Frankfurt (ots) - Die Rasanz des Renditeabstiegs der
Bundesanleihen entlang der gesamten Laufzeitenkurve sowohl im
vergangenen als auch in diesem Jahr ist beeindruckend, wenn nicht gar
beängstigend. Beängstigend nicht zuletzt deshalb, weil Prognosen
bezüglich des Zeitpunktes neuer Renditetiefs mittlerweile nicht nach
wenigen Tagen, sondern mitunter schon binnen Stunden über den Haufen
geworfen werden können. Die Marktzinsen fallen wie Steine, die
zehnjährige Laufzeit hat die Nulllinie derzeit fest im Blick - dem im
vorigen Monat angelaufenen Quantitative Easing der Europäischen
Zentralbank, am Leben gehaltenen Grexit-Sorgen sowie Konjunktur- und
Deflationsbefürchtungen sei Dank.
Auch neun Jahre negativ
Nachdem die achtjährige Bundrendite vor einigen Tagen negativ
geworden war, folgte am Freitag der gerade zu Ende gegangenen Woche
nun die nächste Laufzeit, d.h. die neunjährigen Papiere, in der Liste
derjenigen Fälligkeiten, die in der Rendite jetzt ein Minus vor dem
Komma ausweisen. Bis auf -0,006% ging es herunter. Und die
Marktakteure werden nun nicht mehr lange warten müssen, bis die
Laufzeitenkurve des Bundes auch bei der zehnjährigen Anleihe im
negativen Bereich angekommen ist. Dann allerdings können sie sich
erstmal ein wenig zurücklehnen, denn bis das ganz lange Kurvenende,
d.h. 30-jährige Bundesanleihe, im Minus angekommen ist, wird es
vermutlich noch etwas dauern. Gegenwärtig liegt die Rendite bei
0,45%, was aber ebenfalls ein historisches Tief ist.
Der Bund-Future bleibt damit auf Klettertour. Im März hatte er
einmal kurz die Marke von 160,00% erreicht - darüber war aber nicht
gesprungen. Recherchiert man im Internet, wird die Marke von 160,00%
mitunter als Obergrenze angesehen. Das ist allerdings Nonsens. Wie
man am Donnerstag und Freitag der abgelaufenen Woche sehen konnte,
sind Kursnotierungen oberhalb von 160% in der Praxis durchaus
möglich. Bis auf 160,69<% kletterte der wichtigste Zinsterminkontrakt
der Eurozone am Freitag.
Nicht genau 0 Prozent
Der Marke von 160% wird zudem gelegentlich nachgesagt, dass dann
die zehnjährige Bundrendite auf 0,00% gefallen ist. Nun kann man aber
sehen, dass die zehnjährige Bundrendite noch knapp oberhalb von 0,00%
liegt - wenn es auch nur wenige Basispunkte sind (Rekordtief:
0,049%). Wie erklärt sich diese - wenn auch geringe - Diskrepanz? Die
Marke von 160% beim Bund-Future lässt sich leicht nachvollziehen. Dem
Bund-Future liegt eine sogenannte idealtypische Bundesanleihe
zugrunde. Sie ist mit einem jährlichen Zinskupon von 6% ausgestattet.
Diese Bundesanleihe hat eine Restlaufzeit von 8,5 bis 10,5 Jahren.
Rechnet man vereinfacht mit einem Marktzinssatz von 0,00%, kommt
man bei einer exakt zehn Jahre laufenden Anleihe mit einem Kupon von
6% auf 60 Euro Zinsertrag und damit zuzüglich des Nominals von 100%
auf die Marke von 160%.
Nun sind aber die lieferbaren Bundesanleihen nicht alle mit einer
exakt zehnjährigen Laufzeit sowie einem Kupon von 6% ausgestattet.
Diese Festlegung stammt ja noch aus den 80er Jahren des vorigen
Jahrhunderts, als die Vorbereitungen für die Deutsche Terminbörse
liefen, die später in der Eurex aufging. Lieferbar sind zwecks
Erfüllung der Lieferverpflichtungen beim Bund-Future verschiedene
Anleihen, ein sogenannter Basket von Anleihen. Da sie alle
unterschiedlich hinsichtlich Kupon und Laufzeit ausgestaltet sind,
werden sie mit Hilfe von Konversionsfaktoren auf das Kuponniveau von
6% der idealtypischen Bundesanleihe umgerechnet. Aus diesen Anleihen
wird dann die billigste, in den Future zu liefernde Anleihe bestimmt
(CtD, Cheapest to Deliver). Die aktuelle CtD-Anleihe ist die im
Februar des Jahres 2024 fällige Anleihe mit einem Kupon von 1,75%.
Sie hat schon eine negative Rendite. Sie lag am Freitagnachmittag bei
minus 2,4 Basispunkten.
Festzustellen ist darüber hinaus, dass die Bund-Kurve bis zum
Zehnjahresbereich, d.h. bis einschließlich der neunjährigen Laufzeit,
schon unter null liegt. Die negativen Abzinsungsfaktoren erklären es
laut Marktteilnehmern denn auch, warum der Bund-Future nun eben auch
über die Marke von 160% geklettert ist - und genau hier eben kein
Stopp ist.
Wo endet die Reise?
Und wo wird die Reise enden? Die Antwort auf diese Frage ergibt
sich daraus, wie weit die zehnjährige Bundrendite letzten Endes in
den Minusbereich abrutschen wird. Und das Ende der Fahnenstange bei
den negativen Bondrenditen bzw. Marktzinssätzen ist mit Sicherheit
noch nicht erreicht.
