Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider sieht im Pontifikat von Papst Franziskus ein ökumenisch gemeinsames Anliegen. Die großen Themen Demut, Dialog und Dezentralität des Papstes seien "geeignete Leitbilder auch für strukturelle Kirchenreformen", schreibt Schneider in einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) vom Montag.
"Eine solche ‚Kirche im Aufbruch' wird mit fruchtbaren Beiträgen die ‚Ökumene der Gaben' in allen christlichen Kirchen befördern und bereichern", erwartet Schneider. Der EKD-Ratsvorsitzende begrüßte die Kritik des Papstes an einem zügellosen Kapitalismus, der Menschen töte. Das stehe in der prophetischen Tradition, Menschen aufzurütteln. Die prophetische Radikalität des neuen Papstes sei im Blick auf die Armen und Leidenden in der Welt ein notwendiger Impuls.
Allerdings warnt Schneider, dass nur eine Kirche nachhaltig helfen könne, die auch materielle Mittel habe, um helfen zu können, und fachlich qualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, um große prophetische Visionen in viele kleine praktische Schritte umzusetzen. Schneider nimmt bei Papst Franziskus einen "prophetischen Geist" wahr, ohne, dass er "explizit eine Änderung des dogmatischen Gesamtgerüstes der römisch-katholischen Kirche" thematisiere. Für das Reformationsjubiläum 2017 erwartet Schneider: "Es wäre für unser Zusammenwirken als die eine Kirche Jesu Christi und für unsere gemeinsame missionarische Ausstrahlung von großer Bedeutung, dass wir in einer Ökumene der Gaben auch die Gaben der anderen explizit würdigen können."