Verantwortliche Redakteure: Wendelin Probst, Markus Meister
Heute freuen wir uns über ein FN-Vorstandsinterview mit dem Vorstandsvorsitzenden der Drillisch AG (WKN 554550, ISIN DE0005545503, Aktien-Kürzel DRI), Herrn Paschalis Choulidis, auf FinanzNachrichten.de. Die Drillisch AG ist ein deutscher Mobilfunk-Serviceprovider mit Sitz im hessischen Maintal und beschäftigt insgesamt knapp 350 Mitarbeiter. Das seit 1998 börsennotierte Unternehmen ist einer der grossen netzunabhängigen Telekommunikationsanbieter in Deutschland und bietet seinen knapp 2 Mio. Kunden ein umfassendes Portfolio an Dienstleistungen und Produkten aus dem Bereich mobiler Sprach- und Datendienste.
Drillisch verzeichnete im Geschäftsjahr 2013 einen Gesamtumsatz in Höhe von 290,5 Mio. Euro (2012: 323,7 Mio. Euro), während das EBITDA-Ergebnis 2013 um +14 % auf 70,8 Mio. Euro stieg (2012: 61,9 Mio. Euro). Das Ergebnis vor Steuern konnte gar um +756,5 % auf 178,0 Mio. Euro gesteigert werden (2012: 20,8 Mio. Euro) angestiegen. Hierin sind neben dem guten operativen Geschäftsergebnis auch einmalige Effekte aus dem vollständigen Verkauf einer Beteiligung an der freenet AG enthalten. Aber auch ohne diese Anteilsverkäufe konnten neben dem EBITDA auch die wichtige operative Kennzahlen, wie beispielsweise der Rohertrag (+9 % auf 119 Mio. Euro), deutlich zulegen.
Die Analysen zum Unternehmen fallen insgesamt recht positiv aus und kommen wie z.B. Equinet oder die Privatbank Berenberg zu einer Kaufempfehlung für die Drillisch-Aktien. Die Analysten beider Häuser sehen Kursziele von 26 Euro bzw. 29 Euro und sehen damit noch +6 % bis +18 % Kurspotenzial für die bereits sehr gut gelaufene Aktie, die - vor der jüngsten Korrektur - gerade erst ein neues Hoch von 25 Euro erreichen konnte. Andere Analysehäuser, wie beispielsweise Warburg Research, sind - in dem Fall mit einem Kursziel von 25 Euro - ein bisschen vorsichtiger und raten lediglich zum Halten der Aktie. Seit Anfang 2009 befindet sich die Aktie in einem langfristigen, recht steilen Aufwärtstrend und hat sich mittlerweile seit dem Tief bei ca. 0,90 Euro mehr als verzwanzigfachen können. Auch deshalb haben wir das offenbar sehr erfolgreiche Unternehmen etwas näher angesehen und dem Firmenlenker Paschalis Choulidis einige Fragen zur aktuellen Geschäftsentwicklung gestellt.
FinanzNachrichten.de
Sehr geehrter Herr Choulidis, die Drillisch AG ist ein Mobilfunk-Serviceprovider. Unsere Leser werden einige Ihrer Mobilfunkmarken - wie z.B. helloMobil oder Victorvox - vielleicht kennen, Drillisch als Unternehmen dahinter ist jedoch weit weniger bekannt. Können Sie uns Ihr Unternehmen, Ihre Strategie und Geschäftsbereiche in wenigen Sätzen etwas genauer beschreiben?
PASCHALIS CHOULIDIS:
Die Drillisch AG mit Ihren Tochtergesellschaften ist seit Anfang der 90er Jahre im Mobilfunk tätig und hat sich seitdem stetig weiterentwickelt. Angefangen vom klassischen Service Provider im Jahre 1994 über die Gründung des ersten Mobilfunkdiscounters (Simply) im April 2005 bis hin zum Mobilen Virtuellen Netzbetreiber (MVNO) im Jahre 2010. Die Unabhängigkeit und Flexibilität des Geschäftsmodells sowie die Produktgestaltung ist für uns immer sehr wichtig. Wir arbeiten mit allen vier Mobilfunknetzbetreibern zusammen und haben in allen Mobilfunknetzen Kunden, die unsere Mobilfunktarife und -services nutzen.