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Medienmappe: http://www.presseportal.ch/de/pm/100014783
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Bundesanleihen entlang der gesamten Laufzeitenkurve sowohl im
vergangenen als auch in diesem Jahr ist beeindruckend, wenn nicht gar
beängstigend. Beängstigend nicht zuletzt deshalb, weil Prognosen
bezüglich des Zeitpunktes neuer Renditetiefs mittlerweile nicht nach
wenigen Tagen, sondern mitunter schon binnen Stunden über den Haufen
geworfen werden können. Die Marktzinsen fallen wie Steine, die
zehnjährige Laufzeit hat die Nulllinie derzeit fest im Blick - dem im
vorigen Monat angelaufenen Quantitative Easing der Europäischen
Zentralbank, am Leben gehaltenen Grexit-Sorgen sowie Konjunktur- und
Deflationsbefürchtungen sei Dank.
Auch neun Jahre negativ
Nachdem die achtjährige Bundrendite vor einigen Tagen negativ
geworden war, folgte am Freitag der gerade zu Ende gegangenen Woche
nun die nächste Laufzeit, d.h. die neunjährigen Papiere, in der Liste
derjenigen Fälligkeiten, die in der Rendite jetzt ein Minus vor dem
Komma ausweisen. Bis auf -0,006% ging es herunter. Und die
Marktakteure werden nun nicht mehr lange warten müssen, bis die
Laufzeitenkurve des Bundes auch bei der zehnjährigen Anleihe im
negativen Bereich angekommen ist. Dann allerdings können sie sich
erstmal ein wenig zurücklehnen, denn bis das ganz lange Kurvenende,
d.h. 30-jährige Bundesanleihe, im Minus angekommen ist, wird es
vermutlich noch etwas dauern. Gegenwärtig liegt die Rendite bei
0,45%, was aber ebenfalls ein historisches Tief ist.
Der Bund-Future bleibt damit auf Klettertour. Im März hatte er
einmal kurz die Marke von 160,00% erreicht - darüber war aber nicht
gesprungen. Recherchiert man im Internet, wird die Marke von 160,00%
mitunter als Obergrenze angesehen. Das ist allerdings Nonsens. Wie
man am Donnerstag und Freitag der abgelaufenen Woche sehen konnte,
sind Kursnotierungen oberhalb von 160% in der Praxis durchaus
möglich. Bis auf 160,69<% kletterte der wichtigste Zinsterminkontrakt
der Eurozone am Freitag.
Nicht genau 0 Prozent
Der Marke von 160% wird zudem gelegentlich nachgesagt, dass dann
die zehnjährige Bundrendite auf 0,00% gefallen ist. Nun kann man aber
sehen, dass die zehnjährige Bundrendite noch knapp oberhalb von 0,00%
liegt - wenn es auch nur wenige Basispunkte sind (Rekordtief:
0,049%). Wie erklärt sich diese - wenn auch geringe - Diskrepanz? Die
Marke von 160% beim Bund-Future lässt sich leicht nachvollziehen. Dem
Bund-Future liegt eine sogenannte idealtypische Bundesanleihe
zugrunde. Sie ist mit einem jährlichen Zinskupon von 6% ausgestattet.
Diese Bundesanleihe hat eine Restlaufzeit von 8,5 bis 10,5 Jahren.
Rechnet man vereinfacht mit einem Marktzinssatz von 0,00
man bei einer exakt zehn Jahre laufenden Anleihe mit einem Kupon von
6% auf 60 Euro Zinsertrag und damit zuzüglich des Nominals von 100%
auf die Marke von 160%.
Nun sind aber die lieferbaren Bundesanleihen nicht alle mit einer
exakt zehnjährigen Laufzeit sowie einem Kupon von 6% ausgestattet.
Diese Festlegung stammt ja noch aus den 80er Jahren des vorigen
Jahrhunderts, als die Vorbereitungen für die Deutsche Terminbörse
liefen, die später in der Eurex aufging. Lieferbar sind zwecks
Erfüllung der Lieferverpflichtungen beim Bund-Future verschiedene
Anleihen, ein sogenannter Basket von Anleihen. Da sie alle
unterschiedlich hinsichtlich Kupon und Laufzeit ausgestaltet sind,
werden sie mit Hilfe von Konversionsfaktoren auf das Kuponniveau von
6% der idealtypischen Bundesanleihe umgerechnet. Aus diesen Anleihen
wird dann die billigste, in den Future zu liefernde Anleihe bestimmt
(CtD, Cheapest to Deliver). Die aktuelle CtD-Anleihe ist die im
Februar des Jahres 2024 fällige Anleihe mit einem Kupon von 1,75%.
Sie hat schon eine negative Rendite. Sie lag am Freitagnachmittag bei
minus 2,4 Basispunkten.
Festzustellen ist darüber hinaus, dass die Bund-Kurve bis zum
Zehnjahresbereich, d.h. bis einschließlich der neunjährigen Laufzeit,
schon unter null liegt. Die negativen Abzinsungsfaktoren erklären es
laut Marktteilnehmern denn auch, warum der Bund-Future nun eben auch
über die Marke von 160% geklettert ist - und genau hier eben kein
Stopp ist.
Wo endet die Reise?
Und wo wird die Reise enden? Die Antwort auf diese Frage ergibt
sich daraus, wie weit die zehnjährige Bundrendite letzten Endes in
den Minusbereich abrutschen wird. Und das Ende der Fahnenstange bei
den negativen Bondrenditen bzw. Marktzinssätzen ist mit Sicherheit
noch nicht erreicht.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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