(NEU: Mit Ölpreisentwicklung)
Von Thomas Rossmann
Das Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank hat den Aktienkursen an der Wall Street am Mittwoch etwas Auftrieb verliehen. Wenn sich die Erholung der US-Konjunktur weiter fortsetzt, könnte das monatliche Anleihekaufprogramm der Fed im Oktober auslaufen. Zudem wollen die Fed-Mitglieder zur Verschärfung der Geldpolitik nicht nur auf das Mittel einer Leitzinserhöhung setzen. Auch höhere Zinsen für Überschussreserven der Banken "könnten eine zentrale Rolle im Zuge einer Normalisierung spielen", hieß es in dem Fed-Protokoll weiter.
Insgesamt hätten die "Minutes" allerdings nur wenig Neues gebracht, merkte ein Teilnehmer an. "Die Sorgen, dass es etwas hawkishere Aussagen seitens der Fed geben könnte, haben sich nicht bewahrheitet", sagte Richard Cochinos von der Citigroup.
Am Aktienmarkt sorgte das Fed-Protokoll nach einem ersten kurzen Schreck für leicht steigende Notierungen. Der Dow-Jones-Index gewann 0,5 Prozent auf 16.986 Punkte. Für einen erneuten Sprung über die Marke von 17.000 Punkten reichte es allerdings nicht, auch wenn diese nur um einen Punkt verfehlt wurde. Der S&P-500 legte um 0,5 Prozent auf 1.973 Punkte zu. Für den Nasdaq-Composite ging es um 0,6 Prozent auf 4.419 Punkte nach oben. Umgesetzt wurden 0,57 (Dienstag: 0,68) Milliarden Aktien. Dabei kamen auf die 1.821 (1.231) Kursgewinner 1.301 (1.909) -verlierer, während 117 (107) Titel unverändert schlossen.
Am Devisenmarkt gab der Dollar dagegen zu Euro und Yen leicht nach. Niedrige Zinsen machen den Greenback für Investoren weniger interessant. Der Euro legte im späten US-Handel auf 1,3642 Dollar zu, nach 1,3621 Dollar vor Bekanntgabe des Sitzungsprotokolls. Zur japanischen Währung fiel der Greenback auf 101,61 Yen, nach 101,87 Yen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung.
Nach zuletzt drei Tagen mit Abschlägen legte der Goldpreis deutlich zu. Zum Settlement stieg der Preis für die Feinunze um 1,1 Prozent auf 1.330,50 Dollar. Die Aussicht, dass die Zinsen über einen längeren Zeitraum niedrig bleiben dürften, stützte das Sentiment, so ein Teilnehmer.
Dies sorgte auch bei den US-Staatsanleihen für steigende Notierungen. Es habe keine Hinweise im Fed-Protokoll gegeben, dass früher als bislang erwartet mit einer Zinserhöhung zu rechnen sei, so ein Händler. Insgesamt sei die Reaktion des Marktes allerdings recht moderat ausgefallen. "Es hat nichts gegeben, was die Erwartungen deutlicher verändert hat", so Analyst Collin Martin von Charles Schwab. Die Auktion zehnjähriger Papiere im Volumen von 21 Milliarden Dollar trat mit dem Fed-Protokoll in den Hintergrund, zumal sich die Investoren im Vorfeld zurückhielten. Die Nachfrage sank auf das niedrigste Niveau seit fünf Monaten. Die Rendite zehnjähriger Papiere fiel um zwei Basispunkte auf 2,55 Prozent.
Beim Öl wurden weiter politische Risiken und die Angst vor einer Verknappung des Angebots ausgepreist. Der Konflikt im Irak hat wider Erwarten die Ölexporte des Landes nicht beeinträchtigt. Zudem dürfte das größte libysche Ölfeld in Kürze wieder zwei Drittel seiner Förderkapazität erreichen. Die wöchentlichen US-Lagerdaten hatten dagegen kaum Auswirkungen. Mit 2,4 Millionen Barrel blieb der Rückgang um 600.000 Barrel unter der Markterwartung. Der Preis für ein Barrel der Sorte Brent reduzierte sich zum Settlement um 0,6 Prozent auf 108,28 Dollar. Für ein Fass der US-Sorte WTI mussten 102,29 Dollar bezahlt werden, ein Mi8nus von 1,1 Prozent
Überraschend gute Quartalsergebnisse von Alcoa beflügelten zwar die Aktie des Aluminiumkonzerns, allerdings kamen die Zahlen im Zuge des Fed-Protokolls am Gesamtmarkt nicht so recht an. Das Unternehmen ist nicht nur in die Gewinnzone zurückgekehrt, sondern verdiente im zweiten Quartal auch mehr als erwartet. Für die Aktie ging es um 5,7 Prozent nach oben. Alcoa ist zwar nicht mehr im Dow-Jones-Index, dennoch gilt das Unternehmen weiter als Konjunkturindikator.
Die Titel der Citigroup fielen nach einem anfänglichen Plus um 0,1 Prozent. Das Wall Street Journal hatte berichtet, die Bank stehe kurz vor einer Einigung mit dem US-Justizministerium im Streit um faule Hypothekenkredite. Im Raum stehe eine Vergleichszahlung von 7 Milliarden Dollar. Dies wäre zwar unerwartet hoch, würde der Bank aber einen Prozess ersparen, der einen Ansehensverlust bedeuten würde, selbst wenn die Citigroup gewönne.
Im Fokus standen auch die Aktien von Fluggesellschaften. Grund waren positive Gewinnausblicke von American Airlines (AA) und Southwest. AA erwartet für das zweite Quartal einen um 5,5 bis 6,5 Prozent höheren Gewinn pro Sitzplatzmeile. Allerdings muss AA im zweiten Quartal noch die Nachwehen der überstandenen Insolvenz, der Fusion mit US Airways und von Absicherungsgeschäften verkraften und dazu mehr als eine halbe Milliarde Dollar an Sonderaufwendungen in ihrer Bilanz verbuchen. Dennoch ging es für die Aktie von American Airlines um 3,2 Prozent nach oben und Southwest legten um 1,9 Prozent zu.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 16.985,61 0,47 78,99 S&P-500 1.972,83 0,46 9,12 Nasdaq-Comp. 4.419,03 0,63 27,57 Nasdaq-100 3.892,91 0,75 28,85 Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 1/2% 2-year 100 flat 0,508% flat 7/8% 3-year 99 22/32 up 2/32 0,976% -2,2 Bp 1 5/8% 5-year 99 24/32 up 3/32 1,676% -2,1 Bp 2 1/8% 7-year 99 24/32 up 4/32 2,164% -2,2 Bp 2 1/2% 10-year 99 19/32 up 5/32 2,547% -1,8 Bp 3 3/8% 30-year 100 9/32 up 12/32 3,360% -2,1 Bp DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8.27 Uhr Di, 17.46 Uhr EUR/USD 1,3642 0,09% 1,3630 1,3613 EUR/JPY 138,62 0,11% 138,47 138,25 EUR/CHF 1,2154 -0,01% 1,2155 1,2152 USD/JPY 101,61 0,01% 101,60 101,54 GBP/USD 1,7155 0,06% 1,7145 1,7124 ===
Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@wsj.com
DJG/DJN/ros
(END) Dow Jones Newswires
July 09, 2014 16:54 ET (20:54 GMT)
Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.