Als MVNO nutzen wir für die Vermarktung die Mobilfunknetze von Vodafone und Telefonica O2 sowie vertreiben unsere Produkte hauptsächlich über das Internet. Zusätzlich zu den von Ihnen genannten Marken vertreiben wir unsere Produkte noch über weitere reichweitenstarke Mobilfunkmarken wie z.B. smartmobil.de, DeutschlandSIM, discoTEL, WinSIM, simply, maXXim oder McSIM sowie über weitere Kooperationsmarken. Wir bieten Mobilfunktarife für Wenig-, Normal- sowie Viel-Nutzer an und es wird uns von mehreren unabhängigen Stellen bestätigt, dass wir für alle diese Nutzergruppen die preis- und leistungsstärksten Produkte im Angebot haben.
FN:
Wie verteilt sich der Umsatz auf die genannten Angebotsbereiche und wo sehen Sie das grösste Wachstumspotenzial für Drillisch?
PASCHALIS CHOULIDIS:
Wachstumspotenziale sehen wir bei der Steigerung unserer MVNO-Kunden. Diese Kunden haben wir in zwei Kundenbereiche aufgeteilt:
Das eine sind die 'Volumen'-Kunden, das sind die Kunden, die nur das bezahlen was auch verbraucht wird. 'Volumen'-Kunden haben keine monatlichen Fixkosten. Der zweite Bereich sind die 'Budget'-Kunden, das sind die Kunden, welche sich für einen Tarif entscheiden, der ein bestimmtes Kontingent an Minuten, SMS und Daten hat sowie die Full-Flat-Tarife.
In der Vergangenheit hatten wir unseren Vermarktungsfokus bei den 'Volumen'-Tarifen gehabt. Dies hat sich mit der vermehrten Nutzung von Smartphones geändert, sodass sich heute ca. 85 % unserer Neukunden für unsere 'Budget'-Tarife entscheiden. Wie Sie aus unserem aktuellen Geschäftsbericht entnehmen können, haben wir die MVNO-Kundenbasis auf ca. 1,70 Mio. Kunden erhöht. Der Anteil an 'Budget'-Kunden hat sich dabei überproportional entwickelt und bei dieser Kundengruppe liegt die Profitabilität ca. 2,5-mal höher als bei den 'Volumen'-Kunden. In diesem Segment sind wir im 4. Quartal 2013 um 123.000 Teilnehmer gewachsen und wir gehen davon aus, dass wir hier noch weiteres Wachstumspotential haben.
FN:
In den vergangenen Jahren gab es vor allem bezüglich der Mobilfunksparte des grösseren Wettbewerbers Freenet immer wieder Gerüchte über Übernahmepläne, die nach einer zwischenzeitlichen 20 %-Beteiligung an der Freenet AG offensichtlich sehr konkret waren. Im Laufe des vergangenen Jahres wurden die meisten Anteile mittlerweile abgestossen. Der Wertgewinn der Freenet-Anteile dürfte über möglicherweise gescheiterte Übernahmepläne hinwegtrösten, oder?
PASCHALIS CHOULIDIS:
Wir schauen immer nach vorne und die Beteiligung an der Freenet AG im Jahre 2006/2007 hat zum damaligen Zeitpunkt sehr viel Sinn gemacht. Die Drillisch AG hat davon positiv partizipiert.
FN:
Die Liquiditätslage ist ja weiterhin sehr komfortabel, vor allem nachdem Sie im Dezember 2013 erfolgreich eine Wandelanleihe im Volumen von 100 Mio. Euro 'für allgemeine Unternehmenszwecke' emittiert haben (ISIN DE000A1X3GS9, Laufzeit 5 Jahre, Kupon 0,75 %, Wandlungspreis 24,29 Euro). Sind aktuell Übernahmen, Beteiligungen oder grössere Investitionen geplant?
