Berlin (ots) - 2009 wurde das 30-jährige Bestehen des
Internationalen Congress Centrums (ICC) in Berlin gefeiert. Damals
fand die Messe Berlin in einer Broschüre nur lobende Worte. Es sei
eines der größten, erfolgreichsten und gefragtesten Kongresszentren
der Welt, ein architektonisches Vorbild und ein technischer
Vorreiter. Vier Jahre später hörte sich das ganz anders an. Weniger
als zehn Prozent der Fläche seien tatsächlich vermarktbar, unter der
Oberfläche sei alles marode, man müsse fünfmal so viel Geld in das
ICC stecken wie sonst bei Kongresszentren üblich, klagte der damalige
Messechef Raimund Hosch im Sommer 2013. So schnell ändern sich die
Zeiten: gestern ein Aushängeschild, heute Ballast. Nun wird das ICC
erst einmal geschlossen.
Was also tun mit dem landeseigenen "Raumschiff" gegenüber dem
Funkturm? Ein Abriss des ICC, jahrelang diskutiert, ist derzeit nur
eine theoretische Alternative. Die CDU lehnt ihn strikt ab, denn er
wäre mit mindestens 180 Millionen Euro auch schlicht zu teuer und
zudem kaum zu bewerkstelligen. Das Gebäude liegt direkt an der
Autobahn und an der Bahntrasse. Allein für die Vorbereitungen des
Abrisses müssten Stadtring, S-Bahn und etliche Straßen monatelang
gesperrt werden.
Außerdem wäre ein Abriss falsch. Das ICC ist nicht nur ein
Wahrzeichen, es ist ein Bau mit einer interessanten Architektur und
vor allem mit einer ebenso innovativen wie massiven Konstruktion. Der
Bau war für damalige Verhältnisse mit einer Milliarde Euro exorbitant
teuer, andererseits steht dafür ein Stück Stadtvermögen am Messedamm,
das nicht leichtfertig geopfert werden darf.
Investoren werden gesucht. Wenn jetzt die Konzepte möglicher
Interessenten geprüft werden, sollten vor allem drei Aspekte
berücksichtigt werden: Die Konstruktion macht jeden größeren Eingriff
in die bauliche Struktur des Gebäudes sehr kompliziert und daher auch
sehr teuer. Das muss den Investoren klar sein - und den Politikern
auch. Zweitens muss bei aller Gründlichkeit der Prüfung verhindert
werden, dass das ICC viele Jahre lang als Bauruine vor sich
hinrottet. Das würde nicht nur dem Messegelände schaden, sondern dem
Ansehen Berlins insgesamt. Auch ein weiteres Einkaufszentrum mit den
immer gleichen Elektronikmärkten und Bekleidungsketten braucht an
dieser Stelle niemand.
Das ICC ist ein ganz besonderes Bauwerk. Die Stadt sollte sich mit
diesem Erbe ernsthaft und kreativ auseinanderzusetzen.
Originaltext: BERLINER MORGENPOST
Digitale Medienmappe: http://www.presseportal.ch/de/pm/100050382
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BERLINER MORGENPOST
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Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de
Internationalen Congress Centrums (ICC) in Berlin gefeiert. Damals
fand die Messe Berlin in einer Broschüre nur lobende Worte. Es sei
eines der größten, erfolgreichsten und gefragtesten Kongresszentren
der Welt, ein architektonisches Vorbild und ein technischer
Vorreiter. Vier Jahre später hörte sich das ganz anders an. Weniger
als zehn Prozent der Fläche seien tatsächlich vermarktbar, unter der
Oberfläche sei alles marode, man müsse fünfmal so viel Geld in das
ICC stecken wie sonst bei Kongresszentren üblich, klagte der damalige
Messechef Raimund Hosch im Sommer 2013. So schnell ändern sich die
Zeiten: gestern ein Aushängeschild, heute Ballast. Nun wird das ICC
erst einmal geschlossen.
Was also tun mit dem landeseigenen "Raumschiff" gegenüber dem
Funkturm? Ein Abriss des ICC, jahrelang diskutiert, ist derzeit nur
eine theoretische Alternative. Die CDU lehnt ihn strikt ab, denn er
wäre mit mindestens 180 Millionen Euro auch schlicht zu teuer und
zudem kaum zu bewerkstelligen. Das Gebäude liegt direkt an der
Autobahn und an der Bahntrasse. Allein für die Vorbereitungen des
Abrisses müssten Stadtring, S-Bahn und etliche Straßen monatelang
gesperrt werden.
Außerdem wäre ein Abriss falsch. Das ICC ist nicht nur ein
Wahrzeichen, es ist ein Bau mit einer interessanten Architektur und
vor allem mit einer ebenso innovativen wie massiven Konstruktion. Der
Bau war für damalige Verhältnisse mit einer Milliarde Euro exorbitant
teuer, andererseits steht dafür ein Stück Stadtvermögen am Messedamm,
das nicht leichtfertig geopfert werden darf.
Investoren werden gesucht. Wenn jetzt die Konzepte möglicher
Interessenten geprüft werden, sollten vor allem drei Aspekte
berücksichtigt werden: Die Konstruktion macht jeden größeren Eingriff
in die bauliche Struktur des Gebäudes sehr kompliziert und daher auch
sehr teuer. Das muss den Investoren klar sein - und den Politikern
auch. Zweitens muss bei aller Gründlichkeit der Prüfung verhindert
werden, dass das ICC viele Jahre lang als Bauruine vor sich
hinrottet. Das würde nicht nur dem Messegelände schaden, sondern dem
Ansehen Berlins insgesamt. Auch ein weiteres Einkaufszentrum mit den
immer gleichen Elektronikmärkten und Bekleidungsketten braucht an
dieser Stelle niemand.
Das ICC ist ein ganz besonderes Bauwerk. Die Stadt sollte sich mit
diesem Erbe ernsthaft und kreativ auseinanderzusetzen.
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