Bielefeld (ots) - Seit mehr als zwei Wochen fliegen die US-Amerikaner Luftangriffe auf Stellungen der IS-Extremisten in Syrien. Doch das erklärte Ziel Präsident Barack Obamas, den »Islamischen Staat« erst zu degradieren und dann zu zerstören, liegt in weiter Ferne. Der erwartete Fall der kurdischen Stadt Kobane an der Grenze zur Türkei spricht Bände. Die Anti-IS-Koalition aus inzwischen mehr als 50 Staaten schafft es dort nicht, die sunnitischen Gotteskrieger zu stoppen. Der potentiell schlagkräftigste Verbündete in Ankara schaut tatenlos zu, wie in Sichtweite seiner Streitkräfte den Kurden ein Massaker droht. Diese Untätigkeit des Nato-Partners ist für sich genommen beschämend. Statt den bedrängten Nachbarn zur Hilfe zu eilen, benutzt Erdogan die verzweifelte Situation für ein Kräftemessen mit Washington. Die Kurden sind dem türkischen Staatschef in seinem Kalkül nicht nur egal. Eine Schwächung der Minderheit auf syrischer Seite kommt seinen Interessen entgegen, weil die syrischen Kurden mit der türkischen PKK verbündet sind. Zynisch benutzt er Kobane als Druckmittel, um die USA auf einen Sturz des syrischen Regimes festzulegen. Erdogan hasst Diktator Bashir al-Assad so sehr, dass er bisher so gut wie nichts unternahm, den Fluss von Kämpfern und Geld für IS über die poröse Grenze nach Syrien zu unterbinden. Im Gegensatz dazu verhindern seine Truppen Nachschub für den Abwehrkampf der Kurden. Washington hat sich umgekehrt aus gutem Grund in Syrien herausgehalten. US-Soldaten in dem Bürgerkriegsland würden nur einen Konflikt verschlimmbessern, der von außen nicht zu lösen ist. Warum sollte das Ergebnis hier ein anderes sein als in Irak, den die Supermacht über ein Jahrzehnt mit Soldatenmassen und noch mal so vielen Söldnern vergeblich zu befrieden versuchte? Die Führung im Kampf gegen den IS müssen die sunnitischen Verbündeten der USA übernehmen. Sie allein können den extremistischen Glaubensbrüder in der Bevölkerung den Teppich unter den Füßen wegziehen. Während Saudis, Kataris und andere Golfstaaten im Verdacht stehen, ein doppeltes Spiel zu treiben, muss der Nato-Partner Türkei sich an einem anderen Standard messen lassen. Der US-Präsident kann sich seinerseits dem Vorwurf nicht entziehen, mit einer nur halb durchdachten Strategie in den Luftkrieg gezogen zu sein. Obama steht nahe vor einem Debakel, das ihn dazu zwingen könnte, alle Rückversicherungen über den Haufen zu werfen und Bodeneinheiten in das Bürgerkriegsland zu schicken. Um dies zu verhindern, muss er einen Weg finden, Erdogan für ein Eingreifen der türkischen Streitkräfte zu gewinnen. Vermutlich geht das nur über Zugeständnisse bei der Einrichtung einer Pufferzone im Norden Syriens. Am Ende werden die USA nicht daran vorbeikommen, genau dieses zu tun.
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