PASCHALIS CHOULIDIS:
Wir haben mit der Platzierung der Wandelanleihe das Fundament für zukünftiges, schnelles Handeln gesetzt und die Wahrnehmung im Kapitalmarkt weiter erhöht. Aktuell führen wir keine Übernahmegespräche und es stehen auch keine grösseren Investitionen an, aber wir sind immer für alle sich bietenden zusätzlichen Wachstumschancen offen.
FN:
Der Mobilfunkmarkt hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend gewandelt. Das klassische Handy hat ausgedient. Smartphones und Apps regieren seitdem das iPhone diesen Trend angestossen hat. Wie geht diese Entwicklung weiter und wie möchte die Drillisch AG davon profitieren?
PASCHALIS CHOULIDIS:
Es ist jetzt ziemlich genau sieben Jahre her, als das iPhone auf den Markt kam. Wir konnten seitdem Jahr für Jahr – so wie auch in der Zeit davor – von der stetigen Veränderung und Weiterentwicklung des Mobilfunkmarktes profitieren und haben unser operatives Ergebnis kontinuierlich gesteigert. Der Trend bei der Hardware und damit das starke Wachstum beim Datenverkehr wird sich noch eine Weile fortsetzen, denn unabhängigen Studien zufolge haben in Deutschland gerade einmal etwas mehr als 50 % der Kunden ein Smartphone. Generell möchte ich ergänzen, dass wir uns in den 20 Jahren, die wir nun schon auf dem Mobilfunkmarkt aktiv sind, ein grosses Branchen-Knowhow sowie eine hohe Reaktionsschnelligkeit angeeignet haben. Damit sind wir zuversichtlich, auch künftigen Entwicklungen aktiv und innovativ begegnen zu können, die wir alle momentan noch nicht sehen oder erahnen können.
FN:
Operativ gab es auf der Umsatzseite im Geschäftsjahr 2013 einen deutlichen Rückgang von rund -10 % von 323,7 Mio. Euro im Vorjahr auf 290,5 Mio. Euro. Können Sie uns erläutern, warum die recht maue Umsatzentwicklung die positive operative Entwicklung scheinbar überhaupt nicht tangiert?
PASCHALIS CHOULIDIS:
Umsatz ist in unserer Branche von mehreren Faktoren abhängig - insbesondere auch über den Einfluss der Regulierung auf die Terminierungsentgelte, aber dies wirkt sich nicht nur auf den Umsatz, sondern auch auf den Wareneinsatz aus, sodass unter dem Strich für uns der Rohertrag entscheidend ist und dieser hat sich im Geschäftsjahr 2013 deutlich um +9,4 % erhöht von 108,9 Mio. Euro im Vorjahr auf 119 Mio. Euro.
FN:
Auf der Gewinnseite hingegen sieht es - vor allem durch die Freenet-Anteilsverkäufe - deutlich besser aus. Das Konzernergebnis vor Steuern konnte 2013 von 20,8 Mio. Euro im Vorjahr auf 178,0 Mio. Euro vervielfacht werden. Aber auch ohne Berücksichtigung der Anteilsverkäufe gab es laut der Ergebniskennzahlen, wie z.B. bei dem von Ihnen gerade genannten Rohertrag, eine erfreuliche Entwicklung. Ist der operative Gewinnanstieg bei gleichzeitigem Umsatzrückgang demnach also rein auf einen nachhaltigen Anstieg der Margen zurückzuführen?
PASCHALIS CHOULIDIS:
Es ist in der Tat die nachhaltig verbesserte Marge, die zur Steigerung des Rohertrags und der entsprechenden Ergebniskennziffern geführt hat - von den Einmaleffekten im Zusammenhang mit der Freenet-Beteiligung mal abgesehen.
