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Was passiert mit Gold, wenn der Dollar und der Euro versagen?

Finanznachrichten News

Dieser Essay ist eine aktualisierte Version unseres früheren Essays What Can Happen with Gold If the Dollar Collapses? (Ursprünglich veröffentlicht am 4. Dezember 2012). Es ist auch der erste Aufsatz der sowohl die Schuldsituation des US-Marktes als auch einen möglichen Zusammenbruch der Euro-Zone betrifft.

Viele Male bereits sind wir in unseren Kommentaren zum Jahr 1971 und der Entscheidung des amerikanischen Präsidenten Richard Nixon, über die Lösung der Goldbindung, zurückgekehrt. Heute analysieren wir das Thema noch einmal und schauen welche Implikationen es für das gelbe Metall mit sich bringt.

Vor 1971 waren die wichtigsten Weltwährungen durch das Bretton-Woods-Abkommen geregelt gewesen. Nach dem Abkommen erklärten sich die Vereinigten Staaten bereit den Dollar an Gold zu binden. Das bedeutete, dass jeder Dollar-Betrag übergeben von einer Auslandsregierung oder einer Zentralbank gegen Gold mit 35 $ pro Unze getauscht werden könnte. Dieses Abkommen hatte besonders wichtige Folgen für die Geldentwicklung. Die US-Regierung sollte nicht mehr Papiergeld in den Umlauf bringen, als es physisches Gold hatte, um dieses Geld zu sichern. In der Praxis war es ziemlich unwahrscheinlich, dass alle Dollar sofort in Gold hätten umgetauscht werden können. Die US- Regierung druckte tatsächlich mehr Geld aus, als sie Deckung in Gold hatte, aber die wichtige Einschränkung war intakt: Die Schuldenlast konnte nicht ins Unermessliche steigen.

1944, als das Bretton-Woods-Abkommen eingeführt wurde, stand die US-Verschuldung in der Relation zu den offiziellen Goldreserven bei 319,90 $ pro Unze Gold. Das bedeutete, dass es für einen geliehenen Betrag von 319,90 $ eine Unze Gold gab, über diese die Vereinigten Staaten verfügten. Mit dem Preis von Gold bei 35 $ zeigt sich schnell, dass die US- Goldreserve ungefähr 10,9 % der Schulden hätten decken können. Es mag erscheinen, dass die Verschuldung Gegenüber dem Gold-Vermögen groß gewesen ist. Andererseits jedoch war ein solches Verhältnis den Reserven kommerzieller Banken ähnlich, was von der Regulierungsbehörde verlangt wurde. In gewisser Hinsicht funktionierten die Vereinigten Staaten wie eine Bank (mit vielen Unterschieden natürlich).

Um 1970, teilweise wegen des Vietnam-Krieges, begannen die Vereinigten Staaten Defizite einzufahren. Die Regierung druckte mehr Dollar, um seinen Verpflichtungen nachzukommen und die Verschuldung pro Unze Gold stieg auf 1.172,56 $. Die Deckung der Verschuldung sank auf 3,1 %. Die Fähigkeit der Vereinigten Staaten Ihre Versprechung zu halten, dass die US-Dollar gegen Gold austauschbar sind, wurde in die Frage gestellt. Nixon fürchtete die Konsequenzen, dass die Auslandszentralbanken den Fort Knox kollektiv stürmen, daher entschied er sich die Bindung des Dollars an Gold aufzuheben und damit direkt die Bretton-Woods-Abkommen zu lösen.

Vom dem Augenblick an wurde der Dollar zu einer Fiat-Währung, das heißt einer Währung, die nicht durch einen Vermögenswert finanziell abgesichert war. Der Wert der Währung ist nur ein Versprechen der Regierung, um Zahlungen (Steuern) zu akzeptieren. Doch, wie wir uns davon überzeugen konnten, können Versprechungen gebrochen werden und in diesem Augenblick wird die Fähigkeit der Vereinigten Staaten ihre Schulden in der Zukunft abzuzahlen auch in Frage gestellt. Warum es so ist, schauen wir uns den Chart unterhalb.

U.S. Debt vs Gold Reserves (1917-2013)

Seit 1970 wuchs die US-Verschuldung von 370,9 Mrd. $ auf 16.738,2 $ Mrd., was mehr ist als eine 44-fache (!) Zunahme ist. Seit Jahr 2000 wies Gold Zeitperioden auf, in dem es einhergehend mit der wachsenden Verschuldung am Wert zunahm. Einen ähnlichen Chart verwendeten wir im Zusammenhang mit unserem Essay mit dem Titel Gold as Insurance ("Gold als Absicherung" - zurzeit nur auf englisch verfügbar).

Unser folgender Chart zeigt die Kursänderung sowohl der US-Verschuldung als auch des durchschnittlichen jährlichen Golfpreises zwischen 1920 und 2013.

