Frankfurt (ots) - Zum Auftakt der neuen Handelswoche geht es los.
Nun wird die Europäische Zentralbank (EZB) zusammen mit den
nationalen Notenbanken die Märkte mit einer gewaltigen Menge
Liquidität fluten. Im Rahmen des Ende Januar angekündigten
Bondkaufprogramms werden Staatsanleihen der Länder der Eurozone,
Bonds von staatsnahen Emittenten - sogenannten Agencies wie etwa die
KfW oder die Europäische Investitionsbank - und Anleihen von
supranationalen Adressen wie etwa der EU erworben. Insgesamt geben
Draghi und Co. monatlich 60 Mrd. Euro aus, und das summiert sich bis
Ende September 2016 auf 1,14 Bill. Euro.
Ab Montag, den 9. März 2015, erfolgt nun die konkrete Umsetzung
des Programms. Damit stellt sich für die Marktteilnehmer die Frage,
wie sich diese Umsetzung in der Praxis denn wohl gestalten wird. EZB
und die nationalen Notenbanken betreten damit ebenso Neuland wie die
Investoren. Allein schon vor diesem Hintergrund und angesichts der
Tatsache, dass das Programm ja nicht in ein paar Tagen oder Wochen
wieder abgeschlossen ist, werden die Zentralbanker aller Voraussicht
nach nicht aggressiv vorpreschen, sondern vermutlich eher behutsam
vorgehen, vor allem in den ersten Handelstagen. Die EZB selbst hat
bei der Bekanntgabe der Details des Ankaufprogramms ja schon sehr
deutlich gemacht, dass bei der Einhaltung der Vorgaben des Programms
gewisse Flexibilitäten bestehen, was ebenfalls eine ruhige Hand
signalisiert.
Ruhige Hand
Nun gibt es mit Anleihekäufen aber auch schon gewisse Erfahrungen
aus früheren und laufenden Programmen wie etwa dem
Covered-Bond-Kaufprogramm, das bereits seit dem Herbst vergangenen
Jahres aktiv ist. Die Umsetzung dieser Programme kann ein Gefühl
dafür geben, wie die Notenbanker wohl auch jetzt verfahren werden.
Herumgereicht wurde am Markt immer, dass bei den früheren Programmen
- verständlicherweise - die Zentralbanken der großen Länder die
aktivsten gewesen sein sollen. Laut Marktteilnehmer waren die
Deutschen und die Franzosen aktiv. Darüber hinaus sollen auch die
spanische und die italienische Notenbank im Markt gesehen worden
sein. Bei den Anleihekäufen haben die Marktteilnehmer denn auch immer
die Mentalität beobachten können, die den Ländern auch sonst, das
heißt im Alltag, schnell mal nachgesagt wird. Es wurde - wie so oft
schon in der Euro-Krisen-Debatte - eine Nord-Süd-Unterscheidung
vorgenommen. Zentralbanken, die eher nördlichen Regionen des
gemeinsamen Währungsraumes zuzurechnen sind, wurde ein sehr
gradliniges, eher etwas zurückhaltendes Agieren nachgesagt. Im Süden
soll hier und mal eine etwas lockerere Art beobachtet worden sein.
Des Weiteren wurde berichtet, dass eine Zentralbank, die auf einer
Insel beheimatet ist, immer dann mit Käufen aufgetreten sein soll,
wenn bestimmte Renditemarken bei den Bonds erreicht wurden: Bei 6%,
6,50% oder 7%, sich ansonsten aber eher bedeckt hielt. Die kleineren
Zentralbanken bzw. die Zentralbanken kleinerer Länder sollen im Markt
immer nur vereinzelt gesichtet worden sein, und dann auch nur am
Anfang des Programms - quasi um Flagge zu zeigen. So was liegt bei
manchem Land aber auch auf der Hand. Wie lange wird Luxemburgs
Zentralbank nun wohl brauchen, um die 5 (in Worten: fünf) Anleihen
des Landes über insgesamt 6,05 Mrd. Euro zu kaufen? Vielleicht einen
halben Vormittag und ein gutes Dutzend Telefonate lang - viel länger
wohl eher nicht. Alle fünf Bonds des Großherzogtums qualifizieren
sich im Übrigen für das EZB-Kaufprogramm. Die Fälligkeiten 2020,
2022, 2023 2028 und 2043 haben durchweg noch positive Renditen.
Querbeet gekauft
Bei den gekauften Laufzeiten konnte in früheren Programmen kein
Muster beobachtet werden: Gekauft wurde meist querbeet. Das ist auch
jetzt zu erwarten, die EZB hat ja klargestellt, dass sie keinen
Zielpunkt hinsichtlich der Kapitalbindungsdauer (Duration) hat, und
deshalb muss sie das Portfolio auch nicht vor einem derartigen
Hintergrund steuern.
Die Kaufvolumina, will heißen Ticketgrößen, werden wahrscheinlich
wieder etwas variieren, denn es kommt ja auch auf den Counterpart an.
In früheren Programmen wurde von Bandbreiten der Tickets von 5 bzw.
10 bis 50 Mill. Euro gesprochen, mitunter auch ein wenig größer. Sehr
große Tickets sollen aber immer die Ausnahme geblieben sein. Das wird
sich jetzt wohl auch so gestalten, denn viele Marktakteure erwarten,
dass die Investoren eher zögerlich verkaufen werden, wissen sie doch,
dass das Programm noch recht lange läuft.
