Politischer Rückenwind für den DAX
Konsumlaune in Deutschland auf Sechs-Jahres-Hoch
Auch wenn es zumeist heißt, dass "politische Börsen kurze Beine" haben, so halfen sie dem DAX heute zumindest ein wenig auf die Sprünge. Die Einigung in Berlin auf einen Koalitionsvertrag hat den DAX am Donnerstag wieder über die Marke von 9.300 Zählern springen lassen. Marktbeobachter werten das insbesondere als Ausdruck der Hoffnung auf eine Bestätigung der Europapolitik von Kanzlerin Merkel.
Aspekte, wie der gesetzliche Mindestlohn, erschüttern die Finanzmarktteilnehmer dagegen nicht, sind sie doch durch die Diskussionen im politischen Tagesgeschäft der letzten Wochen offenbar längst eingepreist.
Etwas stärker fällt die Reaktion am Devisenmarkt aus. Dort steigt der Euro wieder über die Marke von 1,36. Händler setzen auch hier auf eine Festigung der Positionen der Bundeskanzlerin in der Euro-Rettungspolitik.
Auch der Goldpreis kann sich weiter erholen, Silber steigt wieder über 20. Die Chinesen importieren nach jüngsten Zahlen wieder deutlich mehr Tonnen Gold aus Hongkong und nutzen damit die derzeitige Schwäche des Goldpreises.
Während in China also wieder stärker Gold eingekauft wird, ist der Deutsche - passend im für den Einzelhandel so wichtigen Weihnachtsgeschäft - in einer Kauflaune, wie seit sechs Jahren nicht mehr. Der GfK-Konsumklima-Indikator steigt für den Monat Dezember auf 7.4 Punkte und damit sogar noch stärker als ohnehin schon vom Markt erwartet. Was treibt, sind die anhaltend niedrigen Zinsen und die Hoffnung auf eine nachhaltige Verbesserung am Arbeitsmarkt sowie eine Fortsetzung der konjunkturellen Erholung auch im Jahr 2014.
Für die Amerikaner übrigens ist die laufende Woche eine der wichtigsten Wochen für den Einzelhandel überhaupt. Der kommende Freitag, der Tag nach dem Thanksgiving-Fest, wird als sogenannter "Black Friday" bezeichnet, wo der US-Bürger besonders viele Weihnachtseinkäufe tätigt. Die laufende Woche steht also unter dem Aspekt der Konsumstimmung - auf beiden Seiten des Atlantiks.
Von der Stimmung im Einzelhandel zur Stimmung an der EUWAX. Der EUWAX-Sentiment-Index ist nach einem positiven Start im Verlaufe des Vormittages wieder in die Minus-Zone zurückgefallen. Offenbar rechnen einige Anleger auf dem derzeitigen DAX-Niveau eher mit neuerlichen Rücksetzern beim deutschen Leitindex.
Einer der größten Gewinner im DAX ist die Aktie von Heidelberg Cement. Das Papier profitiert von einer Kaufempfehlung aus dem Hause Berenberg. Dort haben die Analysten das Kursziel kräftig von 50 auf nun 63 Euro angehoben.
Auch die Post kann deutlich zulegen. Für Rückenwind sorgt hier die Hoffnung auf Rekord-Umsätze im Paketgeschäft. Die Anleger an der EUWAX nutzen hier aber das höhere Kursniveau und verkaufen mehrheitlich Calls.
Lufthansa tendiert leichter. Der CEO der Kranich-Airline Christoph Franz und der Chef von Verdi Frank Bsirske warnten vor einem "Niedergang der Branche" und forderten die Abschaffung "einseitiger Belastungen".
E.ON und RWE - die beiden Versorger im DAX - notieren, auch im Zuge der politischen Entwicklungen in Berlin, etwas freundlicher. In der zweiten Reihe liegen Börsen-Neuling LEG Immobilien nach Zahlen behauptet im Markt, Vossloh und Nordex kommen nach Kapitalerhöhungen deutlicher unter Druck. Die Aktie von Borussia Dortmund kann nach dem CL-Sieg gegen Neapel zulegen. Anleger setzen mit dem Kauf von Call-Optionsscheinen auf ein Weiterkommen in die K.O.-Phase.
Beim Goldpreis gehen die meisten Anleger an der EUWAX eher nicht von einer weiteren Erholung aus und setzen mit dem Kauf von Puts auf einen erneuten Rückschlag beim Edelmetall.
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In der Börsenszene wird Heiko Thieme gerne als "Daueroptimist" bezeichnet. Er selber sieht sich aber vielmehr als "rationellen Optimisten", der auch Warnungen ausspricht. Anleger, so Thieme, sollten in einer Börsen-Hausse nämlich auch das Mitnehmen von Gewinnen nicht vergessen. Für den DAX hält Thieme trotzdem die 10.000 sogar schon für den kommenden Januar für durchaus möglich, danach sollten Anleger aber wachsam sein. Wie es an den Börsen in 2014 dann weitergehen könnte, verrät Thieme im Gespräch mit Andreas Scholz.
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Quelle: Boerse Stuttgart AG
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AXC0093 2013-12-20/10:09