U.S. Debt & Gold ROC (1920-2013)

Die jährliche Kursänderung der US-Verschuldung befand sich in einem allgemeinen Abwärtstrend zwischen 1983 und 2000, die von schlechter Gold-Leistung begleitet wurde. Nach 2000 nahm der Kurs der US-Verschuldung wieder zu, was bedeutet, dass die Verschuldung immer schneller wuchs. Dies deckte sich zusammen mit Golds außergewöhnlicher Leistung in den Jahren 2000-2011.

Die US-Notenbank, geleitet von Ben Bernanke, startete das Programm der quantitativen Lockerung, was man als Quantitative Easing (kurz QE) kennt. Kurz gesagt, ist QE ein Prozess, in dem die Fed Bundesanleihen und andere Vermögen von Sekundärmärkten mit vor kurzem geschaffenen Dollar kauft. Der (offizielle) Zweck dessen ist nicht die Regierungsdefizite zu finanzieren aber eher die US-Wirtschaft auf die Wachstumsspur zu lenken. Dennoch können die Wirkungen von QE mit dem Druck enormer Geldmengen verglichen werden. Einige Eckdaten, um Ihnen eine Idee davon zu liefern, welche Verschuldung die drei nacheinander folgenden Phasen des QE bis jetzt geschaffen haben (ungefähre Beträge):

· QE1 (November 2008- März 2010): 1,65 Billionen $
· QE2 (November 2010- Juni 2011): 600 Milliarden $
· QE3 (Januar 2013-?): 85 Milliarden $ pro Monat (anfänglich waren es 40 Milliarden $ pro Monat im Sep 2012; anschließend erweitert um zusätzliche 45 Milliarden $ pro Monat, mit Januar 2013 anfangend).

Die Suche der Fed nach einer Lösung die Wirtschaft zu stimulieren ist eigentlich noch nicht zu Ende. Die direkte Wirkung von QE auf die Verschuldung ist auf dem Chart unterhalb dargestellt.

U.S. Debt (2013)

In der Zeitperiode zwischen Januar und Dezember 2013 wuchs die US-Verschuldung um 4.9 %. Da gibt aber noch mehr dazu: QE3 ist eine unbegrenzte Operation. Das bedeutet, dass es keine Grenze der Geldmenge gibt die durch die Fed im Rahmen des QE-Programms eingehalten werden müsste. Die Käufe in Höhe von 85 Milliarden $ pro Monat werden solange fortgesetzt, bis die Fed es anders entscheidet.

Insgesamt ist es kein rosiges Bild für die USA. Es ist aber auch nicht absolut apokalyptisch. Besonders für Edelmetall-Kapitalanleger. Lassen Sie uns erklären warum es so ist.

Gesunder Menschenverstand sagt uns, dass man von niemandem Geld für immer leihen kann. Die Volkswirtschaft ist sehr komplex und kann zuweilen ganz kompliziert werden, aber die Grundregeln sind sehr einfach. Was Sie sich borgen, müssen Sie zurückzahlen. Also, wenn eine Regierung zu viel borgt und nicht in der Lage ist das Geld zurück zu zahlen, wird sie bankrott. Je mehr Schulden sie hat, desto schlechter ist ihr Ruf. Leute sind weniger bereit, ihr Geld in Staatsanleihen einer Regierung mit übermäßiger Verschuldung zu investieren. Wenn die Wirtschaft instabil ist und die Regierung Geld druckt, schadet sie dem eigenen Ruf und macht die Währung immer wertloser. Hyperinflation ist weder eine Zahlungsunfähigkeit noch ein Bankrott im technischen Sinne, praktisch gesehen aber schon. Für die US-Dollar-Obligationenbesitzer macht es kaum Unterschied ob sie nicht bezahlt werden oder mit etwas bezahlt werden, was wertlos ist.

Unter solchen Umständen neigen psychologisch motivierte Kapitalanleger in Gold und Silber zu investieren. Warren Buffet sagte mal treffend:

" [Gold] wird aus der Erde in Afrika oder irgendwo sonst ausgegraben. Dann wird es geschmolzen, in ein anderes Loch in der Erde vergraben und es werden Menschen bezahlt und dieses Loch zu bewachen. Wenn es jemand vom Mars beobachten würde, würde er sich am Kopf kratzen."

Es gibt allerdings Seiten von Edelmetallen, die jenseits des Zitats liegen. Gold und Silber mögen vielleicht als unspektakuläre Metallklumpen erscheinen, aber was sie wirklich interessant macht, ist die psychologische Verbindung mit ihnen. Gold und Silber dienten als Währungen zuverlässig über Jahrhunderte. Aus welchem Grund auch immer, haben Menschen die Metalle als wertvoll angesehen, besonders in Zeiten wirtschaftlicher Unruhen. Das allein genügt, dass Gold- und Silberpreise einhergehend mit der Verschlechterung der Wirtschaftslage steigen könnten. Im Falle des unwahrscheinlichen Zusammenbruchs von Papierwährungen könnte Gold und Silber als Basis eines neuen Geldsystems dienen.