FN:
Der Aktienkurs der Drillisch AG hat sich im Jahr 2013 noch einmal annähernd verdoppelt. Sogar die Hochs aus den 'wilden Zeiten' des Neuen Marktes wurden nun bereits übertroffen, sodass es aktuell wohl nur glückliche Aktionäre gibt. Zwar möchten Sie zur Entwicklung des Aktienkurses wohl sicher keine Einschätzung abgeben, aber welche fundamentalen Faktoren könnten aus Ihrer Sicht im Jahr 2014 einen weiteren deutlichen Anstieg des Unternehmenswerts für die Aktionäre ermöglichen?
PASCHALIS CHOULIDIS:
Zu möglichen Aktienkursentwicklungen können wir keine Einschätzung abgeben. Aber bitte vergleichen Sie auch mal unser jetziges Ergebnis mit dem aus den Zeiten des Neuen Marktes. Da liegen Welten zwischen. Heute werden wir vom Grossteil der Analysten aufgrund unserer EBITDA-Prognose und einer langfristig angelegten Dividendenpolitik mit einer Dividendenrendite von 6,5 % auf aktueller Basis immer noch als chancenreiches Investment bezeichnet. Durch eine kontinuierliche Weiterentwicklung unseres Geschäftsmodells, eine attraktive Verzinsung für die Aktionäre und eine nachvollziehbare Kapitalmarktkommunikation wollen wir von unserer Seite unser Möglichstes tun, um eine auch weiterhin positive Entwicklung zu unterstützen.
FN:
Nach einem EBITDA-Ergebnis in Höhe von ca. 70,8 Mio. Euro im Jahr 2013 soll diese Kennzahl im laufenden Geschäftsjahr 2014 bei 82 bis 85 Mio. Euro liegen. Gleichzeitig haben Sie kürzlich auch Ihre Dividendenpläne für die kommenden Jahre recht offensiv kommuniziert. Demnach sollen für 2013 und die kommenden beiden Jahre (nach 1,30 Euro je Aktie 2012) jeweils mindestens 1,60 Euro pro Aktie ausgeschüttet werden. Haben Sie sich mit so einer langfristigen Prognose nicht etwas aus dem Fenster gelehnt, schliesslich wurde noch im Jahr 2012 ohne Freenet-Anteilsverkäufe ein Ergebnis von 'nur' 0,46 Euro je Aktie erzielt?
PASCHALIS CHOULIDIS:
Die Prognosen basieren auf unserer jüngst fertig gestellten 5-Jahres-Planung, so wie wir sie Jahr für Jahr im Herbst erstellen und fortschreiben. Das machen wir stets sehr akribisch und lassen alle bis dahin gewonnen Fakten und Erkenntnisse einfliessen. Wären wir von der Erreichbarkeit der Ziele nicht überzeugt, dann hätten wir sie sicherlich nicht kommuniziert. Und die Vergangenheit zeigt, dass wir mit unseren Prognosen am Ende fast immer noch ein bisschen konservativ waren - und das trotz eines kontinuierlichen Anstieges des operativen Ergebnisses seit nunmehr über zehn Jahren.
FN:
Da der Umsatz für die Drillisch AG laut Ihren Aussagen offensichtlich nicht die wichtigste Kennzahl ist, welche Bedingungen - wie z.B. die Entwicklung der Kundenzahl oder Margen - haben Sie dann angenommen, um die angestrebten Gewinne auch auf operativer Ebene zu erzielen?
PASCHALIS CHOULIDIS:
Wie bereits erwähnt, steigern wir die Zahl unserer MVNO-Kunden stetig und dies insbesondere bei den 'Budget'-Kunden. Diese Entwicklung wollen wir fortsetzen und aufgrund des transparenten und äusserst wettbewerbsfähigen Produktportfolios, der Leistungsfähigkeit unserer Vertriebskanäle und der Zufriedenheit unserer Bestandskunden sind wir zuversichtlich, dass uns das auch gelingen wird.
FN:
Herr Choulidis, wir bedanken uns herzlich für das interessante Interview!
