Bielefeld (ots) - Was ein demokratischer Rechtsstaat alles aushalten muss, hat sich zuletzt vor allem in Dresden gezeigt. Ähnlich schwer zu ertragen wie die geschichtsvergessene Schnauze-voll-Mentalität der falschen Patrioten in Sachsen war nun der Parteitag der nordrhein-westfälischen AfD in Kamen. Parteigründungen sind stets mit Geburtswehen verbunden. In der AfD sind ideologische Irrläufer jedoch nicht die Ausnahme. So handelt das Grundmotiv auch in NRW vom "Mut zu Deutschland", seinen ehrlichen, fleißigen Menschen und ihrer Treue zur Nation. Falsche Töne, ummantelt von Pathos und Paranoia. Etwa die larmoyante Eröffnungsrede des Landesvorsitzenden Marcus Pretzell, der sich sowohl intern durch den Vorstand als auch extern durch Demonstranten verfolgt fühlt. Apodiktisch im Duktus und selektiv in der Auswahl der Argumente versuchte er, "die da draußen", den Protest, in die linksradikale Ecke zu stellen. Grobschlächtiges Gejohle mehrheitlich älterer Herrschaften hallte ihm entgegen, als er seine Partei in bekannter Manier zu einer Insel von "Wahrheit" und "Vernunft" erklärte. Abgrenzung und Verleumdung zählen dabei zum Handwerk. Jüngsten Umfragen zufolge steht die AfD in NRW bei etwa fünf Prozent. Mit ausländerfeindlichen Ressentiments und islamophoben Parolen hält sich die Partei im Westen bisher zurück. Das hebt sie sich für das Jahr der Landtagswahl auf.
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