Bielefeld (ots) - Die Zeit heilt alle Wunden, sagt eine Volksweisheit. Der Mechanismus des Verdrängens, Verblassens, Vergessens macht oft ein Weiterleben erst möglich. Das aber heißt nicht, dass die Zeit immer erfolgreich ist, zumal immer Narben bleiben. Unter diesen Narben leiden all jene, die 25 Jahre nach dem Mauerfall noch ihre Stasi-Akten einsehen wollen. Wer nicht in der DDR gelebt hat, mag sagen: Nun lasst es doch mal gut sein. Es dauert aber manchmal Jahre, bis Betroffene den Mut finden, ein schmerzhaftes Kapitel wieder aufzuschlagen. Dass sie in der Behörde im schlimmsten Fall auf frühere Stasi-Mitarbeiter treffen, ist ein Skandal und war es immer, seit die Behörde ihre Arbeit aufnahm. Der späte Versuch des Roland Jahn, jene Mitarbeiter loszuwerden, mag rechtlich scheitern. Doch er ist ein Pflaster auf die Wunden der Stasi-Opfer. Moralisch liegt Jahn richtig. Ja, auch ehemalige Stasi-Schergen haben eine zweite Chance verdient. Aber nicht im Angesicht ihrer früheren Opfer. Sonst bluten alte Wunden noch länger.
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