(NEU: US-Rentenmarkttabelle)
Von Florian Faust
Nach dem scharfen Ausverkauf des Vortages ist eine Erholung an der Wall Street ausgeblieben. Immerhin vollzogen die Kurse am Donnerstag eine solche im Tagesverlauf, denn zwischenzeitlich drohten weitere Abschläge. Letztlich schlossen die Indizes kaum verändert. Abgabebereitschaft schwappte von Europa über den Atlantik, denn auf dem alten Kontinent hatten die angekündigten Schritte der Europäischen Zentralbank nicht überzeugt. EZB-Präsident Mario Draghi kündigte den Kauf von besicherten Anleihen und Kreditverbriefungen für wenigstens zwei Jahre an. Die potenzielle Bilanzausweitung durch die Wertpapierkäufe bezifferte der Italiener mit einer Billion Euro. Die EZB tue zu wenig für die Wachstumsperspektiven der Eurozone, hieß es enttäuscht im Handel.
"Europa stellt gewissermaßen den Dreh- und Angelpunkt. Seit das Wirtschaftswachstum dort hinterfragt wird, rückt die Möglichkeit umfangreicher Stimuli ins Zentrum des Marktinteresses", sagte Marktstratege Owen Fitzpatrick von Deutsche Bank Private Wealth Management. Erst im späten Handel verflog der erste Schrecken an der Wall Street über das zögerliche Handeln der EZB. Für Kursgewinne reichte es aber nicht. Der Dow-Jones-Index verlor 4 Punkte auf 16.801, der S&P-500 stagnierte ebenfalls und der Nasdaq-Composite dreht 0,2 Prozent ins Plus. Umgesetzt wurden 0,80 (Mittwoch: 0,86) Milliarden Aktien. 1.693 (797) Kursgewinnern standen an der NYSE 1.489 (2.395) -verlierer gegenüber, unverändert schlossen 89 (67) Titel.
Wenig zur Erhellung trugen die US-Konjunkturdaten bei: Positiven Signalen vom Arbeitsmarkt standen schwache Industriedaten gegenüber. Die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe war erneut gesunken, Volkswirte hatten dagegen einen Anstieg vorhergesagt. Allerdings spielten die aktuellen Zahlen für den am Freitag erwarteten monatlichen Arbeitsmarktbericht keine Rolle mehr. Derweil brach der Auftragseingang der US-Industrie im August stärker als prognostiziert ein.
Der Dollar neigte nach den Draghi-Aussagen zur Schwäche. Mit 1,2665 Dollar notierte der Euro im späten US-Handel über dem Stand des Vorabends von 1,2620. Offenbar hatten Anleger auch am Devisenmarkt mit umfangreicheren Maßnahmen der EZB gerechnet. Die leichte Aufwärtsbewegung des Euro ändere aber nichts an dem übergeordneten Abwärtstrend der Gemeinschaftswährung, hieß es allerdings bei den Devisenanalysten der BNP Paribas.
Der Goldpreis stagnierte mit 1.215 Dollar je Feinunze auf Vorabendniveau. Auch hier zeigte sich, dass Draghis Worte keine Sorgen über ein deutliches Anziehen der Inflation ausgelöst hatten. Nach der Vortagesrally der US-Staatsanleihen und dem Absturz der Renditen kamen die US-Renten indes leicht zurück, die Rendite zehnjähriger US-Schuldpapiere gewann vier Basispunkte auf 2,44 Prozent.
Am Ölmarkt endete der freie Fall des Schwarzen Goldes zumindest teilweise. US-Leichtöl der Sorte WTI erholte sich nach dem Preiseinbruch der vergangenen Tage aber nur um magere 0,3 Prozent auf 91,01 Dollar, das Barrel war im Tagestief aber auch schon bis auf 88,18 Dollar gesunken. Zuletzt war US-Öl im Frühjahr 2013 für unter 90 Dollar zu haben gewesen, im Juni 2014 waren dagegen über 104 Dollar für das Fass bezahlt worden. Die Preise für Benzin und Diesel fielen jedoch weiter - auf den tiefsten Stand seit Januar 2011 bzw. Juni 2012. Auch Rohöl der europäischen Referenzsorte Brent gab weiter nach, das Fass verbilligte sich um 0,8 Prozent auf 93,42 Dollar - das niedrigste Niveau seit Juni 2012.
Bisher gab es keine Anzeichen, dass die Förderländer ihren Ausstoß drosseln - trotz des Überangebots. Gerade erst hatte Saudi-Arabien seine Ölpreise gesenkt und damit einen neuen Rutsch ausgelöst. Überdies exportieren die Amerikaner kräftig und tragen ihren Teil zur Ölschwemme bei. Zudem importieren die USA immer weniger Öl. "Es besteht die Notwendigkeit für deutliche Förderkürzungen und dies kann nur Saudi-Arabien leisten", sagte Rohstoffanalyst Carsten Fritsch von der Commerzbank.
Am Aktienmarkt legten Tesla um 4,7 Prozent zu. CEO Elon Musk hat über Twitter mitgeteilt, dass er am 9. Oktober das neue Fahrzeugmodell D und "einige andere Dinge" des Elekroautoherstellers vorstellen werde. Bank of America stiegen um 0,4 Prozent, nachdem Brian Moynihan zum CEO berufen worden war. Esperion schossen um 10,6 Prozent empor. Grund waren positive Studienergebnisse zu einem Cholesterinpräparat des Pharmaunternehmens.
Nicht gut kamen die Pläne der Unternehmensgründer von GoPro an, über eine Schenkung die Haltefrist von Aktien zu umgehen. Die Titel des Kameraherstellers büßten 6,9 Prozent ein. Ein gelungenes Börsendebüt feierten Wayfair, die Titel des Online-Möbelhändlers verteuerten sich um 30 Prozent.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 16.801,05 -0,02 -3,66 S&P-500 1.946,17 0,00 0,01 Nasdaq-Comp. 4.430,19 0,18 8,11 Nasdaq-100 3.985,87 0,03 1,12 Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 1/2% 2-jähr. 99 30/32 - 1/32 0,536% +1,2 BP 7/8% 3-jähr. 100 1/32 - 1/32 0,992% +1,1 BP 1 5/8% 5-jähr. 100 8/32 - 2/32 1,698% +1,5 BP 2% 7-jähr. 99 28/32 - 5/32 2,139% +2,4 BP 2 3/8% 10-jähr. 99 15/32 - 9/32 2,436% +3,0 BP 3 1/8% 30-jähr. 99 17/32 -22/32 3,149% +3,6 BP DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.33 Uhr Mi, 17.23 Uhr EUR/USD 1,2666 0,22% 1,2639 1,2595 EUR/JPY 137,33 -0,08% 137,44 138,02 EUR/CHF 1,2083 0,09% 1,2072 1,2069 USD/JPY 108,45 -0,30% 108,77 109,56 GBP/USD 1,6145 -0,40% 1,6209 1,6196 ===
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October 02, 2014 16:31 ET (20:31 GMT)
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