Bielefeld (ots) - Drei Tage dauerte der Alptraum, 17 Menschen wurden feige ermordet, neun lebensgefährlich verletzt. Trotzdem haben die fanatisierten Killer, auf deren Konto diese Schreckensbilanz geht, auf ganzer Linie verloren. Weder gelang es den Terroristen, Frankreich in blinde Panik zu versetzen, noch vermochten sie es, die Franzosen gegeneinander aufzuhetzen. Blinder Hass trieb die Attentäter - und Hass war es, den sie säen wollten. Aber sofort nach dem Massaker in den Redaktionsräumen von Charlie Hébdo ging wie ein Ruck durch die zutiefst geschockte französische Gesellschaft. Unsere Nachbarn schlossen die Reihen, um sich auf das zu besinnen, was sie verbindet: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Auf dem großen und beeindruckenden Solidaritätsmarsch durch Paris, an dem am Sonntag zahlreiche Staats- und Regierungschef sowie rund eine Million Menschen teilnahmen, wurde diese schon verloren geglaubte Einigkeit demonstriert. Zu Hunderttausenden waren die Franzosen aber auch schon vorher auf die Straße gegangen, um ihre Verbundenheit mit den Werten der Republik zu demonstrieren. Der Slogan "Ich bin Charlie" war von Anfang an mehr als der trotzige Schwur, sich von den islamistischen Gewalttätern nicht einschüchtern zu lassen. Er war und ist der Ausdruck eines neuen Wir-Gefühls. Natürlich sind die Standesdünkel der Alteingesessenen gegenüber den schlecht inte-grierten Nachfahren der Einwanderer aus Nord- und Schwarzafrika nicht über Nacht verschwunden. Ebenso wenig wie der Antisemitismus oder die Islamfeindlichkeit in einem Land, wo die Chefin des offen islamophoben Front National zu einer ernsthaften Präsidentschaftsanwärterin werden konnte. Doch "Ich bin Charlie" ist durchaus auch eine ganz bewusste Absage an jede Form von Ausgrenzung und Diskriminierung. Die Franzosen haben in diesen fürchterlichen Tagen Mut, Größe und Solidarität bewiesen. Und dass ihr durch die schwere Prüfung gehärtetes Bewusstsein der Zusammengehörigkeit mit dem Ende der unmittelbaren terroristischen Bedrohung wieder verschwindet, ist keineswegs ausgemacht.
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