Bremen (ots) - Die Kampfhubschrauber vom Typ Tiger der Bundeswehr kosten rund 45 Millionen Euro - pro Stück, aber inklusive Bewaffnung und Service. Dumm nur, wenn das teure Stück dann seinen Waffenträger verliert, wie kürzlich auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr geschehen. Ursprünglich wollte die Bundeswehr 80 dieser Kampfmaschinen beschaffen, dann nur noch 57. Aktuell hat sie 31, von denen zehn einsetzbar sind. Ganze vier sind übrigens in Afghanistan geflogen, im bislang größten Militäreinsatz der Bundeswehr. Immerhin hat dort keiner seine Waffen verloren - vielleicht auch nur, weil die Einsatzzeit wegen verzögerter Auslieferung recht kurz war. Leider ist der Tiger kein Einzelfall: Macken hat auch sein "Bruder", der Transporthubschrauber NH-90. Oder der Militärairbus A400M, der großes Gerät wie den Tiger an weit entfernte Einsatzorte fliegen soll. Nach Afghanistan und zurück mussten die Tiger jedoch mit einer gecharterten Antonov gebracht werden. Ob Korvetten, Marine-Hubschrauber, Kampfjets oder Schützenpanzer - wirklich überall ist der Wurm drin. Das Beschaffungswesen der Bundeswehr ist ein Saustall. Und der ist nur schwer auszumisten, denn angesichts des langen Vorlaufs von großen Rüstungsprojekten erben die Verteidigungsminister viel teuren Schrott von ihren Vorgängern und Vor-Vorgängern. Hinzu kommt eine gewisse Verfilzung: Etliche Ex-Offiziere sitzen im Management der Rüstungsfirmen. Man kennt sich, man hilft sich - aber eben nicht unbedingt der Truppe. Zudem verweisen die Hersteller darauf, dass die Anforderungsprofile oft nachgebessert werden, was dann wiederum zu Verzögerungen führe. Schließlich wird die Bundeswehr von der Politik seit ihrem Bestehen für Strukturpolitik missbraucht. Denn natürlich könnte man einsatzfähige, erprobte Hubschrauber und Kampfjets in den USA kaufen, Großtransporter in der Ukraine und Schiffe quasi in aller Welt. Aber man will ja unbedingt eine "eigene Rüstungsidentität". Das wird dann auch noch dreist mit dem Argument der Unabhängigkeit im Krisenfall begründet. Dabei hapert es bei der Einsatzfähigkeit unter anderem, weil die Produktion von Ersatzteilen seit Jahren gedrosselt wurde. Noch kann man Ursula von der Leyen ihre kurze Amtszeit und das Versagen ihrer Vorgänger zugute halten. Und immerhin hat sie in der Drohnen-Affäre ja schnell und hart reagiert, indem sie den Rüstungsstaatsekretär Beemelmans feuerte. Ähnlich resolut muss sie nun auch handeln, wenn demnächst die Beratungsfirma KPMG ihren Bericht zur Rüstung vorlegt. Das Geschrei regionaler Wirtschaftspolitiker aus Bayern und Schwaben, aber auch von der Küste muss sie dann aushalten. Schafft sie das, dann braucht sie auch keinen höheren Wehretat - und stellt sämtliche männliche Vorgänger in den Schatten.
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