(Neu: Bericht zu Filialschließungen im siebten Absatz)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Bank
Die Deutsche Bank arbeitet seit Wochen an einer neuen Ausrichtung. Dabei soll ohne Tabus geprüft werden, auf welche Geschäfte sich das Institut künftig konzentriert und was es künftig angesichts schwacher Gewinne sowie zunehmend strengerer Regeln und Kapitalanforderungen nicht mehr macht. Intern kämpfen in der Strategiedebatte dem Vernehmen nach Anhänger des Privatkundengeschäfts mit den Investmentbankern um die künftige Verteilung der Gewichte innerhalb des Konzerns.
Die erste der drei verbliebenen Optionen sieht den Berichten zufolge nun vor, dass die Grundstruktur als Universalbank erhalten bleibt und die Bank praktisch alle Geschäfte vom Privatkundengeschäft bis zum Investmentbanking weiter betreibt. Für diesen Fall ist ein neuerlicher Sparkurs vorgesehen und eine weitere Verkleinerung der Bilanz. Unter anderem würde dabei die Postbank, die immer noch als eigenständige Tochter an der Börse notiert ist, komplett in den Konzern integriert, um Doppelstrukturen abzubauen. Dieses Durchwurschteln dürfte allerdings Jahre dauern und bei Anlegern nicht gut ankommen, die einen großen Wurf erwarten.
Variante zwei beinhaltet den Berichten nach schnellere Einschnitte. Laut "Süddeutscher Zeitung" und "Welt" soll dabei die Bilanzsumme von 1,7 Billionen Euro rasch um 400 Milliarden Euro sinken. Dazu würde die Postbank verkauft oder große Anteile wieder an die Börse gebracht. Um die Bilanz zu schonen, würde die Bank auch keine eigenen Baufinanzierungen mehr vergeben, sondern nur noch als Vermittler auftreten. Aber auch das Investmentbanking würde um 150 Milliarden Euro schrumpfen und müsste Geschäfte mit anderen Banken und Schattenbanken wie Hedgefonds einschränken.
Der klarste Schritt wäre die Aufspaltung der Bank und der Rückzug aus dem Privatkundengeschäft. Dieses könnte in einer neuen Gesellschaft mit den Marken Postbank und Deutsche Bank an die Börse gebracht werden und sich so frisches Geld besorgen. Übrig blieben das Investmentbanking, das Zahlungsverkehrsgeschäft und die Vermögensverwaltung. Laut der Zeitung "Die Welt" favorisieren Arbeitnehmervertreter diese Variante, weil damit dramatische Einschnitte bei Produkten und Arbeitsplätzen wohl ausblieben. Das "Handelsblatt" schrieb, dass dies intern das bevorzugte Modell sei.
Allerdings ist auch diese Variante nicht ohne Risiko. Zwar würden beide Teile der Deutschen Bank mit kleineren Bilanzsummen daherkommen und vergleichsweise gut kapitalisiert sein. Allerdings fehlte dem Gesamtkonzern mit den Einlagen der Privatkunden eine wichtige und als besonders stabil geltende Refinanzierungsquelle. Er müsste sich möglicherweise stärker am schwankungsanfälligen Kapitalmarkt Liquidität besorgen.
Unabhängig vom Ausgang der Debatte dürfte es nach Informationen der "Welt" Einschnitte im Filialnetz geben. Demnach würden von den derzeit gut 700 Deutsche-Bank-Filialen in den kommenden Jahren etwa 250 wegfallen. Ein entsprechender Vorschlag liege dem Vorstand vor, sagten mehrere mit den Plänen vertraute Personen der Zeitung. Damit wolle das Privatkunden-Management auf den zunehmenden Trend zum Online-Banking reagieren.
Laut "Welt" steht in allen drei Strategievarianten die Beteiligung an der chinesischen Hua Xia Bank zur Disposition. Die Deutsche Bank hält knapp 20 Prozent an dem Privatkunden-Institut, bei dem sie 2006 eingestiegen war. Eine Mehrheitsübernahme ist nach chinesischem Recht nicht möglich. Gleichzeitig sind Minderheitsbeteiligungen durch die neuen Kapitalanforderungen für Banken unattraktiver geworden./enl/mne/stb
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AXC0180 2015-03-23/15:43