Heute freuen wir uns über ein FN-Vorstandsinterview mit dem Vorstandsvorsitzenden der Drillisch AG (WKN 554550, ISIN DE0005545503, Aktien-Kürzel DRI), Herrn Paschalis Choulidis, auf FinanzNachrichten.de. Die Drillisch AG ist ein deutscher Mobilfunk-Serviceprovider mit Sitz im hessischen Maintal und beschäftigt insgesamt knapp 350 Mitarbeiter. Das seit 1998 börsennotierte Unternehmen ist einer der grossen netzunabhängigen Telekommunikationsanbieter in Deutschland und bietet seinen knapp 2 Mio. Kunden ein umfassendes Portfolio an Dienstleistungen und Produkten aus dem Bereich mobiler Sprach- und Datendienste.
Drillisch verzeichnete im Geschäftsjahr 2013 einen Gesamtumsatz in Höhe von 290,5 Mio. Euro (2012: 323,7 Mio. Euro), während das EBITDA-Ergebnis 2013 um +14 % auf 70,8 Mio. Euro stieg (2012: 61,9 Mio. Euro). Das Ergebnis vor Steuern konnte gar um +756,5 % auf 178,0 Mio. Euro gesteigert werden (2012: 20,8 Mio. Euro) angestiegen. Hierin sind neben dem guten operativen Geschäftsergebnis auch einmalige Effekte aus dem vollständigen Verkauf einer Beteiligung an der freenet AG enthalten. Aber auch ohne diese Anteilsverkäufe konnten neben dem EBITDA auch die wichtige operative Kennzahlen, wie beispielsweise der Rohertrag (+9 % auf 119 Mio. Euro), deutlich zulegen.
Die Analysen zum Unternehmen fallen insgesamt recht positiv aus und kommen wie z.B. Equinet oder die Privatbank Berenberg zu einer Kaufempfehlung für die Drillisch-Aktien. Die Analysten beider Häuser sehen Kursziele von 26 Euro bzw. 29 Euro und sehen damit noch +6 % bis +18 % Kurspotenzial für die bereits sehr gut gelaufene Aktie, die - vor der jüngsten Korrektur - gerade erst ein neues Hoch von 25 Euro erreichen konnte. Andere Analysehäuser, wie beispielsweise Warburg Research, sind - in dem Fall mit einem Kursziel von 25 Euro - ein bisschen vorsichtiger und raten lediglich zum Halten der Aktie. Seit Anfang 2009 befindet sich die Aktie in einem langfristigen, recht steilen Aufwärtstrend und hat sich mittlerweile seit dem Tief bei ca. 0,90 Euro mehr als verzwanzigfachen können. Auch deshalb haben wir das offenbar sehr erfolgreiche Unternehmen etwas näher angesehen und dem Firmenlenker Paschalis Choulidis einige Fragen zur aktuellen Geschäftsentwicklung gestellt.
FinanzNachrichten.de
Sehr geehrter Herr Choulidis, die Drillisch AG ist ein Mobilfunk-Serviceprovider. Unsere Leser werden einige Ihrer Mobilfunkmarken - wie z.B. helloMobil oder Victorvox - vielleicht kennen, Drillisch als Unternehmen dahinter ist jedoch weit weniger bekannt. Können Sie uns Ihr Unternehmen, Ihre Strategie und Geschäftsbereiche in wenigen Sätzen etwas genauer beschreiben?
PASCHALIS CHOULIDIS:
Die Drillisch AG mit Ihren Tochtergesellschaften ist seit Anfang der 90er Jahre im Mobilfunk tätig und hat sich seitdem stetig weiterentwickelt. Angefangen vom klassischen Service Provider im Jahre 1994 über die Gründung des ersten Mobilfunkdiscounters (Simply) im April 2005 bis hin zum Mobilen Virtuellen Netzbetreiber (MVNO) im Jahre 2010. Die Unabhängigkeit und Flexibilität des Geschäftsmodells sowie die Produktgestaltung ist für uns immer sehr wichtig. Wir arbeiten mit allen vier Mobilfunknetzbetreibern zusammen und haben in allen Mobilfunknetzen Kunden, die unsere Mobilfunktarife und -services nutzen.
