Bielefeld (ots) - Die Lufthansa droht mit Streiks. Wieder einmal! Wer dieser Tage ein Déjà-vu haben sollte, liegt richtig. Erst im April hatte die Arbeitsniederlegung der Piloten zu 3800 Flugausfällen geführt. An drei Tagen waren mehr als 420000 Passagiere betroffen. Es gab viel Ärger, Wut und Unmut. Und nun? Wiederholt sich das Chaos mitten in der Urlaubszeit? Das Problem ist immer noch das alte. Die mächtige Pilotenvereinigung Cockpit versucht für ihre Mitglieder zum einen mehr Geld herauszuholen. Zum anderen kämpft sie um die Beibehaltung bisheriger Ruhestandsregelungen. Im Schnitt gehen die Lufthansa-Piloten mit 59 Jahren in einen vom Konzern bezahlten Vorruhestand. Diese Vereinbarung will die Lufthansa kippen. Um im harten internationalen Wettbewerb Kosten zu sparen, sollen die Piloten länger fliegen. Schließlich ist das Personal nach dem Kerosin der höchste Kostenblock der Airline. Doch der Widerstand ist gewaltig und kann bereits kurzfristig in erneute Flugausfälle münden. Die Gewerkschaft Cockpit muss aber aufpassen, den Bogen nicht zu überspannen. Das Verständnis für Piloten, die zwischen 90000 und 255000 Euro im Jahr verdienen, ist in der Öffentlichkeit eher gering. Es besteht die Gefahr, dass sich mehr und mehr Passagiere aus Enttäuschung oder Verärgerung über sich ständig wiederholende Streiks oder Streikandrohungen von der Lufthansa abwenden. Auch andere Airlines bieten schließlich gute Leistungen. Nun kann es aber nicht im Interesse der Gewerkschaft sein, den Konzern wirtschaftlich zu schwächen, um somit weitere Jobs zu gefährden. Natürlich lastet auf Piloten eine hohe Verantwortung. Sie müssen bestens ausgebildet und topfit sein. Das erwarten wir als Passagiere. Ob sie nun mit 59, 60 oder später das Fliegen aufgeben, darüber muss im Einzelfall ein Gesundheitscheck befinden. Ein automatisch bezahlter Vorruhestand mit 59 Jahren ist angesichts der Wettbewerbssituation und der fürstlichen Entlohnung der Piloten nicht mehr zeitgemäß. Unerträglich aber ist ein weiteres Phänomen in der Luftfahrtbranche. Neben der Pilotenvereinigung Cockpit gibt es - ähnlich wie bei der Deutschen Bahn - weitere vier Gewerkschaften, von denen jede für sich den Luftverkehr lahm legen kann. So vertritt Verdi die Interessen des Kabinenpersonals sowie der Mitarbeiter der privaten Sicherheitsdienste und der Frachtabfertigung. Die Gewerkschaft der Flugsicherung kümmert sich um die Lotsen in den Towern. Für das fliegende Kabinenpersonal ist auch noch die unabhängige Flugbegleiter Organisation (Ufo) da. Schließlich gibt es seit Ende 2012 noch die Arbeitnehmergewerkschaft im Luftverkehr, die wiederum beim Bodenpersonal stark vertreten ist. Zig Tarifverträge in einem Unternehmen, die immer wieder neu verhandelt werden müssen - das ist zuviel. Eine starke Gewerkschaft: ja! Viele Splittergewerkschaften: nein! Damit dürfte Deutschland besser fahren.
OTS: Westfalen-Blatt newsroom: http://www.presseportal.de/pm/66306 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
OTS: Westfalen-Blatt newsroom: http://www.presseportal.de/pm/66306 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
© 2014 news aktuell