Von Brian Blackstone
WASHINGTON--EZB-Chef Mario Draghi hat am Samstag seine Warnungen angesichts des starken Euro verschärft. Eine weitere Erhöhung des Wechselkurses würde weitere Lockerungsmaßnahmen nach sich ziehen, um eine absinkende Inflation zu verhindern, sagte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) auf einer Pressekonferenz beim Internationalen Währungsfonds in Washington.
"Die Stärkung des Wechselkurses erfordert weitere geldpolitische Stimulierungsmaßnahmen", so Draghi. "Das ist wichtig für unsere Preisstabilität."
Seine Aussagen sind deshalb so bemerkenswert, da Zentralbanker es üblicherweise vermeiden, die sich auf den Finanzmärkten bildenden Wechselkurse zu kommentieren. Draghi hat jedoch in den vergangenen Wochen die Auswirkungen eines starken Euro auf die Inflation hervorgehoben.
Er ging bei seinen Aussagen am Samstag dabei weiter als in der Vergangenheit, indem er geldpolitische Maßnahmen bei einer weiteren Stärkung des Euro signalisierte. Jedoch benannte er keine konkrete Schwelle, ab der die EZB einschreiten würde. Am Freitagabend kostete der Euro fast 1,39 US-Dollar, weit mehr als der historische Durchschnitt. Eine expansive Geldpolitik schwächt eine Währung üblicherweise, da die Geldmenge im Finanzsystem steigt.
Seit vergangenem Monat haben EZB-Vertreter ihre Rhetorik in Bezug auf den Euro verschärft, als sich der Euro-Dollar-Wechselkurs der Marke von 1,40 Dollar annäherte. Mit ihren Kommentaren haben es die Notenbanker zwar bislang nicht geschafft, die Gemeinschaftswährung spürbar zu schwächen, gestiegen ist der Euro seither aber auch nicht mehr.
Eine starke Währung verteuert die Waren und Dienstleistungen einer Volkswirtschaft auf dem Weltmarkt und schwächt die Exporte. Sie schwächt ebenfalls die Inflation, indem die Kosten für importierte Waren sinken.
Die Inflation in der Eurozone ist bereits sehr niedrig, die annualisierte Rate beträgt lediglich 0,5 Prozent und liegt damit deutlich unterhalb der EZB-Zielrate von etwas unter 2 Prozent. Die EZB hat den Leitzins diesen Monat unverändert belassen, hatte jedoch gesagt, wenn nötig Maßnahmen in Erwägung zu ziehen, um eine zu niedrige Inflation zu bekämpfen.
Draghi sagte am Samstag, er sehe keine Beweise für ein Absinken der Verbraucherpreise, bekannt als Deflation, und es gebe keine Anzeichen, dass die Leute in der Hoffnung auf fallende Preise Ausgaben verschieben. "Dennoch sollten wir nicht selbstzufrieden sein", fügte Draghi hinzu. Eine sehr niedrige Inflation mache es in Schwierigkeiten geratenen Ländern schwer, Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen. Außerdem erschwere sie den Regierungen und dem Privatsektor, Schulden abzubauen.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/DJN/mgo
(END) Dow Jones Newswires
April 12, 2014 15:26 ET (19:26 GMT)
Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.