Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, wirft den muslimischen Verbänden vor, nicht genug gegen Antisemitismus zu unternehmen. "Sie versprechen es, aber konkrete Schritte muss man mit der Lupe suchen", sagte Graumann der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (F.A.S.).
Der Zentralrat habe sich stets für Muslime im Land eingesetzt. Eine Solidarisierung von Muslimen mit Juden bleibe nun aber aus. Graumann sagte der F.A.S. weiter, er habe seit Wochen keinen Kontakt zu Vertretern muslimischer Verbände. Er führte das auf den Konflikt im Nahen Osten zurück.
"In den letzten Wochen ist viel Vertrauen kaputt gemacht worden, das müssen wir gemeinsam wieder aufbauen." Auf Demonstrationen gegen den Gaza-Krieg hatten Muslime antisemitische Parolen gerufen. Zudem werden arabischstämmige Jugendliche verdächtigt, einen Anschlag auf die Synagoge in Wuppertal-Barmen verübt zu haben. Das Gefühl der Unsicherheit habe bei Juden in Deutschland stark zugenommen, sagte Graumann.
"Wir laufen mit verwundeten Seelen herum." Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, wehrte sich im Gespräch mit der F.A.S. gegen den Vorwurf der Untätigkeit. In den Freitagsgebeten und im Austausch mit Jugendlichen setzten sich die Gemeinden sehr wohl mit Antisemitismus auseinander, sagte er. Mazyek mahnte eine klare Unterscheidung zwischen Kritik an der israelischen Kriegspolitik und Antisemitismus an.