Als MVNO nutzen wir für die Vermarktung die Mobilfunknetze von Vodafone und Telefonica O2 sowie vertreiben unsere Produkte hauptsächlich über das Internet. Zusätzlich zu den von Ihnen genannten Marken vertreiben wir unsere Produkte noch über weitere reichweitenstarke Mobilfunkmarken wie z.B. smartmobil.de, DeutschlandSIM, discoTEL, WinSIM, simply, maXXim oder McSIM sowie über weitere Kooperationsmarken. Wir bieten Mobilfunktarife für Wenig-, Normal- sowie Viel-Nutzer an und es wird uns von mehreren unabhängigen Stellen bestätigt, dass wir für alle diese Nutzergruppen die preis- und leistungsstärksten Produkte im Angebot haben.
FN:
Wie verteilt sich der Umsatz auf die genannten Angebotsbereiche und wo sehen Sie das grösste Wachstumspotenzial für Drillisch?
PASCHALIS CHOULIDIS:
Wachstumspotenziale sehen wir bei der Steigerung unserer MVNO-Kunden. Diese Kunden haben wir in zwei Kundenbereiche aufgeteilt:
Das eine sind die 'Volumen'-Kunden, das sind die Kunden, die nur das bezahlen was auch verbraucht wird. 'Volumen'-Kunden haben keine monatlichen Fixkosten. Der zweite Bereich sind die 'Budget'-Kunden, das sind die Kunden, welche sich für einen Tarif entscheiden, der ein bestimmtes Kontingent an Minuten, SMS und Daten hat sowie die Full-Flat-Tarife.
In der Vergangenheit hatten wir unseren Vermarktungsfokus bei den 'Volumen'-Tarifen gehabt. Dies hat sich mit der vermehrten Nutzung von Smartphones geändert, sodass sich heute ca. 85 % unserer Neukunden für unsere 'Budget'-Tarife entscheiden. Wie Sie aus unserem aktuellen Geschäftsbericht entnehmen können, haben wir die MVNO-Kundenbasis auf ca. 1,70 Mio. Kunden erhöht. Der Anteil an 'Budget'-Kunden hat sich dabei überproportional entwickelt und bei dieser Kundengruppe liegt die Profitabilität ca. 2,5-mal höher als bei den 'Volumen'-Kunden. In diesem Segment sind wir im 4. Quartal 2013 um 123.000 Teilnehmer gewachsen und wir gehen davon aus, dass wir hier noch weiteres Wachstumspotential haben.
FN:
In den vergangenen Jahren gab es vor allem bezüglich der Mobilfunksparte des grösseren Wettbewerbers Freenet immer wieder Gerüchte über Übernahmepläne, die nach einer zwischenzeitlichen 20 %-Beteiligung an der Freenet AG offensichtlich sehr konkret waren. Im Laufe des vergangenen Jahres wurden die meisten Anteile mittlerweile abgestossen. Der Wertgewinn der Freenet-Anteile dürfte über möglicherweise gescheiterte Übernahmepläne hinwegtrösten, oder?
PASCHALIS CHOULIDIS:
Wir schauen immer nach vorne und die Beteiligung an der Freenet AG im Jahre 2006/2007 hat zum damaligen Zeitpunkt sehr viel Sinn gemacht. Die Drillisch AG hat davon positiv partizipiert.
FN:
Die Liquiditätslage ist ja weiterhin sehr komfortabel, vor allem nachdem Sie im Dezember 2013 erfolgreich eine Wandelanleihe im Volumen von 100 Mio. Euro 'für allgemeine Unternehmenszwecke' emittiert haben (ISIN DE000A1X3GS9, Laufzeit 5 Jahre, Kupon 0,75 %, Wandlungspreis 24,29 Euro). Sind aktuell Übernahmen, Beteiligungen oder grössere Investitionen geplant?
