Von Tom Fairless
BRÜSSEL (Dow Jones)--Die Europäische Union (EU) erwägt eine große Untersuchung über die Arbeitsweisen von Internetplattformen wie Google oder Amazon in Europa. Hintergrund der Überlegungen sind Bedenken, dass solche Unternehmen zu viel Macht über kleinere Firmen haben könnten, wie aus einem internen Diskussionspapier der EU hervorgeht, in das das Wall Street Journal Einblick hatte.
Die mögliche Untersuchung wurde in der vergangenen Woche von der Europäischen Kommission diskutiert. Diese arbeitet an einer Reform der digitalen Wirtschaft in Europa, um die Region als einen globalen Führer im Bereich IT zu etablieren. Sollte es zu einer Untersuchung kommen, dürfte diese zu neuen gesetzgeberischen Maßnahmen führen, um große Internetplattformen im Zaum zu halten.
"Die wachsende Marktmacht von Online-Plattformen in der digitalen Wirtschaft, ebenso wie der Ansatz zum Umgang mit illegalen/schädlichen Inhalten online, werfen eine Reihe von Problemen auf, die nach weiteren Untersuchungen verlangen", heißt es in dem internen Papier, das von dem in der EU-Kommission für die digitale Agenda verantwortlichen Vizepräsidenten Andrus Ansip vorgelegt und an die anderen Kommissare verteilt wurde.
Darin wird auch gefragt, ob eine größere Untersuchung der Rolle von Online-Plattformen Teil der digitalen Strategie sein soll, die am 6. Mai bekannt gegeben wird. Zu Online-Plattformen zählen laut dem Papier Suchmaschinen, soziale Medien, elektronische Handelsplattformen, App-Stores und Preisvergleich-Webseiten.
Das Fehlen konkreter Gesetzesvorschläge im digitalen Plan der EU dürfte allerdings einige europäische Politiker enttäuschen - vor allem in Frankreich und Deutschland, denn die beiden Länder haben bereits auf eine schärfere Regulierung großer US-Technologieunternehmen gedrängt.
Eine Kommissions-Sprecherin sagte am Freitag, die Behörde wolle im Herbst eine Online-Anhörung starten, um die Probleme rund um Internet-Plattformen zu untersuchen.
US-Konzerne wie Amazon, Apple, Facebook und Google sehen sich wachsendem regulatorischen Widerstand in Europa ausgesetzt. Gegen sie wird unter anderem wegen möglicher Verletzungen des Datenschutzes, möglichem wettbewerbsfeindlichen Verhalten und möglicherweise illegaler Steuerabkommen ermittelt.
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April 04, 2015 10:42 ET (14:42 GMT)
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