Gera (ots) - Es dürfte das längste und unerfreulichste Dienstgespräch seiner bisherigen Amtszeit gewesen sein. Während Barack Obama mahnte, warnte und vermittelte, während er analog zum Iran-Atom-Konflikt und Syriens Giftgas-Fabriken mit roten Linien hantierte und an Gewissen, Moral und Verstand appellierte, schaffte Wladimir Putin auf der Krim blass lächelnd Fakten. Die Einmischung, die der Westen zu verhindern trachtete, sie ist längst geschehen. Selten zuvor in der Geschichte ist ein US-Präsident so brutal düpiert worden. Die Blamage wird Obamas außenpolitische Bilanz nachhaltig verschatten. Sie markiert den vorläufigen Höhepunkt einer Fehleinschätzung. Obama hat sich über die Agenda und Antriebskräfte derer, die im Kreml das Sagen haben, komplett getäuscht. Seine Ankündigung von 2010, die amerikanisch-russischen Beziehungen zu modernisieren ("Reset-Button") und zu entkrampfen, wirkt angesichts der offensichtlich allein auf Wiederherstellung von Prestige und Macht abzielenden Geopolitik Putins naiv. Die Quittung bekommt Obama jetzt auf der Krim. Er droht Putin. Und Putin lacht ihn aus. Die bisher absehbaren politischen Folgekosten der schleichenden Landnahme Moskaus im Südosten der Ukraine zahlt der russische Herrscher aus der Portokasse. Weder kann ihn die Androhung Obamas groß bekümmern, den G 8-Gipfel im Juni in Sotschi zu schwänzen. Noch beunruhigt ihn das hilflose Gerede des Westens von der drohenden politischen Isolierung. Das Gegenteil ist der Fall: Obama braucht Putin dringend gegen Teherans Atomwaffen-Ambitionen, gegen den Despoten Assad und beim Abzug der US-Truppen aus Afghanistan. Trotz aller Eil-Sitzungen, die UN, EU, Nato und andere Organisationen jetzt absolvieren: Putin weiß, dass dass der kriegs- und entscheidungsmüde Obama, der 140 000 Tote im syrischen Bürgerkrieg weitgehend untätig hingenommen hat, wegen einer Halbinsel am Schwarzen Meer keine militärische Intervention riskieren wird. Alles andere ist für Moskau zweitrangig.
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