PASCHALIS CHOULIDIS:
Wir haben mit der Platzierung der Wandelanleihe das Fundament für zukünftiges, schnelles Handeln gesetzt und die Wahrnehmung im Kapitalmarkt weiter erhöht. Aktuell führen wir keine Übernahmegespräche und es stehen auch keine grösseren Investitionen an, aber wir sind immer für alle sich bietenden zusätzlichen Wachstumschancen offen.
FN:
Der Mobilfunkmarkt hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend gewandelt. Das klassische Handy hat ausgedient. Smartphones und Apps regieren seitdem das iPhone diesen Trend angestossen hat. Wie geht diese Entwicklung weiter und wie möchte die Drillisch AG davon profitieren?
PASCHALIS CHOULIDIS:
Es ist jetzt ziemlich genau sieben Jahre her, als das iPhone auf den Markt kam. Wir konnten seitdem Jahr für Jahr – so wie auch in der Zeit davor – von der stetigen Veränderung und Weiterentwicklung des Mobilfunkmarktes profitieren und haben unser operatives Ergebnis kontinuierlich gesteigert. Der Trend bei der Hardware und damit das starke Wachstum beim Datenverkehr wird sich noch eine Weile fortsetzen, denn unabhängigen Studien zufolge haben in Deutschland gerade einmal etwas mehr als 50 % der Kunden ein Smartphone. Generell möchte ich ergänzen, dass wir uns in den 20 Jahren, die wir nun schon auf dem Mobilfunkmarkt aktiv sind, ein grosses Branchen-Knowhow sowie eine hohe Reaktionsschnelligkeit angeeignet haben. Damit sind wir zuversichtlich, auch künftigen Entwicklungen aktiv und innovativ begegnen zu können, die wir alle momentan noch nicht sehen oder erahnen können.
FN:
Operativ gab es auf der Umsatzseite im Geschäftsjahr 2013 einen deutlichen Rückgang von rund -10 % von 323,7 Mio. Euro im Vorjahr auf 290,5 Mio. Euro. Können Sie uns erläutern, warum die recht maue Umsatzentwicklung die positive operative Entwicklung scheinbar überhaupt nicht tangiert?
PASCHALIS CHOULIDIS:
Umsatz ist in unserer Branche von mehreren Faktoren abhängig - insbesondere auch über den Einfluss der Regulierung auf die Terminierungsentgelte, aber dies wirkt sich nicht nur auf den Umsatz, sondern auch auf den Wareneinsatz aus, sodass unter dem Strich für uns der Rohertrag entscheidend ist und dieser hat sich im Geschäftsjahr 2013 deutlich um +9,4 % erhöht von 108,9 Mio. Euro im Vorjahr auf 119 Mio. Euro.
FN:
Auf der Gewinnseite hingegen sieht es - vor allem durch die Freenet-Anteilsverkäufe - deutlich besser aus. Das Konzernergebnis vor Steuern konnte 2013 von 20,8 Mio. Euro im Vorjahr auf 178,0 Mio. Euro vervielfacht werden. Aber auch ohne Berücksichtigung der Anteilsverkäufe gab es laut der Ergebniskennzahlen, wie z.B. bei dem von Ihnen gerade genannten Rohertrag, eine erfreuliche Entwicklung. Ist der operative Gewinnanstieg bei gleichzeitigem Umsatzrückgang demnach also rein auf einen nachhaltigen Anstieg der Margen zurückzuführen?
PASCHALIS CHOULIDIS:
Es ist in der Tat die nachhaltig verbesserte Marge, die zur Steigerung des Rohertrags und der entsprechenden Ergebniskennziffern geführt hat - von den Einmaleffekten im Zusammenhang mit der Freenet-Beteiligung mal abgesehen.