Die Wahrscheinlichkeit, die wir jetzt noch hervorheben möchten ist der Verzug der Vereinigten Staaten ihren Verpflichtungen gegenüber und dem Untergang des Dollars. In diesem Szenario wird ein neues, auf Gold basierendes Währungssystem vorgestellt. Der Zusammenbruch des Finanzsystems wird für gewöhnlich als ein Endzeitszenario betrachtet - was aber gar nicht der Fall sein muss. Stellen Sie sich vor, selbst im Falle der Zahlungsunfähigkeit der US-Regierung würden die Vermögenswerte erhalten bleiben. Gebäude, Autos und Infrastruktur würden weiterhin existieren, sie würden währen der möglichen Finanzkrise nicht einfach weg schmelzen.

Viele Eigentümer würden die Besitzer wechseln und es gäbe bestimmt Aufruhr, aber es würde nicht unweigerlich zu einem Bürgerkrieg führen müssen. Nehmen wir Lettland als Beispiel, ein Land, wo das BIP zwischen 2007 und 2009 um 24 % abnahm und die Arbeitslosigkeit 2010 auf 30 % schoss. Ein Land das 30 % seiner Beamten entließ und Gehälter um 40 % reduzierte. Lettland überlebte.

Also welche Implikationen für Gold würde ein Zusammenbruch des US-Dollars mit sich bringen? Der folgende Chart wird uns helfen, solch ein Ereignis zu analysieren.

U.S. Debt vs Gold Reserves (1917-2013)

Dieser Chart präsentiert die bereits erwähnte Beziehung der US-Verschuldung zu den Goldreserven des Finanzministeriums, den Betrag der Verschuldung pro eine Unze Gold, bis 2013. Die rote Linie steht für die Goldreserven des US-Finanzministeriums, in metrischen Tonnen, während die gelbe Linie den Betrag der US-Verschuldung in Dollar pro Unze Gold widerspiegelt. Die Verschuldung pro Unze hat seit 1971 sichtbar zugenommen. Sie beschleunigte sich um das Jahr 2000 und dann um 2008 noch deutlicher. 2013 betrug die Verschuldung der US-Regierung pro Unze Gold 64.009,12 $.

Jetzt, wenn ein neuer Goldstandard eingeführt wird und die Abmachung wie das Bretton-Woods-Abkommen funktioniert, wäre der Dollar (oder welche Währung auch immer) an Gold gebunden. Wie bereits erwähnt betrug die Deckung bei Einführung des Bretton-Wood-Abkommens in den USA 1944 10,9 % (oder 319,90 $ Verschuldung pro Feinunze Gold). Wenn das neue System auf ähnlichen Annahmen basierte, mit einer Schuldendeckung von 10 %, würde dies einen Preis von 6.400,91 $ pro Unze Gold ergeben (6.400,91 $ pro Unze Gold geteilt durch 64.009,12 $ der Verschuldung pro eine Unze Gold ergibt eine Deckung von 10 %).

Wie sehr unterscheidet sich die Situation gegenüber der in der Eurozone? Schauen wir uns einen ähnlichen Chart an, der uns die Beziehung zwischen der Verschuldung der Europäischen Zentralbank (EZB) gegenüber seiner Goldreserven zeigt.

Eurozone Debt vs Gold Reserves (1999-2012)

Da der Euro eine relativ junge Währung ist, ist der Datensatz beträchtlich kleiner und reicht von 1999 bis 2012. Die rote Linie vertritt Goldreserven der EZB in metrischen Tonnen und die gelbe Linie zeigt den Betrag der Verschuldung der Eurozone pro Feinunze des durch die EZB gehaltenen Goldes. Die Verschuldung pro Unze ist gestiegen, mit sichtbarer Beschleunigung 2008. Am 31. Dezember 2012 betrug die Verschuldung 24.794,72 € pro Unze des durch die EZB gehaltenen Goldes.

Noch einmal, wenn ein Deckungsverhältnis von 10 % angenommen wird (ähnlich, wie im Falle des Bretton-Wood-Abkommens), erreichen wir 2.479,47 € pro Unze Gold. Wenn wir das mit dem durchschnittlichen Wechselkurs zwischen dem Euro und dem Dollar (EUR/USD) rechnen, der 2012 bei 1.2848 stand (wie durch die EZB angegeben), erreichen wir 3.185,63 $. Der Betrag, den wir für die Vereinigten Staaten erhielten (6.400,91 $) ist fast zweimal als hoch. Der Betrag der Verschuldung, bezogen auf das von der Regierung besessene Gold scheint in den Vereinigten Staaten bedeutsam höher zu sein als in der Eurozone. Dennoch ist der hypothetische Preis von 2.479,47 € 130,6 % höher als der Durchschnittspreis von Gold in Euro 2013 (1075,38 €). Es gibt noch Raum für Verbesserung.

Unter Berücksichtigung der Umstände lässt dies eine Implikation zu: Der Wert des Goldes wird zukünftig wahrscheinlich deutlich steigen, selbst wenn es in den kommenden Wochen fallen sollte.

Vielen Dank.

Przemyslaw Radomski, CFA

© 2013 Sunshine Profits
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