Der Newsletter rund um den Anleihenhandel. Ausgabe 46 / 15.11.2013
YELLEN DÄMPFT FURCHT VOR ABRUPTEM ENDE DER KONJUKTURSPRITZEN DER FED
Nach neuen Höchstständen ging es zu Beginn der Woche an den Aktienmärkten, bedingt durch Gewinnmitnahmen, abwärts. Die ewig wiederkehrenden Spekulationen über den künftigen geldpolitischen Kurs der US-Notenbank dämpften die Stimmung und sorgten für Zurückhaltung bei den Investoren. Am Donnerstag kam dann die Kehrtwende. Eine am Mittwochabend vorab veröffentlichte Rede Janet Yellens sorgte für Begeisterung. Die designierte Fed-Chefin weiß, was Anleger hören wollen - sie spricht sich für eine Fortsetzung der expansiven US-Geldpolitik aus. Ausschlaggebend hierfür war, dass sowohl die Gesamtwirtschaft als auch der Arbeitsmarkt noch nicht gefestigt genug seien. Die Unterstützung der Konjunktur zum jetzigen Zeitpunkt ist laut Yellen der sicherste Weg, um zu einer normalen Geldpolitik zurückkehren zu können. Der Dax stieg am Donnerstagvormittag auf 9.145 Punkte. Der Dollar geriet nach dem ersten Statement kurzzeitig unter Druck pendelte sich am Donnerstagmittag dann aber bei 1,3470 ein.
Die Aussicht auf eine weiter expansive Geldpolitik ließ die Ölpreise in den USA leicht steigen. Ein Barrel (159 Liter) der amerikanischen Sorte WTI stieg auf 93,99 Dollar. Der Preis für die Nordsee-Sorte Brent lag bei 107,28 US-Dollar.
EZB-Zinsentscheid: Die Angst vor der Deflation
Seit vergangener Woche verfügt der Europäische Wirtschaftsraum über historisch niedrige Zinsen von 0,25 Prozent. Geld ist fast schon zum Nulltarif zu haben. Mario Draghi kündigt dann noch an, dass dies noch nicht das Ende der Fahnenstange sein muss. Es gebe weitere "Instrumente in der Artillerie" so der Italiener. Als Grund für die Senkung des Leitzins führte die EZB deflationäre Tendenzen, aufgrund einer Inflationsrate von nur 0,7 Prozent, auf.
Ifo Chef Hans-Werner Sinn wirft Mario Draghi den Missbrauch des Eurosystems vor, da Krisenländer über das jetzige System so Kredite erhalten, die sie sonst am Markt nicht bekommen würden. Hinsichtlich ihrer Bonität müssten die Länder deutlich höhere Zinsen zahlen. Aktuell können sich die Banken mehr oder weniger zum Nulltarif finanzieren, gleichzeitig aber auch in Anleihen von Spanien und Italien zu vier Prozent, Portugal zu sechs Prozent, anlegen, ohne sich über die Bonität dieser Staaten sorgen zu müssen, da die EZB für sie garantiert.
Eine Woche nach der Leitzinssenkung übt auch die Bundesbank Kritik und warnt vor Risiken für die Finanzstabilität durch die extrem niedrigen Zinsen. Diese haben zwar dazu beigetragen, dass die Spannungen an den internationalen Finanzmärkten nachgelassen haben, allerdings bergen sie auch Risiken und Nebenwirkungen, je länger die Zinsen so niedrig bleiben. Besonders betroffen sind Lebensversicherer, deren finanzielle Puffer unter den niedrigen Zinsen leiden. Aber auch Banken spüren die Belastung, da die Erträge in Deutschland stark am Zinseinkommen hängen. Zuletzt sind die extrem niedrigen Zinsen auch ein Preistreiber bei den Immobilienpreisen in den Ballungsräumen.
Anlegertrends
DAIMLER-ANLEIHE GEFRAGT
Guter Nachfrage erfreute sich diese Woche an der Börse eine neue Daimler-Unternehmensanleihe (wkn: A1X3GC). Die Anleihe läuft bis zum 19.11.2018 und wird mit 1,5 Prozent verzinst. Mit einer Mindeststückelung von 1.000 Stück ist die Anleihe auch privatanlegerfreundlich. Das Emissionsvolumen betrug eine Milliarde Euro.
Venezuela-Bonds im Sinkflug
Der venezolanische Präsident Nicolas Maduro greift zu fraglichen Mitteln, um die mittlerweile bei 50 Prozent liegende Inflation in seinem Staat zu bekämpfen. Am Mittwoch ließ er die Elektronikmarktkette Daka durch einen Armee-Einsatz unter staatliche Kontrolle bringen. Die Verkäufer wurden gezwungen, die Produkte für die Hälfte des ursprünglichen Wertes zu verkaufen. Nach Ansicht der Staatsführung verkauft Daka seine Produkte zu spekulativen Preisen und schade damit der nationalen Wirtschaft. Die Kette solle ihre Preise auf das Niveau von Oktober senken. An den Standorten der Daka-Filialen herrschte ein massiver Andrang, auch von Plünderungen ist die Rede, weswegen die Filialen aktuell vom Militär besetzt werden, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Trotz der chaotischen Zustände kündigte Maduro an, in der nächsten Woche auch die Preise für Lebensmittel, Textilien, Schuhe, Haushaltsgeräte, Spielsachen und Autos zwangsregulieren zu wollen.
