Die bekannte afghanische Feministin und Parlamentsabgeordnete Schukria Barakzai hat unmittelbar vor dem Ende der ISAF-Mission eindringlich an die NATO appelliert, ihre Truppen-Abzugspläne zu überdenken. "Sonst wird sich die ganze Region in eine gefährliche Zone verwandeln, in einen Brandherd für ganz Europa", sagte die Abgeordnete der Zeitung "Bild am Sonntag".
"Ich hoffe daher sehr, dass die NATO ihre Haltung zum Abzug noch einmal überdenkt. Sie riskiert sonst, dass aus Afghanistan ein zweiter, ein schlimmerer Irak wird." Nach den Worten der 42-jährigen Politikerin sind in Afghanistan "die Schulen wieder geschlossen und die Kämpfe wieder ausgebrochen", wo die NATO-Kräfte bereits abgezogen sind. Barakzai hält ohne eine stärkere Einbindung der afghanischen Frauen jeden Friedensprozess in ihrem Land für zum Scheitern verurteilt: "Männer haben sich in diesem Land in den vergangenen 40 Jahren vor allem umgebracht". Daher müssten jetzt vor allem Frauen in den Friedensprozess eingebunden werden. Sie plädierte dafür, dass Afghanistan in naher Zukunft von einer Frau als Präsidentin regiert werde: "Wenn Bangladesch von einer Frau geführt werden kann, warum dann nicht mein Land?" Für eine Aussöhnung in Afghanistan sei sie bereit, denen zu verzeihen, die ein Attentat auf sie verübt hätten. Als ihr Vorbild in der Politik bezeichnete Barakzai die deutsche Bundeskanzlerin: "Angela Merkel ist eine starke Frau. Die Deutschen können sich glücklich schätzen, sie als Kanzlerin zu haben. Sie hat Charisma". Barakzai würde Merkel gerne persönlich treffen, um von ihr zu lernen.