Bremen (ots) - Kommunale Daseinsvorsorge war eine der großen Innovationen des 19. Jahrhunderts in den rasch wachsenden Städten. Im 21. Jahrhundert wird es nun zur Aufgabe der schrumpfenden Landgemeinden und kleinen Städte, ihren Bürgern ein Mindestmaß an Versorgung zu garantieren. Damit fallen ihnen teils Aufgaben zu, die bislang privatwirtschaftlich oder staatlich organisiert waren. Das Büsumer Ärztehaus ist ein Testballon für Deutschlands Randlagen. In der etablierten Ärzteschaft bestehen allerdings Bedenken, das System der freien Praxen infrage zu stellen. Wen wundert's, ein Hausarzt verdient nur knapp 2000 Euro weniger als die Bundeskanzlerin. Wenn andererseits jüngere Mediziner das finanzielle Risiko und die zeitliche Belastung einer eigenen Praxis scheuen, könnte das Büsumer Modell rasch Schule machen. Es ist der Not geschuldet, dass sich die Gemeinde und die Kassenärztliche Vereinigung über Besitzstandsdenken und Standesdünkel einmütig hinwegsetzen. Man würde den Gesundheitspolitikern im Bund ähnlich viel Kreativität und Durchhaltevermögen wünschen, um das Gesundheitswesen endlich umfassend zu reformieren. Der Ärztemangel an Schleswig-Holsteins Westküste ist nur der Vorbote künftiger Herausforderungen infolge des demografischen Wandels.
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