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Flughafen-Chef ausgesprochen hat, dürfte von höherer als
Kanzlerinnen-Qualität sein. Bei Angela Merkel bedeuten
Solidaritätsbekundungen bisweilen den Anfang vom Ende. Nein, Wowereit
geht es wie einem Bundesliga-Präsidenten mit erfolglosem Trainer:
Noch ein Wechsel kann sich keiner leisten, auch wenn die Leistung
nicht stimmt. Nach einem Jahr Mehdorn herrscht das Prinzip
verzweifelte Hoffnung.
Hartmut Mehdorn, das ist der Peter Neururer des internationalen
Flughafenbaus. Beide kommen als Feuerwehrmann und hinterher ist das
Durcheinander noch größer. Auch wenn es quält, hilft der Blick
zurück: Warum fiel damals die Wahl auf Mehdorn? Ganz einfach: Weil er
gerade Zeit hatte. Im Fußball wie in der Wirtschaft gilt: Die Guten
sind immer irgendwo unter Vertrag.
Eigentlich muss man den Typus Mehdorn mögen. Kein Aalglatter,
sondern unermüdlich, kauzig, ein Macher-Typ. Leider macht er vor
allem um des Machens willen. Bei der Bahn hat er immerhin gemacht,
dass es keinen Börsengang gab. Manchmal ist es ja gut, wenn Ziele
nicht erfüllt, sondern niedergemacht werden. Bei Air Berlin dagegen
hat er auch was gemacht, und zwar aus einem kleinen einen großen
Sanierungsfall.
Und nun der BER. Was hat Mehdorn da gemacht? Vor allem Wind. Erst
den Technikchef gefeuert, dann die Chefplanerin Töpfer. Tegel
offenhalten, Probebetrieb, irgendwas mit Schönefeld. Vor lauter
Ankündigungen fiel kaum auf, dass er die Kosten von 4,2 auf mehr als
fünf Milliarden Euro gesetzt hat. Die Wetten laufen, ob wir die sechs
noch in 2014 reißen und ob BER bis zum Eröffnungstag, den Mehdorn
übrigens auf das Jahr 2016 schob, wohl die zehn schafft. Und wir
Journalisten waren immerhin zwölf Monate lang mehdorn-gläubig genug,
jede zischende Silvesterrakete, die der Mann im Wochentakt zündete,
für das erste landende Flugzeug auf dem BER zu halten.
Was kann man Positives über Mehdorn sagen? Er ist absolut
schmerzfrei und hat die Fähigkeit zu reflexionsloser Autosuggestion:
Er hält sich für einen großen Macher. Und der wird uns noch eine
Weile erhalten bleiben.
Denn anders als bei Neururer gilt für Mehdorn: Er hat einen
Vertrag für die zweite Liga. Der Mann ist quasi unfeuerbar. Erstens
findet sich auch heute kein erstklassiger Manager, der Lust hätte,
sich diesen Job anzutun. Und zweitens war Mehdorn so schlau, die Hand
nicht zu beißen, die schützend über ihm schwebt. Wowereit und die
anderen Aufseher können sich einen weiteren Wechsel nicht erlauben,
weil sie dann selbst unters Fahrwerk kämen. Zudem würde ein neuer
erst einmal alle Versäumnisse des Vorgängers aufdecken. Von der Bahn
wissen wir, dass allein das Aufräumen locker zwei Jahre dauert.
Was bleibt zu einem Jahr Mehdorn beim BER zu sagen? "Das ist eine
Blamage. Es kann gar nicht sein, dass in einem Land wie Deutschland
und in einer Stadt wie Berlin so eine Show abgeliefert wird." Das
stimmt bis heute. Und wer hat's gesagt? Hartmut Mehdorn, kurz bevor
er den Job übernahm.
Der Leitartikel im Internet: www.morgenpost.de/125583335
Originaltext: BERLINER MORGENPOST
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