Der Newsletter rund um den Anleihenhandel. Ausgabe 44 / 08.11.2013
Wachstumsprognose Eurozone niedriger- Konjunkturdaten USA positiv
Am Dienstag veröffentlichte die EU-Kommission ihre Wachstumsprognose für die Eurozone. Für das Jahr 2014 wird nicht mehr mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts in Höhe von 1,2 Prozent sondern nur noch mit 1,1 Prozent gerechnet. Die leicht reduzierten Erwartungen nutzten Aktienanleger für Gewinnmitnahmen, was den Dax kurzzeitig unter die Marke von 9.000 Punkten rutschen ließ. In Deutschland geht man für das laufende Jahr von einem etwas stärkeren Wirtschaftswachstum aus von 0,5 Prozent, statt wie bisher von 0,4 Prozent. In 2014 wird die Wirtschaft um 1,7 Prozent wachsen.
Konjunkturdaten aus Amerika sorgten dann aber für die Wende. Der ISM-Einkaufsmanagerindex für den US-Dienstleistungssektor stieg im Oktober überraschend um 1,0 auf 55,4 Punkte. Der Dax schwenkte daraufhin wieder ins Plus.
Auch der Blick in Richtung EZB und die Unklarheit über den weiteren geldpolitischen Kurs ließ Anleger zunächst vorsichtig agieren. Angesichts einer rückläufigen Inflationsrate in der Eurozone von zuletzt 0,7 Prozent waren Spekulationen auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik aufgekommen. Die Europäischen Zentralbank spricht nämlich bei einem Zielkorridor von 2 Prozent von stabilen Preisen, weshalb es möglich wäre, dass der EZB-Rat beim aktuellen Stand die Preisstabilität von ausgewogen auf abwärts senken könnten und damit eine zeitnahe geldpolitische Reaktion in Aussicht stellt. Marktreaktionen waren bereits spürbar. Der Euro verlor gegenüber dem US-Dollar an Wert und stand am Donnerstag etwas oberhalb der Marke von 1,35 US-Dollar. Aber auch die guten Konjunkturdaten der USA stützten den Dollar.
EZB: Überraschende Zinssenkung - Rekordtief
Am Donnerstag wurden die Spekulationen wahr, der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, verkündete die überraschende Entscheidung, den Leitzins um 0,25 Prozent auf ein Rekordtief von 0,25 Prozent zu senken. Trotz der jüngsten Spekulationen hatte nur eine kleine Minderheit der Experten mit diesem Schritt zum jetzigen Zeitpunkt gerechnet. Nur drei von 70 Volkswirten erwarteten eine weitere Senkung.
Der Dax feierte die Zinssenkung gebührend. Bis zum Mittag pendelte er um die Marke von 9.040 Punkten. Die Meldung über eine erfolgreiche Auktion spanischer Staatsanleihen führte zu einem Anstieg auf 9.085 Zähler. Mit 4,164 Prozent verlangen Investoren den niedrigsten Zins seit September 2010, um dem Euro-Krisenland für zehn Jahre Geld zu leihen. Die Verkündung der EZB katapultierte den Dax dann auf ein neues Allzeithoch von 9.193 Punkten. Dieses Niveau konnte der DAX aber bis zum Handelsschluss nicht verteidigen, Gewinnmitnahmen setzten ein. Der Euro sackte dagegen extrem ab. Binnen Sekunden verlor er mehr als einen US-Cent an Wert und notierte nachmittags bei 1,3375 Dollar.
Anleihenmarkt
Die positiven Konjunkturdaten dies- und jenseits des Atlantiks wirkten sich im Vorfeld der EZB-Sitzung negativ auf die Bondmärkte der Kernländer aus.
Vor dem Zinsentscheid bewegte sich der Deutsche Anleihemarkt allerdings kaum. Bundesanleihen notierten unverändert. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen lag am Donnerstagvormittag bei 1,74 Prozent. Der Bund-Future stieg um sechs Basispunkte auf 141,21 Prozent.
Die überraschende Leitzinssenkung am Mittag drückte die Anleiherenditen. Bundesanleihen wurden nun mit nur noch 1,688 Prozent verzinst. Der Rentenindex Rex fiel um 0,05 Prozent auf 133,90 Punkte. Der Bund-Future konnte um 0,52 Prozent auf 142,10 Punkte zulegen.
Anlegertrends
Anleihen aus Osteuropa gesucht
Die Türkei hat am Mittwoch eine Anleihe (A1HTA7) mit einem Volumen von 1,25 Mrd. Euro vollständig am Markt platziert. Der Kurs der Anleihe steht bei über 100 Prozent.
