Von Florian Faust
Die Rekordjagd an der Wall Street ist zum Wochenausklang nach sechstägiger Gewinnphase ausgelaufen. Zwar kletterten die US-Aktienindizes zunächst abermals auf Rekordstände, anschließend setzten aber erste Gewinnmitnahmen ein. Denn echte Impulse oder Nachrichten gab es am Freitag keine, die Konjunkturagenda war leer. Zu Handelsbeginn hatten die guten US-Arbeitsmarktdaten des Vortages noch etwas Rückenwind verliehen. Ganz böse geriet die Aktie des Kurznachrichtendienstes Twitter unter die Räder, hier machten Anleger nach den jüngsten Rekordständen Kasse.
Der Dow-Jones-Index pendelte um das Schlusskursniveau des Vortages und gab letztlich 1,5 Punkte 16.478 ab, nachdem der Leitindex zuvor bis auf das neue Allzeithoch von 16.529 Zählern geklettert war. Der S&P-500 verlor nach einem weiteren Rekordhoch einen Punkt, der Nasdaq-Composite nach einem Dreizehnjahreshoch 0,3 Prozent. Dabei standen 1.602 (Vortag: 1.655) Gewinnern 1.482 (1.441) Verlierer gegenüber, 102 (99) Aktien schlossen unverändert. Umgesetzt wurden 0,42 (0,42) Milliarden Stück.
Deutlich mehr Bewegung lieferte der Devisenmarkt. So kletterte der Euro mit 1,3894 Dollar auf den höchsten Stand seit zwei Jahren. Hintergrund der Euro-Stärke waren Äußerungen von Bundesbankpräsident Jens Weidmann, der beliebigen geldpolitischen Lockerungen eine klare Absage erteilt hatte. Bis zum späten US-Handel kam die Gemeinschaftswährung auf 1,3740 Dollar zurück, lag damit aber noch immer einen halben US-Cent über Vorabendniveau. "Wir sehen bei dünnen Umsätzen, dass sich der Trend der vergangenen Tage verstärkt", sagte ein Devisenhändler. Der Euro gelte weiter als Fluchtwährung. Denn die EZB habe im Gegensatz zu den anderen großen Notenbanken kaum Möglichkeiten, die Währung zu schwächen. Auch die massive Flucht aus der türkischen Lira stützte den Euro.
Wegen der weitreichenden Korruptionsvorwürfe gegen Vertraute und deren Angehörige hatte der türkische Ministerpräsident Recep Erdogan seine Regierung komplett neu aufgestellt. Die politische Krise drückte die türkische Lira zum Dollar auf den niedrigsten Stand seit Einführung der aktuellen türkischen Währung Anfang 2005. Der Greenback wertete auch zum Yen auf, erstmals seit Oktober 2008 gelang der Sprung über die Marke von 105 Yen. Im späten US-Handel kostete der Dollar 105,17 Yen. Der Dollar sei der Gewinner der in verschiedene Richtungen zeigenden Trends bei der Geldpolitik in Japan und den USA, hieß es. Die ANZ-Devisenanalysten sahen Platz bis 112 Yen.
Am US-Anleihemarkt gaben die Notierungen nach, die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen war zwischenzeitlich bis auf 3,021 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit Juli 2011 gesprungen. Zuletzt kam die Rendite auf 3,01 Prozent zurück, ein Aufschlag von zwei Basispunkten gegenüber dem Vorabend. Seit der Ankündigung der US-Notenbank, ihre monatlichen Wertpapierkäufe ab Januar zu reduzieren, steigen die Renditen tendenziell.
Der Goldpreis setzte seine Erholung des Vortages fort und stieg auf 1.214 Dollar, am Vorabend war die Feinunze noch für 1.210 Dollar zu haben gewesen. Der jüngste Preisverfall unter die Marke von 1.200 Dollar habe die physische Nachfrage in Asien angekurbelt, hieß es. Der Goldpreis steuerte aber übergeordnet weiter in Richtung eines Jahresverlusts von rund 28 Prozent. Am Ölmarkt schloss der Preis für ein Fass US-Leichtöl der Sorte WTI erstmals seit dem 18. Oktober über die Marke von 100 Dollar. Deutlich stärker als erwartet gefallene US-Vorräte stützten den Ölpreis, der aber bereits vor den Daten angezogen hatte. WTI verteuerte sich um 0,8 Prozent auf 100,32 Dollar, europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 0,2 Prozent auf 112,18 Dollar.
Am Aktienmarkt bewiesen die Titel von Twitter, dass jede Rally einmal zu Ende geht. Erstmals seit fünf Handelstagen fiel der Kurs - er brach über 13 Prozent ein. Am Vortag war die Aktie auf das Allzeithoch von 74,73 Dollar marschiert. Analysten hatten bereits gewarnt, dass die Rally fundamental nicht zu rechtfertigen sei. Macquarie stufte das Papier gar auf "Underperform" ab. Für den laufenden Monat stand noch immer ein Plus von über 60 Prozent zu Buche.
Die Aktie von General Motors gab mit der Ankündigung einer Rückrufaktion um 1,4 Prozent nach. Der Autobauer rief in China mehr als 1,46 Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten. Grund waren mögliche Defekte bei Halterungen der Benzinpumpen. Die Titel des Flugzeugherstellers Textron zogen um 1,1 Prozent an, die Gesellschaft will für 1,4 Milliarden Dollar Wettbewerber Beechcraft übernehmen. Die Anteilsscheine von Delta Air Lines gaben 3,0 Prozent ab. Aufgrund einer Rechnerpanne wurden Flugscheine günstiger als geplant verkauft.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 16.478,41 -0,01 -1,47 S&P-500 1.841,40 -0,03 -0,62 Nasdaq-Comp. 4.156,59 -0,25 -10,59 Nasdaq-100 3.574,02 -0,29 -10,56 DEVISEN zuletzt '+/- % Fr, 7.45 Uhr Do, 18.57 Uhr EUR/USD 1,3740 -0,19% 1,3766 1,3687 EUR/JPY 144,4830 0,21% 144,1745 143,3109 EUR/CHF 1,2253 -0,12% 1,2268 1,2272 USD/JPY 105,1650 0,39% 104,7550 104,7040 GBP/USD 1,6473 0,06% 1,6463 1,6415 ===
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December 27, 2013 16:28 ET (21:28 GMT)
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