Mainz (ots) - Ob die Nordkorea-Posse "The Interview" eine große oder nur eine alberne Komödie ist, spielt überhaupt keine Rolle. Es hat seit Chaplins Hitler-Parodie "Der große Diktator" gute Tradition, dass das Kino mit satirischen Mitteln Despoten der Neuzeit bloßstellt. Wegen einer diffusen Terror-Drohung die Ausstrahlung des Films in den amerikanischen Kinos abzusagen, war ein Sündenfall der Kino-Ketten und der Sony-Zentrale. Charlie Chaplin wird sich im Grabe umgedreht haben. Wenn der freiheitliche Westen so schnell in einem Kulturkrieg einknickt, der eher einer digitalen nordkoreanischen Wehrübung gleicht, dann gute Nacht. Da haben die Verleger der dänischen Zeitung Jyllands-Posten im Steit um die Mohammed-Karikaturen seinerzeit deutlich mehr Rückgrat bewiesen. Man muss noch keinen Krieg der Kulturen heraufbeschwören, wenn man sich auch auf massivem Druck hin nicht zur Zensur zwingen lässt. Es war deshalb vollkommen richtig, dass sich der amerikanische Präsident gegen Sony und die Kinoketten stellt. Peinlich nur, dass die hasenfüßigen Hollywood-Bosse diese Entscheidung gefällt hatten, ohne zuvor die US-Sicherheitsbehörden zu Rate zu ziehen. Barack Obama sollte sich darauf konzentrieren, dass solche kulturpolitischen Kurzschlüsse nicht wieder vorkommen. Tatsächlich macht er sich selbst lächerlich, wenn er China um Hilfe gegen Nordkorea anrufen lässt. Stärker kann man den nur in unseren Augen lächerlichen Diktator Kim Jong Un gar nicht aufwerten. Zu glauben, man könne die Chinesen zu einer Allianz gewinnen, wie man sie gegen die nordkoreanischen Atomversuche einmal erreicht hat, zeugt zudem von einer erschreckenden diplomatischen Naivität.
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