Bielefeld (ots) - Nach Paris jetzt also Kopenhagen: Dem Terroranschlag, der sich gegen Meinungsfreiheit und die Juden richtete, fielen wieder zwei unschuldige Menschen zum Opfer. Die feige Mordtat in Dänemark wirft eine Reihe von Fragen auf. Zum Beispiel die, wie Politiker auf solche Attacken reagieren sollten. Sie handeln richtig, wenn sie die Tat unmissverständlich verurteilen, vor Hysterie und Racheakten warnen, der Polizei und den Sicherheitsbehörden den Rücken stärken, der Bevölkerung das Gefühl vermitteln, dass alles für ihren Schutz getan wird und wenn sie betonen, dass es verblendete Islamisten nicht schaffen werden, Demokratie und Meinungsvielfalt wegzubomben. Und wie hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf das Geschehen in Kopenhagen reagiert? Er rief die Juden auf, nach Israel auszuwandern, weil sie in Europa nicht sicher seien. Hilfreich war das nicht, schürt es doch unnötig die Angst der Juden vor Anschlägen zusätzlich. Dabei weiß jeder: Bei den Behörden in Deutschland, Frankreich oder England stehen jüdische Einrichtungen auf der Prioritätenliste ganz oben. Und wie sehr die Sicherheitsorgane - unabhängig von einzelnen Bevölkerungsgruppen - alarmiert sind, zeigt die Absage des Karnevalsumzugs in Braunschweig. Eine andere Frage ist es, ob Veranstalter nicht auf Diskussionen wie »Kunst, Gotteslästerung und Freie Rede« mit bei Muslimen verhassten Karikaturisten verzichten sollten, weil sie Anschläge provozieren könnten. Zur Demokratie gehört Meinungsfreiheit untrennbar dazu, und das bedeutet, dass Satire alles dürfen muss. Aber das bedeutet auch, dass Karikaturisten nicht alles machen müssen, was sie dürfen. Wer auf Fehlentwicklungen und Anmaßungen innerhalb des Christentums, des Judentums und des Islams mit spitzer Feder hinweisen will, hat auf jeden Fall alles Recht dazu - zumal dann, wenn unter dem Deckmantel der Religion Gewalt gerechtfertigt wird. Für den Zeitpunkt einer islamkritischen Ausstellung oder Diskussion gilt: Unmittelbar nach einem Anschlag sind sie deplatziert. Sie abzusagen oder zu verschieben, hat nichts mit Einknicken, sondern mit Augenmaß zu tun. Mangelndes Feingefühl ist den Betreibern des Kulturcafés in Kopenhagen nicht vorzuwerfen, schließlich sind seit der Tragödie von Paris fünf Wochen vergangen und kritische Auseinandersetzungen mit den Religionen sind richtig und wichtig. Dieser kritische Diskurs fehlt leider in vielen islamischen Staaten. In ihnen überwölbt Religion alle Lebensbereiche, bestimmt sie vielfach. Die Trennung von Staat und Religion ist anders als in Westeuropa (noch) nicht vollzogen. Wenn Allahs Wille und Ansehen angeblich wichtiger als alles andere sind, ziehen Eiferer daraus die Rechtfertigung für ihren Krieg gegen die »Ungläubigen«, wenn die in Wort oder Bild ihren Propheten »beleidigen«. Der säkulare Islam, den es ja auch gibt, muss sich von »Gotteskriegern« deutlich distanzieren. Kopenhagen gibt erneut Anlass dazu.
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