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Medienmappe: http://www.presseportal.ch/de/pm/100014783
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www.boersen-zeitung.de
Nun wird die Europäische Zentralbank (EZB) zusammen mit den
nationalen Notenbanken die Märkte mit einer gewaltigen Menge
Liquidität fluten. Im Rahmen des Ende Januar angekündigten
Bondkaufprogramms werden Staatsanleihen der Länder der Eurozone,
Bonds von staatsnahen Emittenten - sogenannten Agencies wie etwa die
KfW oder die Europäische Investitionsbank - und Anleihen von
supranationalen Adressen wie etwa der EU erworben. Insgesamt geben
Draghi und Co. monatlich 60 Mrd. Euro aus, und das summiert sich bis
Ende September 2016 auf 1,14 Bill. Euro.
Ab Montag, den 9. März 2015, erfolgt nun die konkrete Umsetzung
des Programms. Damit stellt sich für die Marktteilnehmer die Frage,
wie sich diese Umsetzung in der Praxis denn wohl gestalten wird. EZB
und die nationalen Notenbanken betreten damit ebenso Neuland wie die
Investoren. Allein schon vor diesem Hintergrund und angesichts der
Tatsache, dass das Programm ja nicht in ein paar Tagen oder Wochen
wieder abgeschlossen ist, werden die Zentralbanker aller Voraussicht
nach nicht aggressiv vorpreschen, sondern vermutlich eher behutsam
vorgehen, vor allem in den ersten Handelstagen. Die EZB selbst hat
bei der Bekanntgabe der Details des Ankaufprogramms ja schon sehr
deutlich gemacht, dass bei der Einhaltung der Vorgaben des Programms
gewisse Flexibilitäten bestehen, was ebenfalls eine ruhige Hand
signalisiert.
Ruhige Hand
Nun gibt es mit Anleihekäufen aber auch schon gewisse Erfahrungen
aus früheren und laufenden Programmen wie etwa dem
Covered-Bond-Kaufprogramm, das bereits seit dem Herbst vergangenen
Jahres aktiv ist. Die Umsetzung dieser Programme kann ein Gefühl
dafür geben, wie die Notenbanker wohl auch jetzt verfahren werden.
Herumgereicht wurde am Markt immer, dass bei den früheren Programmen
- verständlicherweise - die Zentralbanken der großen Länder die
aktivsten gewesen sein sollen. Laut Marktteilnehmer waren die
Deutschen und die Franzosen aktiv. Darüber hinaus sollen auch die
spanische und die italienische Notenbank im Markt gesehen worden
sein. Bei den Anleihekäufen haben die Marktteilnehmer denn auch immer
die Mentalität beobachten können, die den Ländern auch sonst, das
heißt im Alltag, schnell mal nachgesagt wird. Es wurde - wie so oft
schon in der Euro-Krisen-Debatte - eine Nord-Süd-Unterscheidung
vorgenommen. Zentralbanken, die eher nördlichen Regionen des
gemeinsamen Währungsraumes zuzurechnen sind, wurde ein sehr
gradliniges, eher etwas zurückhaltendes Agieren nachgesagt. Im Süden
soll hier und mal eine etwas lockerere Art beobachtet worden sein.
Des Weiteren wurde berichtet, dass eine Zentralbank, die auf einer
Insel beheimatet ist, immer dann mit Käufen aufgetreten sein soll,
wenn bestimmte Renditemarken bei den Bonds erreicht wurden: Bei 6%,
6,50% oder 7%, sich ansonsten aber eher bedeckt hielt. Die kleineren
Zentralbanken bzw. die Zentralbanken kleinerer Länder sollen im Markt
immer nur vereinzelt gesichtet worden sein, und dann auch nur am
Anfang des Programms - quasi um Flagge zu zeigen. So was liegt bei
manchem Land aber auch auf der Hand. Wie lange wird Luxemburgs
Zentralbank nun wohl brauchen, um die 5 (in Worten: fünf) Anleihen
des Landes über insgesamt 6,05 Mrd. Euro zu kaufen? Vielleicht einen
halben Vormittag und ein gutes Dutzend Telefonate lang - viel länger
wohl eher nicht. Alle fünf Bonds des Großherzogtums qualifizieren
sich im Übrigen für das EZB-Kaufprogramm. Die Fälligkeiten 2020,
2022, 2023 2028 und 2043 haben durchweg noch positive Renditen.
Querbeet gekauft
Bei den gekauften Laufzeiten konnte in früheren Programmen kein
Muster beobachtet werden: Gekauft wurde meist querbeet. Das ist auch
jetzt zu erwarten, die EZB hat ja klargestellt, dass sie keinen
Zielpunkt hinsichtlich der Kapitalbindungsdauer (Duration) hat, und
deshalb muss sie das Portfolio auch nicht vor einem derartigen
Hintergrund steuern.
Die Kaufvolumina, will heißen Ticketgrößen, werden wahrscheinlich
wieder etwas variieren, denn es kommt ja auch auf den Counterpart an.
In früheren Programmen wurde von Bandbreiten der Tickets von 5 bzw.
10 bis 50 Mill. Euro gesprochen, mitunter auch ein wenig größer. Sehr
große Tickets sollen aber immer die Ausnahme geblieben sein. Das wird
sich jetzt wohl auch so gestalten, denn viele Marktakteure erwarten,
dass die Investoren eher zögerlich verkaufen werden, wissen sie doch,
dass das Programm noch recht lange läuft.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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