Der wichtigste Feiertag in Amerika ist das jeweils am vierten Donnerstag im November stattfindende Erntedankfest. Über 50 Millionen Amerika beginnen meist schon am Mittwoch ihre Reise zu diesem Familientreffen mit dem traditionellen Truthahnessen. Die Börse spielt in dieser Woche in den USA nur eine untergeordnete Rolle. Am Freitag schließt der Börsenhandel bereits um 13:00 Uhr drei Stunden früher als normal. Das Umsatzvolumen ist an diesem verkürzten Börsentag erfahrungsgemäß das geringste im Jahresverlauf. Kaufhäuser dagegen rechnen mit dem höchsten Tages-Umsatz im Jahr und öffnen dazu schon in den frühen Morgenstunden.
Dieses Jahr haben Börsianer allen Grund zum Feiern. Der bisherige Jahresgewinn ist attraktiv und beim US-Freiverkehrsmarkt (NASDAQ) weiterhin am größten (grüner Pfeil). Der Erholungstrend seit Mitte Oktober setzte sich auch vergangene Woche fort. Der S&P 500 Index schloss am Freitag auf dem 45. Rekordhoch seit Jahresbeginn. Der Wochensieg fiel jedoch auf den DAX (grüner Pfeil), der damit gleichzeitig wieder ein, wenn auch nur geringes, Jahresplus erzielte. Die Wiener Börse (ATX) lag am Freitag (grüner Pfeil) vorn aber bleibt unter den Börsen das Schlusslicht seit Jahresbeginn und wird bis Jahresende nicht aus dem Minus kommen. Den größten Verlust in diesem Jahr weist allerdings nach wie vor das Nordsee-Öl (Brent) auf (roter Pfeil). Meine Warnungen gleich zu Jahresbeginn waren hier richtig. Der Euro stand am Freitag und auch im Wochenverlauf weiterhin unter Druck (zwei rote Pfeile). Europäische Investoren haben an Wall Street somit seit Jahresbeginn zusätzlich 10% am Dollar gewonnen.
Seit 1900 gab es an Wall Street 36 Haussen und 35 Baissen. Insgesamt ist der Dow Jones Index dabei in den 114 Jahren von ursprünglich knapp 39 Punkten am Freitag auf das Rekordhoch von 17.810 gestiegen. Dies ist eine prozentuale Verbesserung von fast 46.000 Prozent. Egal wie stark Rückschläge gelegentlich waren, die Börse ist am Ende immer wieder gestiegen. Im Durchschnitt waren es 5,5% im Jahr, wobei die jährlichen Schwankungen von plus 82% im Jahr 1915 bis hin zu minus 53% im Jahr 1931 reichten.
Unter den 35 Baissen gab es 14 mit einem Indexeinbruch von mindestens 30% jeweils. Die anschießenden Erholungen von diesen extremen Baissen zeigt das obige Schaubild. Im Durchschnitt dauerten die abgeschlossenen 13 Erholungen rund acht Jahre und wiesen einen Index-Anstieg von fast 300 % auf (grüner Pfeil). Die derzeitige Erholung (roter Pfeil), die im März 2009 begann und 2011 durch eine kurze Baisse von minus 20% unterbrochen wurde, liegt von der Dauer ( 5,7 Jahre) und Indexverbesserung (+172%) bisher unter dem Durchschnitt. Die Gefahr eines groesseren Index-Einbruchs ist somit aus historischer Sicht nicht gegeben,
Allerdings gibt es technische Warnsignale, die auf eine unmittelbar bevorstehende Atempause von bis zu minus 5% hindeuten. Die Erholung seit der Korrektur Mitte Oktober ist mit einem Plus von 14% beim S&P 500 die stärkste in den vergangenen 60 Jahren! Wall Street und auch der DAX in Deutschland (plus 15% seit Mitte Oktober) sind stark überkauft. Der Optimismus unter Anlegern ist momentan sehr hoch und damit technisch betrachtet zu hoch. Daher sollte ein technisch bedingter Verkaufsdruck spätestens Anfang Dezember nicht überraschen, bevor es dann noch zu einer Jahresendrallye kommt.
Weitere Einschätzungen und spezifische Empfehlungen gibt es auf meiner Hotline. Mein nächster Blog erscheint Anfang Dezember.
© 2014 Heiko Thieme