Alte argentinische Anleihen, die so genannten Pleite-Anleihen haben massiv angezogen und verzeichneten einen großen Umsatz an der Börse Stuttgart.
Venezuela-Anleihen standen unter Abgabedruck. Viele Anleger verkauften diese Papiere. Gesucht waren dagegen Anleihen von Polen, Tschechien und Ungarn.
bondm-News
Ekosem Agrar GmbH
Am 31.10.2013 informierte die deutsche Holdinggesellschschaft der Ekoniva Unternehmensgruppe per Corporate News über die Aufstockung der Anleihe 2012/2018 um 18 Mio. auf nunmehr 78 Mio. Euro.
3W Power S.A.
Das Unternehmen mit Sitz in Luxemburg veröffentlichte am 4.11.2013 mittels Ad-hoc Mitteilung den Termin der in der vergangenen Woche angekündigten Anleihegläubigerversammlung. Am 25.11.2013 wolle man in Frankfurt einen gemeinsamen Vertreter der Anleihegläubiger wählen sowie über die Konditionen der Anfang Dezember anstehenden Kuponzahlung verhandeln.
Dürr AG
Am 6.11.2013 informierten die Bietigheimer über die Geschäftszahlen Januar bis September 2013. Demnach habe Dürr sein Ergebnis in den ersten neun Monaten 2013 bei konstantem Umsatz in Höhe von 1,746 Mrd. Euro weiter verbessert. Der Meldung zu Folge erreichte Dürr eine EBIT-Marge von 7,7%, was einen Anstieg des EBITs um 13% auf 134 Mio. Euro bedeutet.
Air Berlin Plc
In der Pressemitteilung vom 6.11.2013 informierte die Fluglinie über das Ausscheiden des bisherigen Chief Commercial Officers (CCO) Paul Gregorowitsch zum 1.12.2013. Gregorowitsch wolle sich ab März 2014 neuen beruflichen Herausforderungen widmen. Airberlin CEO Wolfgang Prock-Schauer wird bis zur Ernennung eines Nachfolgers die Aufgaben des CCO zusätzlich übernehmen, so die Meldung weiter. Am selbem Tag veröffentlichte airberlin die Verkehrszahlen für den Monat Oktober 2013. Mit 84,61% habe die Auslastung leicht über dem Wert des Vorjahreszeitraums gelegen. In den bisherigen zehn Monaten 2013 habe die Fluglinie die Auslastung um 1,8 Prozentpunkte gegenüber 2012 steigern können.
Dong A/S - Restrukturierung läuft
Das dänische Energieunternehmen Dong A/S berichtete vergangene Woche überraschend gute Zah¬len für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres. 69% Zuwachs im EBITDA oder 11,2 Mrd. dänische Kronen (7,5 Kronen = 1 EUR) sind in erster Linie auf Kostenreduzierungen und eine höhere Förderung von Gas im Ormen Lange Feld vor dem norwegischen Throndheim zurückzuführen (hier wurden weitere Förderrechte zugekauft und heute werden bereits 100.000 Barrel pro Tag gefördert) sowie auf die Inbetrieb¬nahme einer Reihe von Windkraftwerken, die allein 3,5 Mrd. dänische Kronen zum EBITDA beisteuerten.
Auch der Cashflow legte im Schlepptau von 5,3 auf 6,6 Mrd. Kronen zu. Die Straffung des Geschäfts wurde mit dem Verkauf von Anteilen am schwedischen Betreiber von Wasserkraftwerken Kraftgarden, dem Aus¬stieg aus polnischen Onshore-Windkraftwerken sowie aus dem norwegischen Gaskraftwerk Mongstad mit insgesamt rund 7 Mrd. Kronen umgesetzt.
Mit einem Verhältnis von Verschuldung zu EBITDA von etwa 3 kommt die Sanierungsstory des kombinierten Energieförderers und -versorgers gut voran. Die Verschuldung konnte zum Vorjahr um rund 2 Mrd. Kronen zurückgeführt werden und Vorstand Henrik Poulsen hat die Guidance für das Gesamtjahr um weitere 500 Mio. Kronen angehoben. Das für 2014 gesteckte Ziel, die Nettoverschuldung zu EBITDA unter 2,5 zu drücken, dürfte damit per Jahresende erreicht werden.
