Bremen (ots) - Wenn früher Disko-Besuche tödlich endeten, lag es meistens daran, dass sich alkoholisierte Jugendliche hinters Steuer setzten und dann mit überhöhter Geschwindigkeit gegen einen Baum oder einen Brückenpfeiler krachten. Mit einem Mix aus Aufklärung, stärkeren Kontrollen und Angeboten wie den "Nachtschwärmer-Bussen" ist es gelungen, die Zahl dieser grauenhaften Unfälle zu senken. Hier hatte Vorbeugung also noch Erfolg. Doch leider gehen die Tanz- und Feierfreudigen seit Jahren ein neues lebensgefährliches Risiko ein: hemmungslos eskalierende Gewaltausbrüche. Ein kleiner Rempler, ein schiefer Blick, eine dumme Bemerkung können dazu führen, dass am Ende der Nacht ein junges Leben ausgelöscht wird - so wie jetzt, am Osterwochenende, in Ritterhude. Nach einem Streit wird ein 21-Jähriger auf dem Heimweg eiskalt von hinten angefahren und tödlich verletzt - es macht einen fassungslos. Todesopfer und Schwerverletzte hat es auch schon auf der Bremer Disko-Meile und im Viertel gegeben, immer aus nichtigem Anlass. Die Brennpunkte sind längst bekannt; auch die Diskothek in Ritterhude hat einen entsprechenden Ruf. Die Reaktionen sind eher hilflos. In Bremen etwa ein nächtliches Waffenverbot, Streetworker und Umbaupläne für die Diskomeile: breitere Gehwege, damit es seltener zu Rempeleien kommt. Ob das Leute beeindruckt, die sofort zuschlagen, zustechen, zutreten, wenn sie sich "provoziert fühlen", durch was oder wen auch immer? Wer das Problem weiter von A nach B und von dort nach C schieben möchte, doziert jetzt, dass Gewaltprävention eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei: Familie, Schule, Nachbarschaft, Politik - sie alle seien in der Pflicht. Ob dem mutmaßlichen Täter von Ritterhude seine Eltern oder Lehrer nie gesagt haben, dass man Gegner in einem Streit nicht einfach totfahren darf? Wahrscheinlicher ist doch, dass er irgendwann durch sämtliche Maschen der sozialen Kontrolle gerutscht ist. Die Hemmschwelle, brutale Gewalt anzuwenden, ist ganz offensichtlich dramatisch gesunken - nicht nur in diesem Fall. Etwa, wenn Mitglieder verfeindeter Familienclans zu Dutzenden mit Messern, Baseball-Schlägern und Eisenstangen aufeinander losgehen. Oder wenn halbwüchsige Handy-Diebe Polizisten mit abgebrochenen Flaschen attackieren. Mit welcher Form der Ansprache hofft man, solche Leute noch zu erreichen? Wenn Vorbeugung versagt, muss diese Gesellschaft sich schützen, indem sie Gewalttäter konsequent bekämpft. Und genau wie sogenannte Risiko-Spiele beim Fußball die erhöhte Aufmerksamkeit der Polizei erfahren, muss es auch bei Risiko-Orten sein. Hier zu sparen ist fahrlässig - womöglich mit tödlichen Folgen.
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