Weiter in Kauflaune sind die Anleger aus der kurzen Weihnachtspause am Freitag an die Wall Street zurückgekehrt. Während an den europäischen Börsen am zweiten Weihnachtsfeiertag nicht gehandelt wurde, ging das Geschäft an den US-Aktienmärkten nach nur einem Tag Pause wieder weiter. Dabei befand sich der Leitindex Dow Jones erneut in Rekordlaune - bereits zum 38. Mal im laufenden Jahr markierte er auf Schlusskursbasis ein Rekordhoch, das vierte in direkter Folge.
Mit 18.103 Punkten hatte er im frühen Geschäft außerdem ein Verlaufshoch erreicht. Am Ende des Tages stand nach Gewinnmitnahmen im späten Handel aber nur noch ein mageres Plus von 0,1 Prozent auf 18.053 Punkte. Auch der breitere S&P-500-Index erklomm ein neues Allzeithoch von knapp 2.089 Zählern. Für ihn war es das 52. Rekordhoch. Kräftiger aufwärts und zwar um 0,7 Prozent ging es mit dem Nasdaq-Composite-Index.
Der Dow-Jones-Index hatte erst am Dienstag erstmals über 18.000 Punkten geschlossen. In den vergangenen sechs Handelstagen legte das Börsenbarometer fast 1.000 Punkte zu.
Der Handel insgesamt war dünn. Lediglich 447 Millionen Aktien wechselten den Besitzer, verglichen mit 349 Millionen im verkürzten Handel am Mittwoch. Auf 2.104 (1.530) Kursgewinner kamen an der NYSE 1.045 (1.579) -verlierer, während 107 (112) Titel unverändert schlossen.
Für die gute Stimmung unter den Anlegern sorgte weiter das am Dienstag auf 5 Prozent nach oben revidierte kräftigste Wirtschaftswachstum seit zehn Jahren im dritten Quartal. Nachdem die US-Notenbank vergangene Woche signalisierte, dass sie die Zinsen im kommenden Jahr erhöhen werde, sich dabei aber in Geduld üben will, stellt sich das Umfeld aus Börsianersicht damit nahezu ideal dar.
"Die Nachrichten von der Konjunkturfront sind ziemlich stark", sagte Stephen Freedman, Marktstratege bei der Vermögensverwaltung der UBS. "Das hilft dem Markt ......., weil es für eine stetigere Richtung des (Gewinn) Wachstums spricht", ergänzte er. Die UBS rät ihren Kunden derzeit, Aktien den Vorzug vor Anleihen zu geben und mehr US-Aktien als sonst üblich in ihren Portfolios zu haben. Außerdem rät sie zu Aktien eher kleinerer Unternehmen, weil diese stärker vom US-Wachstum abhängen und außerdem den größeren Aktien hinterherhinkten im ablaufenden Jahr.
Gespannt warteten die Akteure an den US-Märkten nun auf Daten aus dem Weihnachtsgeschäft, zumal der Verfall der Ölpreise die Konsumenten ausgabenfreudiger gemacht haben dürfte, hieß es. Die "National Retail Federation" prognostiziert für November und Dezember einen Anstieg der Einzelhandelsumsätze um 4,1 Prozent. Das wäre der stärkste Anstieg seit 2011.
Die Ölpreise konnten sich derweil auch am Freitag nicht erholen, im Gegenteil nahm die jüngst gebremste Talfahrt nach Anfangsgewinnen wieder Fahrt auf. Der Preis der US-Sorte WTI ermäßigte sich zum US-Settlement um 2 Prozent auf 54,73 Dollar. Händler führten die neuerlichen Verluste auf Spekulationen zurück, wonach der wichtigste Ölförderer Saudi-Arabien womöglich erst bei einem Barrel-Preis von 40 Dollar auf den "Panikknopf" drücken und reagieren werde mittels einer Anpassung seiner Fördermengen.
Der US-Anleihemarkt stabilisierte sich weiter, nachdem er nach den guten BIP-Daten am Dienstag, die eine schnelle Zinserhöhung wahrscheinlicher machen, unter Druck geraten war. Die Zehnjahresrendite gab leicht nach auf 2,26 Prozent. Der Goldpreise legte mit 1,9 Prozent bzw 22 Dollar zwar relativ deutlich zu auf 1.196,30 Dollar je Feinunze, er glich damit aber lediglich die Verluste zu Beginn der Woche wieder aus und verharrte in der seit Monaten gültigen Spanne. Händler sprachen von Schnäppchenkäufen in einem dünnen Handel.
Bei den Einzelwerten standen Amazon im Fokus. Der Online-Einzelhändler hatte mitgeteilt, dass sich die über seine Smartphone-App getätigten Einkäufe im Weihnachtsgeschäft verdoppelt haben. Zudem meldete Amazon 10 Millionen neue Kunden für den Service Amazon Prime. Die Aktie stieg um rund 2 Prozent. Der Kurs des Einzelhandelsriesen Wal-Mart legte um gut ein halbes Prozent zu. Apple gewannen 1,8 Prozent. Das Weihnachtsquartals ist für den Technologieriesen mit Abstand das wichtigste innerhalb des Geschäftsjahres.
Weiter kräftig aufwärts ging es mit der Aktie des Spezialkameraherstellers GoPro nach dem Auslaufen einer 180-tägigen Haltesperre am Montag - diesmal um gut 4 Prozent. Zudem bezeichnete Amazon die GoPro-Kamera als Bestseller an den Feiertagen.
Qualcomm legten um 1,3 Prozent zu. Die chinesische Nationale Entwicklungs- und Reformkommission hatte angekündigt, die seit etwa einem Jahr andauernde Kartelluntersuchung gegen den Konzern so schnell wie möglich abschließen zu wollen. Die Unsicherheit mit Blick auf das China-Geschäft hatte die Aktie zuletzt belastet.
Microsoft litten darunter, dass der Softwarekonzern gemeinsam mit Sony Ziel eines Cyberangriffs war. Eine Hackergruppe hatte die Netzwerke der Spielekonsolen Playstation von Sony und Xbox von Microsoft in den USA lahmgelegt, auf denen unter anderem der Film "The Interview" zu sehen war, eine Satire auf Nordkorea, die Sony nach Drohungen zunächst zurückgezogen hatte. Die Microsoft-Aktie verlor 0,5 Prozent.
Erneut abwärts ging es angesichts der in den USA drohenden Zinserhöhung bei gleichzeitig extrem lockerer Geldpolitik der EZB mit dem Euro zum Dollar. Er kostete zuletzt 1,2180 Dollar und handelte damit nahe an dem am Dienstag erreichten Jahrestief bei 1,2165 Dollar.
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December 26, 2014 16:25 ET (21:25 GMT)
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