht, man muss sich nur die Windungen vor Augen halten, mit denen die Unterhändler in den vergangenen Wochen immer wieder den Durchbruch blockiert haben. Freilich: Sollte Iran einlenken und sein Atomprogramm begrenzen, wäre eine Voraussetzung geschafft, um das Land wieder näher an den Westen zu binden. Diese Annäherung könnte wiederum die Sicherheitsarchitektur im Nahen Osten grundlegend verändern. Doch bei allem verständlichen Aufatmen, bei allen hochfliegenden Erwartungen, diese Perspektiven sind nicht sehr realistisch: Hinter der iranischen Position steckt noch immer das starre Regime der Mullahs. Die tun sich schwer mit dem Westen, und die geben sich unversöhnlich gegenüber dem Staate Israel. An diesen Koordinaten vermag auch der jetzt errungene erste Durchbruch im Atomstreit nicht zu rütteln. Dass mit dem Wahlsieger Ruhani ein freundlicheres, konzilianteres Gesicht das Land vertritt, kann die wahren Beweggründe für die Atom-Einigung nicht verdecken. Dahinter steckt keine neue Einsicht, sondern blanke Not, nachdem die Sanktionen der Welt desaströse Wirkungen hinterlassen haben. Die möglicherweise "historische" Komponente des Genfer Durchbruchs liegt vielleicht ganz woanders. Denn das Verhandlungsergebnis zeigt zum ersten Mal, wie sehr die Welt in der Zeit nach dem Kalten Krieg um den atomaren Frieden ringen muss. Mühsam, mit viel Aufwand, großem technischen Know-how, oft jahrelang und ohne Rücksicht auf finanzielle Aufwendungen. Denn der Fall Iran hat gezeigt, dass man den internationalen Atomkontrolleuren recht lange auf der Nase herumtanzen kann, wenn sich die Großen dieser Welt uneins sind. Der Weg zu mehr Sicherheit führt nur über einen Schulterschluss von Russland, China und den USA. Doch der ist weit weg. Möglicherweise ist daher der "Fall Iran" erledigt, doch die nächsten Zündler stehen schon bereit, die mit unbeherrschbarer Waffentechnik ihre Machtspielchen treiben wollen. Dann wird es wieder heißen: Verhandeln, Verhandeln, verhandeln.
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