Bielefeld (ots) - Pragmatismus vor Programm, Zuverlässigkeit vor Zampano-Gebaren: Nein, die Rede ist nicht von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), sondern von Olaf Scholz (SPD), dem alten und neuen Ersten Bürgermeister Hamburgs. Als Gewinner stand der frühere Bundesarbeitsminister bereits vor Öffnung der Wahllokale fest, auch wenn er jetzt wohl die Grünen als Koalitionspartner braucht. Scholz' Umfragewerte erschienen dermaßen uneinholbar, dass CDU-Herausforderer Dietrich Wersich sicherheitshalber schon einmal um Stimmen für eine starke Opposition bettelte. Nicht einmal dieser Wunsch wurde ihm erfüllt: Die CDU stürzte deutlich unter die 20-Prozent-Marke. Damit darf man sich kaum mehr Volkspartei nennen. Wersich trägt an dem Absturz die geringste Schuld. Bis heute hat die Hamburger CDU unter dem doppelten Fiasko der früheren schwarz-grünen Koalition zu leiden: Die geplante Einführung der sechsjährigen Grundschule scheiterte 2010 krachend in einem Volksentscheid, der vormals sogar allein regierende CDU-Bürgermeister Ole van Beust warf danach die Brocken hin. Das haben die Hamburger wohl als Treulosigkeit empfunden und der CDU bis heute nicht verziehen. Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel braucht sich deshalb aber keine Sorgen zu machen: Ihre Umfragewerte bleiben konstant hoch, bundesweit spielt die Union weiter die unangefochtene Führungsrolle. Wenn denn die Hamburg-Wahl über die Grenzen der Stadt hinaus Bedeutung hat, dann für die FDP. Spitzenkandidatin Katja Suding hat mit ihrem schrillen Wahlkampf gepunktet und den Platz in der Bürgerschaft verteidigt. Damit ist die Wiedergeburt des parlamentarischen Liberalismus in Deutschland noch keineswegs gesichert. Doch das Menetekel des ewigen Verlierers muss die FDP nicht mehr fürchten: Hurra, wir leben noch! Die Alternative für Deutschland (AfD) wird wohl knapp in die Bürgerschaft einziehen. Auch wenn sie Scholz damit die absolute Mehrheit nimmt: Die weltoffene Hafenstadt ist kein Pflaster, auf dem es sich mit Ressentiments punkten lässt. Die Hamburg-Wahl beschert Olaf Scholz allerdings ein persönliches Problem besonderer Art: Sein Name wird demnächst wohl öfter genannt, wenn es um den künftigen SPD-Kanzlerkandidaten geht.
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