Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir hat Unverständnis über die Ermittlungen der Berliner Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen des Verdachts auf Anbau von Betäubungsmitteln geäußert. "Praktisch alle Drogenexperten, unter Einschluss der Polizei, schütteln den Kopf angesichts der gesetzlich vorgesehenen Beschäftigungstherapie für die Staatsanwaltschaften in Sachen Cannabis", sagte Özdemir der "Welt am Sonntag".
"Ich selbst bin zwar Nichtraucher und fest überzeugt davon, dass man Drogenkonsum nicht verharmlosen darf, besonders gegenüber Jugendlichen. Indem wir allerdings Konsumenten von Cannabis in Deutschland immer noch kriminalisieren, während wir bei Alkohol andere Maßstäbe an den Tag legen, kann mit Vernunft und Rationalität nicht erklärt werden." Wer ein Drogenproblem habe, brauche Hilfe und keine überholten Gesetze, sagte Özdemir. Deutschland sollte dem Trend von immer mehr Ländern im Westen folgen und den Umgang mit Cannabiskonsum neu regeln und entkriminalisieren.
"Jetzt muss das Thema in den Bundestag getragen werden." Hintergrund der Ermittlungen ist ein Video aus dem Sommer 2014, das Özdemir auf einem Balkon mit einer Hanfpflanze im Hintergrund zeigt. Damals hatte Özdemir sich im Rahmen einer Spendenaktion für die Erforschung der unheilbaren Nervenerkrankung ALS einen Eimer Eiswasser über den Kopf gekippt, das Hanfgewächs war unübersehbar platziert. Aus Cannabispflanzen lassen sich Haschisch und Marihuana herstellen.
Besitz und Anbau der Pflanzen sind illegal und ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz.