Die von der großen Koalition ins Auge gefassten Geschwindigkeitsbegrenzungen für nächtliche Güterzüge würden nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (Montagsausgabe) zu deutlich mehr Verkehr auf der Straße führen. Es würden "vier Millionen zusätzliche Lkw-Ladungen pro Jahr benötigt", zitiert das Blatt aus einer Studie, die an diesem Montag veröffentlicht wird.
Auftraggeber sind der Verband der Verkehrsunternehmen (VDV), der Verband der Güterwagenhalter in Deutschland (VPI) sowie der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI). Begründet wird die prognostizierte Verkehrsverlagerung auf die Straße damit, dass bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf im Schnitt 70 Kilometer pro Stunde im Lauf einer Nacht 20 Prozent weniger Güterzüge fahren könnten. Würde zudem ein Nachtfahrverbot verhängt, wie im Koalitionsvertrag angedacht, müsste "ein Großteil der Güterzüge entfallen, da ihre Einbindung in den Tagesfahrplan nicht möglich ist", heißt es in dem Bericht weiter. "Außerdem sind unsere Logistikketten darauf ausgerichtet, dass Güter morgens ankommen", sagte Dieter Schweer, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung, dem Blatt.
Andererseits könne aber auch nicht einfach alles auf Lkws verladen werden. "Erze und Kohle beispielsweise können nicht per Lkw transportiert werden", sagte Schweer. Zudem stelle sich die Frage nach dem Transport von Gefahrgut. "Wollen wir wirklich, dass das in Zukunft über unsere Straßen transportiert wird?" Seitdem der nächtliche Güterverkehr so stark zugenommen hat, sei der Lärm, den die Züge verursachen, zu einem ernsten Problem für die Gesundheit der Anwohner solcher Strecken geworden.
Der Bund hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, den Schienenlärm bis 2020 zu halbieren. Im Koalitionsvertrag von Schwarz-Rot heißt es dazu, dass bis 2016 die Hälfte aller Güterzüge auf leisere Bremsen umgerüstet sein müsse.