FN:
Der Aktienkurs der Drillisch AG hat sich im Jahr 2013 noch einmal annähernd verdoppelt. Sogar die Hochs aus den 'wilden Zeiten' des Neuen Marktes wurden nun bereits übertroffen, sodass es aktuell wohl nur glückliche Aktionäre gibt. Zwar möchten Sie zur Entwicklung des Aktienkurses wohl sicher keine Einschätzung abgeben, aber welche fundamentalen Faktoren könnten aus Ihrer Sicht im Jahr 2014 einen weiteren deutlichen Anstieg des Unternehmenswerts für die Aktionäre ermöglichen?
PASCHALIS CHOULIDIS:
Zu möglichen Aktienkursentwicklungen können wir keine Einschätzung abgeben. Aber bitte vergleichen Sie auch mal unser jetziges Ergebnis mit dem aus den Zeiten des Neuen Marktes. Da liegen Welten zwischen. Heute werden wir vom Grossteil der Analysten aufgrund unserer EBITDA-Prognose und einer langfristig angelegten Dividendenpolitik mit einer Dividendenrendite von 6,5 % auf aktueller Basis immer noch als chancenreiches Investment bezeichnet. Durch eine kontinuierliche Weiterentwicklung unseres Geschäftsmodells, eine attraktive Verzinsung für die Aktionäre und eine nachvollziehbare Kapitalmarktkommunikation wollen wir von unserer Seite unser Möglichstes tun, um eine auch weiterhin positive Entwicklung zu unterstützen.
FN:
Nach einem EBITDA-Ergebnis in Höhe von ca. 70,8 Mio. Euro im Jahr 2013 soll diese Kennzahl im laufenden Geschäftsjahr 2014 bei 82 bis 85 Mio. Euro liegen. Gleichzeitig haben Sie kürzlich auch Ihre Dividendenpläne für die kommenden Jahre recht offensiv kommuniziert. Demnach sollen für 2013 und die kommenden beiden Jahre (nach 1,30 Euro je Aktie 2012) jeweils mindestens 1,60 Euro pro Aktie ausgeschüttet werden. Haben Sie sich mit so einer langfristigen Prognose nicht etwas aus dem Fenster gelehnt, schliesslich wurde noch im Jahr 2012 ohne Freenet-Anteilsverkäufe ein Ergebnis von 'nur' 0,46 Euro je Aktie erzielt?
PASCHALIS CHOULIDIS:
Die Prognosen basieren auf unserer jüngst fertig gestellten 5-Jahres-Planung, so wie wir sie Jahr für Jahr im Herbst erstellen und fortschreiben. Das machen wir stets sehr akribisch und lassen alle bis dahin gewonnen Fakten und Erkenntnisse einfliessen. Wären wir von der Erreichbarkeit der Ziele nicht überzeugt, dann hätten wir sie sicherlich nicht kommuniziert. Und die Vergangenheit zeigt, dass wir mit unseren Prognosen am Ende fast immer noch ein bisschen konservativ waren - und das trotz eines kontinuierlichen Anstieges des operativen Ergebnisses seit nunmehr über zehn Jahren.
FN:
Da der Umsatz für die Drillisch AG laut Ihren Aussagen offensichtlich nicht die wichtigste Kennzahl ist, welche Bedingungen - wie z.B. die Entwicklung der Kundenzahl oder Margen - haben Sie dann angenommen, um die angestrebten Gewinne auch auf operativer Ebene zu erzielen?
PASCHALIS CHOULIDIS:
Wie bereits erwähnt, steigern wir die Zahl unserer MVNO-Kunden stetig und dies insbesondere bei den 'Budget'-Kunden. Diese Entwicklung wollen wir fortsetzen und aufgrund des transparenten und äusserst wettbewerbsfähigen Produktportfolios, der Leistungsfähigkeit unserer Vertriebskanäle und der Zufriedenheit unserer Bestandskunden sind wir zuversichtlich, dass uns das auch gelingen wird.
FN:
Herr Choulidis, wir bedanken uns herzlich für das interessante Interview!
© 2014 FN