Moody's und S&P bewerten die vorrangigen Anleihen des Konzerns mit Investment Grade, die Nachrangpapiere werden von S&P mit BB+ geratet, während Moody's auch sie dem Investment Grade- Lager zuordnet. Über eine Kapitalerhöhung erweitert nun der dänische Energiekonzern mit Goldman Sachs und zwei dänischen Pensionsfonds (ATP und PFA) den Eigentümerkreis rund um den däni¬schen Staat, der nach der Maßnahme noch rund 60% hält.
Die US-Investmentbank erhält einen Anteil in Höhe von 19%. Das finale Vertragswerk für den Einstieg in Höhe von 11 Mrd. dänischen Kronen (1,47 Mrd. EUR) soll noch vor Jahresende stehen, teilte Dong Anfang Oktober mit. Der Einstieg ist Teil eines Finanzierungsplans, den das Unternehmen im Februar 2013 bekannt gab und der zusätzliches Kapital von mindestens sechs bis acht Mrd. Kronen einbringen dürfte.
Die sich weiter stabilisierende Ertragslage des Konzerns könnte am Ende auch zu einem weiteren Upgrade der Nachrangpapiere führen, wie beispielsweise der ewigen 6,25%er Anleihe (A1HL4H), die erstmals 2023 zu 100% gekündigt werden kann und heute mit Kursen bei rund 108,8% eine Rendite auf first call (2023) von 5,06% abwirft.
Neueinführungen an der Börse Stuttgart
Deutsche Bahn Finance B. V.
Stark nachgefragt ist die kürzlich emittierte 300 Millionen Euro Anleihe der Deutschen Bahn Finance B. V., Finanzierungsgesellschaft des DB-Konzerns. Die Anleihe wird mit 1,75 Prozent p.a. verzinst und ist im November 2020 fällig. Die kleinste handelbare Einheit der Anleihe liegt bei 1.000 Euro.
Im Geschäftsjahr 2012 betrug der um Sondereffekte bereinigte Umsatz des DB-Konzerns laut Unternehmen rund 39,3 Milliarden Euro und das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (EBIT) rund 2,7 Milliarden Euro.
Telefónica Emisiones S. A. U.
Die Telefónica Emisiones S. A. U., Finanzierungstocher des Telekommunikationsunternehmens Telefónica S. A., begab diese Woche eine 225 Millionen Schweizer Franken Anleihe mit einem Kupon von 2,595 Prozent p.a. Die Anleihe ist in Inhaberschuldverschreibungen à 5.000 Schweizer Franken unterteilt und wird im Oktober 2020 fällig. Das Wertpapier erhielt von S&P die Ratingnote BBB.
Gaz Capital S. A.
Über ihre Finanzierungstochter Gaz Captial S. A. emittierte Gazprom in dieser Woche eine neue 500 Millionen Schweizer Franken Anleihe. Das Wertpapier wird im Oktober 2019 fällig und ist mit 2,85 Prozent p. a. verzinst und in Inhaberschuldverschreibungen à 5.000 Schweizer Franken unterteilt. Das von S&P mit BBB geratete Wertpapier notiert aktuell über dem Emissionspreis von 100 bei einem Kurs von 101,35. Gazprom ist nach eigenen Angaben einer der weltgrößten Energieversorger und seit insgesamt vierzig Jahren auf dem deutschen Markt aktiv. Der russische Staat hält 51 Prozent der Anteile und damit die Mehrheit an Gazprom.
Coca-Cola Enterprises Inc. / Coca-Cola Company
Coca-Cola Enterprises, einer der weltweit größten Coca-Cola Flaschenhersteller und -abfüller, begab in dieser Woche eine neue Unternehmensanleihe. Die Anleihe sieht eine Verzinsung von 2,625 Prozent p. a. vor und umfasst ein Emissionsvolumen von 350 Millionen Euro. Das von S&P mit BBB geratete Wertpapier hat eine Laufzeit von 10 Jahren und ist in Inhaberteilschuldverschreibungen à 100.000 Euro unterteilt.
Zudem emittierte diese Woche die Coca-Cola Company, der größte Softtrinkhersteller der Welt, eine Anleihe mit einem Emissionsvolumen in Höhe von 1,5 Milliarden US Dollar, gestückelt in Inhaberschuldverschreibungen à 2.000 US Dollar. Die Verzinsung des Wertpapiers liegt bei 3,2 Prozent. Die Zinszahlung erfolgt halbjährlich immer zum ersten Mai/November. Die von S&P mit AA- geratete Anliehe wird im November 2023 fällig. Coca-Cola belegt derzeit den dritten Rang der wertvollsten Marken der Welt.
Quelle: Boerse Stuttgart AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein boerse-stuttgart AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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