(NEU: Aussagen von GE, Alstom und Hollande zum neuen Gebot)
Von Archibald Preuschat
Siemens will gemeinsam mit der japanischen Mitsubishi Heavy Industries dem Erzrivalen General Electric im Bieterwettstreit um die französische Alstom die Stirn bieten.
Kern eines offiziellen Gebots, das beide Unternehmen am Montag dem Board von Alstom vorgelegt haben, ist eine strategische Allianz und Beteiligung der Japaner an drei Alstom-Sparten. Das wollen sich die Japaner 3,1 Milliarden Euro kosten lassen.
Mitsubishi Heavy Industries beabsichtigt außerdem, von Bouygues SA einen bis zu zehnprozentigen Anteil an Alstom zu erwerben.
Siemens will hingegen das Gasturbinen-Geschäft der Franzosen für 3,9 Milliarden Euro kaufen.
Das Angebot mit einem Gesamtwert von 7 Milliarden Euro bleibt hinter der 17 Milliarden Dollar (nach gegenwärtigen Kurs 12,5 Milliarden Euro) schweren Offerte von GE zurück. Siemens argumentierte aber, dass Alstom nicht gekauft sondern gestärkt werde.
"Unser Angebot ist finanziell und industriepolitisch attraktiver (als das des Wettbewerbs). Es erhält die Marke Alstom in wesentlichen Teilen und finanziell ist es in Summe etwa eine Milliarde Euro besser," sagte Siemens-Vorstandsvorsitzender Joe Kaeser am Rande einer Veranstaltung. Die Finanzierung in bar stelle für Siemens kein Problem dar, so Kaeser.
Das Zuggeschäft, das Siemens ursprünglich in den Alstom-Konzern einbringen wollte, ist zunächst nicht Gegenstand der deutsch-japanischen Offerte. Siemens erklärte aber, zusammen mit Alstom Möglichkeiten eruieren zu wollen, "um die Stärken beider Unternehmen zu nutzen, um einen europäischen Champion im Bahngeschäft zu schaffen", heißt es in der Mitteilung. Siemens plane außerdem, die europäische Zentrale für das Gas-Servicegeschäft in Frankreich anzusiedeln.
Unklar ist, wie GE auf die nunmehr offizielle Offerte von Siemens und Mitsubishi reagiert. Am Montag sagte eine Sprecherin von GE, ihr Unternehmen bleibe zuversichtlich, die Oberhand zu behalten. Das GE-Angebot für die Energie-Sparte von Alstom hat das französische Unternehmen schon vorläufig angenommen. GE hat Alstom bis zum 23. Juni Zeit gegeben, das Angebot offiziell anzunehmen.
Unterdessen kündigte der Verwaltungsrat von Alstom einschließlich des CEO Patrick Kron an, das neue Gebot "in den nächsten Tagen" prüfen zu wollen. "Das Treffen mit dem Alstom-Verwaltungsrat war sehr anspruchsvoll", hieß es von Siemens: "Uns wurden viele Fragen gestellt". Kron wolle das Treffen nicht kommentieren, sagte eine Sprecherin.
Die Tatsache, dass Alstoms Verwaltungsrat das GE-Angebot bereits angenommen hat, heißt jedoch nicht, dass der US-Konzern das Bieterrennen gewonnen hat. So hat der französische Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg das Angebot von GE als inakzeptabel kritisiert. Eine Übernahme durch den US-Konzern bedrohe Frankreichs wirtschaftliche Eigenständigkeit, sagte Montebourg bereits vor einiger Zeit.
Am frühen Dienstag soll der französische Staatspräsident Francois Hollande den Siemens-Chef Joe Kaeser und den Leiter von Mitsubishi Heavy Industries, Shunichi Miyanaga, treffen. Die beiden werden auch vor einem französischen Parlamentsausschuss gehört werden. Am Montag wollte sich das Büro von Hollande zu dem neuen Gebot nicht näher äußern. Die französische Regierung habe "keine Präferenz" für einen der Bieter.
Die deutsche Bundesregierung machte sich in dem Kontext für Lösungen stark, die die Wettbewerbsfähigkeit stärken, ohne die Pläne im Einzelnen zu bewerten. Vize-Regierungssprecher Georg Streiter betonte am Montag, "dass die Verhandlung zu einer möglichen industriellen Kooperation zwischen der Siemens AG und dem Alstom-Konzern und die Entscheidung über ein Angebot natürlich in der Verantwortung des Unternehmens liegen".
Laut einer Person, die sich mit der Strategie des Unternehmens auskennt, plant GE nicht, den Dollar-Wert seines Angebotes zu erhöhen. Allerdings hätten sich die Konditionen des Angebots von der Ursprungsversion weiterentwickelt. So hat GE inzwischen versprochen, garantiert 1.000 Arbeitsplätze zu erhalten. Zudem hat der Konzern eine Partnerschaft angeboten, welche die französische Kontrolle über einige der Alstom-Sparten erhalten würde - etwa im Geschäft mit Dampfturbinen für Atomkraftwerke.
Wie die gut informierte Person weiter mitteilte, würde das Energiegeschäft unter GE auch weiterhin unter dem Firmennamen Alstom geführt werden. Über die genaue Struktur des Deals, darunter auch die Möglichkeit französischer Investitionen, werde allerdings noch verhandelt.
Auch Siemens sichert den Mitarbeitern der Alstom-Gasturbinensparte eine Arbeitsplatzgarantie auf drei Jahre nach Abschluss der Transaktion zu.
Mitarbeit: Ted Mann und Andreas Kißler.
Kontakt zum Autor: archibald.preuschat@wsj.com
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