Von Florian Faust
Ein starker US-Arbeitsmarktbericht für September hat Wall Street und Dollar am letzten Handelstag der Woche Beine gemacht. Mit 248.000 neu geschaffenen Stellen wurde die Prognose von 215.000 klar übertroffen. Zudem fiel die Arbeitslosenquote mit 5,9 Prozent erstmals seit Mitte 2008 unter die 6-Prozentmarke. Hier waren 6,1 Prozent prognostiziert worden. Zugleich wurden die Daten des zunächst schwachen Vormonats deutlich nach oben revidiert. Kaum gedämpft wurde die Euphorie vom Geschäft der US-Dienstleister, das im September etwas an Schwung eingebüßt hatte. Der entsprechende ISM-Sammelindex fiel, aber etwas weniger deutlich als befürchtet.
Der Dow-Jones-Index kletterte um 1,2 Prozent auf 17.010 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite zogen um 1,1 bzw. 1,0 Prozent an. Umgesetzt wurden 0,81 (Donnerstag: 0,80) Milliarden Aktien. 2.125 (1.693) Kursgewinnern standen an der NYSE 1.034 (1.489) -verlierer gegenüber, unverändert schlossen 98 (89) Titel. "Sollten Sorgen bestanden haben, dass die wirtschaftliche Wiederbelebung der USA nur temporärer Natur sei, dieser Arbeitsmarktbericht beweist das Gegenteil", kommentierte Marktstratege Michael Strauss von Commonfund. Er verwies vor allem auf die Aufwärtsrevision der Vormonate August und Juli. Die Marktreaktion zeige, dass die Finanzmärkte ihren Frieden mit der nun in Bälde wahrscheinlicher gewordenen Zinswende gemacht hätten, hieß es im Handel. Denn die US-Notenbank sieht im Arbeitsmarkt einen wichtigen Gradmesser für ihre Geldpolitik. Mehrheitlich wird die erste Zinserhöhung seit 2006 Mitte 2015 erwartet.
Neben dem US-Aktienmarkt zählte der US-Dollar zu den klaren Profiteuren der Daten. Der Greenback stieg auf breiter Front, im Gegenzug fiel der Euro auf ein neues Jahrestief bei 1,2500 Dollar. Vor Veröffentlichung der Daten hatte die Gemeinschaftswährung noch bei 1,2617 Dollar notiert, im späten US-Handel mussten 1,2510 Dollar bezahlt werden. Der Goldpreis gehörte dagegen ganz sicher nicht zu den Profiteuren von Spekulationen auf eine baldige Zinsanhebung in den USA, denn Gold wirft keine Zinsen ab.
Die Feinunze fiel nach den Daten mit 1.190 Dollar auf den tiefsten Stand im laufenden Jahr. Auch die Dollarrally belastet den Goldpreis. "Dies ist nur noch ein weiteres Zeichen dafür, dass die Zeit für Gold vorbei ist", sagte Stratege Adam Klopfenstein von Archer Financial Services. Zuletzt kostete die Feinunze 1.192 Dollar und damit rund 15 Dollar weniger als vor Veröffentlichung der Daten. Der Settlementpreis unter der 1.200-Dollarmarke war der tiefste seit Februar 2010. Am Donnerstag im späten US-Handel hatten für die Feinunze noch 1.215 Dollar aufgewendet werden müssen.
Zu den Verlierern zählten neben Gold und Euro auch US-Staatsanleihen - vor allem am kurzen Ende des Marktes. Die Rendite zehnjähriger Papiere kletterte um einen Basispunkt auf 2,45 Prozent. Den Ölpreis stützte selbst die Aussicht auf eine anziehende US-Nachfrage, auf die die Arbeitsmarktdaten deuteten, nicht - schon kurz nach den Daten setzten die Ölpreise ihre Talfahrt der vergangenen Tage fast ungebremst fort. Der starke Dollar drückte den Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI um 1,4 Prozent auf 89,74 Dollar. Damit schloss WTI an Nymex erstmals seit April 2013 unter der 90-Dollarmarke. Diesel und Benzin stürzten auf das tiefste Preisniveau seit Juni 2012 bzw. Januar 2011.
Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich derweil um 1,2 Prozent auf 92,31 Dollar - so preiswert war die europäische Referenzsorte seit Juni 2012 nicht mehr. Um 20 Prozent ist Brent seit Mitte Juni nun eingebrochen. Händler sprachen von einer anhaltenden Überversorgung des globalen Marktes verbunden mit der Aussicht auf eine lahmende Weltkonjunktur. Auch andere Rohstoffe erleben aktuell einen Ausverkauf.
Unter den Einzelaktien standen Facebook im Fokus, nachdem die EU den 19 Milliarden Dollar schweren Kauf des Kurznachrichtendienstes WhatsApp ohne Auflagen genehmigt hatte. Facebook bewegten sich mit einem Plus von 0,5 Prozent Richtung Allzeithoch. Dagegen büßten Apple 0,3 Prozent ein, die Deutsche Bank hatte ihre Kaufempfehlung zurückgezogen.
J.P. Morgan legten mit plus 2,5 Prozent stärker als der Gesamtmarkt zu. Und dies, obwohl der Hackerangriff auf die Rechner der Bank gravierender als bislang angenommen ausgefallen war. Allerdings sollen die Hacker nicht an Finanzinformationen der Kunden herangekommen sein. Der Energiesektor schloss als einzige Branche im S&P-500 knapp im Minus. Auf Wochensicht büßte der Sektor mit den fallenden Ölpreisen über 4 Prozent ein.
Chiquita stiegen um 1,3 Prozent. Die EU hatte die Megafusion des Bananengroßhändlers mit seinem irischen Konkurrenten Fyffes unter Auflagen genehmigt. Nach einem angehobenen Ausblick ging es für den Pharmawert Mylan um 8,0 Prozent aufwärts.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 17.009,69 1,24 208,64 S&P-500 1.967,90 1,12 21,73 Nasdaq-Comp. 4.475,62 1,03 45,43 Nasdaq-100 4.027,31 1,04 41,44 Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 1/2% 2-jähr. 99 28/32 - 2/32 0,571% +3,1 BP 7/8% 3-jähr. 99 28/32 - 4/32 1,038% +4,6 BP 1 5/8% 5-jähr. 100 02/32 - 5/32 1,735% +3,6 BP 2% 7-jähr. 99 24/32 - 4/32 2,164% +2,2 BP 2 3/8% 10-jähr. 99 12/32 - 3/32 2,447% +0,9 BP 3 1/8% 30-jähr. 99 27/32 +12/32 3,132% -2,0 BP DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.17 Uhr Do, 17.24 Uhr EUR/USD 1,2513 -1,06% 1,2647 1,2648 EUR/JPY 137,33 -0,30% 137,75 137,22 EUR/CHF 1,2104 0,14% 1,2087 1,2076 USD/JPY 109,76 0,76% 108,93 108,50 GBP/USD 1,5975 -0,98% 1,6134 1,6120 ===
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October 03, 2014 16:15 ET (20:15 GMT)
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