Karlsruhe (ots) - Die alte Spruchweisheit vom Propheten, der im eigenen Land nichts gilt, hat das Karlsruher Publikum erneut eindrucksvoll widerlegt. Die Bilanz der großen Sasha-Waltz-Ausstellung im ZKM erinnert an den Erfolg der Europäischen Kulturtage im Frühjahr 2012. Damals lockte eine Hommage an den Karlsruher Komponisten Wolfgang Rihm anlässlich seines 60. Geburtstages weit mehr Besucher in Konzerte, als man es bei Neuer Musik gemeinhin erwartet. Nun fand eine Werkschau für eine der berühmtesten Töchter der Stadt viel Zulauf. Man bedenke: 60 000 Besucher in rund 18 Wochen mit jeweils fünf Öffnungstagen - das bedeutet einen Durchschnitt von über 650 Besuchern pro Tag. Mit Recht betonte ZKM-Vorstand Peter Weibel, dass dieser Erfolg nicht durch die Präsentation kanonisierter Werke eines längst toten Künstlers erreicht worden ist, sondern durch das Experiment, das Schaffen einer wegweisenden Tanzkünstlerin für eine Museumspräsentation neu aufzubereiten. In der Freude über diesen Erfolg, der durchaus Außenwirkung für den Standort Karlsruhe haben mag, sollte nicht vergessen werden, dass es für ein solches Projekt höchste Zeit war. Denn seit einem über 15 Jahre zurückliegenden Gastspiel des ersten Erfolgs "Allee der Kosmonauten" ist es den Karlsruher Kulturkoordinatoren vom Rathaus bis zum Staatstheater nicht gelungen, auch nur ein einziges der international tourenden Stücke von Sasha Waltz hier zu präsentieren. Da hat die Ausstellung zumindest in Ausschnitten Abhilfe geschaffen. Wenn jetzt die Hoffnung auf eine weitere Zusammenarbeit von Waltz mit dem ZKM besteht, sollte dieses Signal, die geweckte Begeisterung nicht eindämmern zu lassen, weitere Kreise ziehen. Das Publikum zumindest hat bewiesen, dass Karlsruhe nicht nur dem zweiten Teil seines Namens gerecht wird.
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