Investoren befürchteten, dass die Maßnahmen zur staatlichen Kontrolle die Wirtschaft des Landes abwürgen könnten. Staatsanleihen aus Venezuela stürzten folglich am Dienstagnachmittag ab. Die Renditen der Benchmark-Bonds mit Laufzeit bis 2027 stiegen auf 13,82 Prozent.
bondm-News
Eterna Mode Holding GmbH
Das Passauer Modeunternehmen veröffentlichte am 13.11.2013 Zwischenergebnisse für die ersten neun Monate 2013. Bei einem Umsatz von rund 71,3 Mio. Euro habe das EBITDA in diesem Zeitraum bei 8,1 Mio. Euro gelegen. Der Meldung zufolge beläuft sich das Ergebnis nach Steuern auf -4,5 Mio. Euro - bereinigt um planmäßige Firmenwertabschreibungen sowie Einmaleffekte resultiere ein Konzernergebnis von 2,3 Mio. Euro. Nachdem sich der Free Cashflow wie auch schon im zweiten Quartal verbessert habe, beziffert eterna die liquiden Mittel nun auf 7,1 Mio. Euro. Das Unternehmen kündigt in der Meldung an, zur Reduzierung der Zinsbelastung Anleihen in Höhe von 1,4 Mio. Euro zurückkaufen zu wollen.
KTG Agrar AG
Das Landwirtschaftsunternehmen informierte am 06.11.2013 per Corporate News über die Umwandlung der Rechtsform der Gesellschaft. So sei die in der Hauptversammlung im August diesen Jahres beschlossene Umwandlung von einer Aktiengesellschaft in eine Europäische Gesellschaft (Societas Europaea, SE) nun erfolgt. Die zweigliedrige Struktur aus Vorstand und Aufsichtsrat werde beibehalten. Im Zug der Umwandlung ist der Aufsichtsrat neu besetzt worden, so die Meldung weiter. Demnach setzte sich das Organ aus Henning von Reden als Vorsitzendem, Prof. Dr. Julian Voss und Beatrice Ams zusammen.
Getgoods.de AG
Das Onlinehandelshaus musste am 14.11.2013 per Pressemitteilung die Zahlungsunfähigkeit vermelden. Laut der Meldung wolle die Gesellschaft nach gescheiterten Investorengesprächen kurzfristig die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragen. Die Geschäftsführer der getgoods.de Vertriebs GmbH haben die getgoods.de AG über den Verlust des hälftigen Stammkapitals sowie die Zahlungsunfähigkeit ihrer Gesellschaft informiert, was unmittelbar die getgoods.de AG als Holding des Konzerns betrifft, so die Meldung weiter.
Börse Stuttgart TV
EZB-ZINSENTSCHEID: DIE ANGST VOR DER DEFLATION
Seit vergangener Woche verfügt der europäische Währungsraum über historische niedrige Zinsen von 0,25 Prozent. Geld ist mittlerweile fast schon zum Nulltarif zu haben. Da kündigt Mario Draghi an, dass dies noch nicht das Ende der Fahnenstange sein muss. Es gebe weitere "Instrumente in der Artillerie" so der Italiener. Bewegt sich die EZB noch innerhalb ihres Mandats? Dietmar Zantke, Zantke Asset Management, bei Börse Stuttgart TV.
Neueinführungen an der Börse Stuttgart
ATON Group Finance
Die ATON Group, Beteiligungsgesellschaft der Familie Helmig - Gründer und ehemalige Gesellschafter der Helios-Kliniken, hat in dieser Woche eine Anleihe in Höhe von 200 Millionen Euro begeben. Das Wertpapier wird im November 2018 fällig und sieht eine Verzinsung von 3,875 Prozent p. a. vor. Die in Inhaberschuldverschreibungen à 1.000 Euro unterteilte Anleihe ist in den ersten Handelstagen an der Börse Stuttgart stark nachgefragt.
LVMH Moet Hennessy - Louis Vuitton
LVMH Moet Hennessy - Louis Vuitton, die nach eigenen Angaben die Mehrheitsrechte an über 60 verschiedenen Luxusmarken hält und weltweit in über 3000 Geschäften vertreibt, hat diese Woche eine 600 Millionen Euro schwere Unternehmensanleihe begeben. Das Wertpapier ist im November 2020 fällig und wird mit 1,750 Prozent p.a. verzinst. Die von S&P mit A geratete Anleihe ist in Inhaberschuldverschreibungen à 1.000 Euro unterteilt. Der Konzern sieht sich selbst als weltweiten Branchenführer in der Luxusgüterindustrie.
Türkei
Die Türkei emittierte jüngst eine Staatsanleihe mit einem Emissionsvolumen von 1,25 Milliarden Euro. Das in 100.000 Euro gestückelte Wertpapier wird mit 4,350 Prozent p.a. verzinst und hat eine Laufzeit bis November 2021. Die Türkei erwirtschaftete 2012 laut Weltbank ein Bruttoinlandsprodukt von 789,3 Milliarden US Dollar.
Quelle: Boerse Stuttgart AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein boerse-stuttgart AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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