Bielefeld (ots) - Kurz vor Weihnachten stellt sich die Frage: Ja, ist denn schon wieder Karneval? Kaum anders sind die vor Hohn und Spott triefenden Reaktionen zu deuten, die sich die CSU mit ihrer Forderung eingehandelt hat, Zuwanderer mögen doch bitteschön auch daheim in den eigenen vier Wänden deutsch miteinander sprechen. Nicht einmal die politische Verwandtschaft lässt sich die Gelegenheit zum Abwatschen der Christsozialen entgehen: »Ich finde ja, es geht die Politik nichts an, ob ich zu Hause lateinisch, klingonisch oder hessisch rede«, juxt CDU-Generalsekretär Peter Tauber. Dabei ist das Thema an sich ja gar nicht zum Lachen. Wie sehr die deutsche Sprache von Zuwanderern geprägt wird, mag die CSU anhand des Hashtags YallaCSU für die auf Twitter entbrannte Debatte bewerten: Yalla, vor zwei Jahren in der Endauswahl für das Jugendwort des Jahres, stammt aus dem Arabischen und bedeutet soviel wie »Beeil dich!« oder »Auf geht's!«. Das ist wohl auf die CSU gemünzt: »Kommt endlich in der Wirklichkeit an!« - so darf man das Schlagwort getrost übersetzen. Die Formulierung im Leitantrag bietet ja auch eine Steilvorlage für Spötter jeglicher Couleur. »Wer dauerhaft hier leben will, soll dazu angehalten werden, im öffentlichen Raum und in der Familie deutsch zu sprechen«: Wie soll man sich, bitteschön, die praktische Umsetzung vorstellen? Eine Sprachpolizei, die auf Kinderspielplätzen interveniert, wenn im Sandkasten oder auf den Bänken ringsum türkisch, arabisch oder englisch gesprochen wird? Und dürfen Russen, Franzosen oder Schweden dann auch nicht mehr ihre heimatlichen TV-Sender einschalten, die per Satellit weltweit ausgestrahlt werden? Nein, andersherum wird ein Schuh daraus. Wer die Deutschkenntnisse von Zuwanderern und vor allem von Kindern aus Zuwandererfamilien stärken will, der muss dafür sorgen, dass sie zunächst einmal ihre Muttersprache beherrschen. Um so leichter fällt dann der Erwerb der zweiten - und von weiteren - Sprachen. Diese Erkenntnis ist Grundlage unter anderem der sogenannten Rucksack-Projekte, mit denen in Kitas und Familienzentren Sprachförderung von Kindern und Müttern gleichermaßen betrieben wird. Missverständlich formuliert und dann auch noch fachlich fragwürdig: Man wird den Verdacht nicht los, dass es der CSU gar nicht um die Sache geht, sondern dass sie puren Populismus betreibt. Im vergangenen Jahr machte sie mit dem Slogan »Wer betrügt, der fliegt« Furore. In Wirklichkeit gilt als erwiesen, dass Zuwanderer in der Summe auch finanziell eine Bereicherung für das deutsche Gemeinwesen darstellen. Wer will, dass Zuwanderer in Deutschland heimisch werden, der muss mit ihnen reden und nicht über sie. Die CSU hat der Integration jedenfalls einen Bärendienst erwiesen.
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