Hagen (ots) - Man muss der noch jungen griechischen Regierungen ein paar Dinge zugute halten: Sie ist nicht für die Fehlentwicklungen der vergangenen Jahrzehnte verantwortlich. Die grundsätzlichen Zweifel am Konzept des Extremsparens in der Rezession werden weltweit von vielen Wirtschaftsexperten geteilt. Die einseitige Belastung der Armen war ein großer Fehler des Troika-Regimes. Und große Erfolge des gesamten sogenannten Rettungsplans sind nicht zu verzeichnen. Ministerpräsident Tsipras und Finanzminister Varoufakis hätten also mit den europäischen Partnern Verhandlungen über eine Neujustierung aufnehmen können, ein Sozialprogramm zur Linderung akuter Nöte verlangen, dafür mit aller Kraft endlich den von ihren Vorgängern versprochenen, doch verschleppten Umbau des Staates in Richtung Effizienz angehen. Es sind nicht nur Steuer- und Katasterwesen lächerlich unterentwickelt; die gesamte Bürokratie ist überbesetzt und unterqualifiziert. Von solchen Versuchen ist nichts bekannt geworden. Von Anfang an waren Provokationen und Erpressungsversuche zu vernehmen. Die Drohung des Verteidigungsministers, Flüchtlinge, auch Terroristen, mit Papieren auszustatten und nach Berlin zu schicken, sind noch frisch, da will der Justizminister deutsches Eigentum beschlagnahmen, um Reparationen einzutreiben. Ist das Irrsinn aus Verzweiflung? Sehr unkonventionelle Taktik? Purer Dilettantismus? Reste von Vertrauen hat Athen verspielt. Der Preis, den die Euro-Länder für Griechenland zu zahlen bereit sind, wird nicht steigen. Emotionale Gegenreaktionen verbieten sich dennoch. Zähes Verhandeln, mühsame Kompromisse - so funktioniert Europa. Besser mit Griechenland, notfalls auch ohne. Hoffentlich wird das in Athen bald verstanden.
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